ExitUs: Play It Backwards – Exeter (Filmkritik)

Die psychiatrische Heilanstalt Exeter für geistig abnorme Jugendliche, steht seit Jahren leer. Früher sollen dort grausame Experimente stattgefunden haben und es ranken sich mittlerweile viele Gerüchte um dieses Haus. Ein klarer Fall für ein paar College-Studenten, hier muss eine Party mit viel Alkohol, Drogen und Sex steigen, denn wer sollte sie in diesem abgelegenen Gebäude schon stören?

Eigentlich niemand, bis auf den bösen Geist (Dämon?) der in einen von ihnen fährt, weiße Augen, Wind- und Schwebeeffekte und gruselige Sprache inklusive. Zum Glück gibt es aber noch das Internet und so ist schnell ein „Exorzismus für Dummys“ geplant, um die unheimliche Situation zu entschärfen, ohne dass die Erwachsenen was mitbekommen. Doch so einfach ist es natürlich nicht und schon bald gehören die atmenden unter den Jugendlichen, einer stetig kleiner werdenden Minderheit an.

The Asylum - Exeter

Der Film „Exeter“ war zu einem früheren Produktionszeitpunkt auch bekannt als „Backmask“ und ist in England mittlerweile auf DVD unter dem Namen „The Asylum“ erschienen. Bei uns kommt er unter dem „kreativen“ zweideutigen Namen „ExitUs“ in den Handel. Regie führte Marcus Nispel (Conan the Barbarian), der hiermit erstmals eine Arbeit abliefert, die kein Remake ist oder eine Adaption eines bereits existierenden Stoffes. Heraus gekommen ist dabei ein irrer Mix, der bekannte Klischees nimmt und mit selbstironischen Momenten paart und auch vor eindinglich brutalen Szenen nicht zurück schreckt.

Ein verlassenes Gebäude mit dunkler Vergangenheit, ein paar Jugendliche in Partylaune, ein Versuch mit der spirituellen Geister-Ebene zu kommunizieren. Wer da keine Gefahr sieht und glaubt es gäbe ein Happy End für alle Beteiligten, der hat wohl noch nie wirklich einen Genre-Beitrag gesehen. Diese altbekannte Konstellation wird hier aber nicht dazu benutzt, um spannenden und subtilen Grusel zu erzeugen (wofür Nispel auch nicht bekannt ist), sondern vielmehr beginnt eine Achterbahnfahrt, irgendwo zwischen Klischee, Parodie und eskalierenden Gewaltausbrüchen.

Wie die Kids mit der Situation des Besessen seins von einem der ihren umgehen, ist einfach köstlich. Schnell das Internet befragen, Doktor Google weiß es eben doch immer noch am Besten. Dann der Exorzismus selber, bei dem man als Zuschauer doch drüber steht, weil die Grundsituation einfach so absurd ist und dann gleichzeitig trotzdem auch von der Atmosphäre gefangen wird. Solche Momente, genau wie die Szene in der ein cooler Typ schimpft, dass es weder den Teufel noch Dämonen gibt, nur um dann von dem Besessenen erschreckt zu werden und gleich darauf mit den Händen eng um ein Kreuz geschlungen, wimmernd in einer Ecke sitzt sind es, die den Film in seiner Gesamtheit unterhaltsam machen und auf eine Party-Movie Ebene heben.

Das unterstützt auch die für Genre-Fans erfreulich blutig inszenierte Dezimierung der Teenager. Eine Gesichtshälfte abhacken, die dann am Boden landet und den eigenen Körper beäugt, wie er munter weiter kämpft, den Kopf zermatschen zu Mus, die Heckenschere durch einen Körper rammen und einen Rasenmäher zur Händeentfernung nutzen, hier kommt schon eignes zusammen. Zumal diese Szenen durchaus wuchtig und direkt wirken und auf CGI-Effekte soweit es möglich war, verzichtet wurde. Authentisch überfordert mit den Ereignissen wirken dann auch alle jungen Darsteller, die ich zuvor nur selten oder noch gar nie auf der Leinwand gesehen habe.

Große Ausnahme ist natürlich Altstar Stephen Lang (Avatar) als Pater Conway, der es durch seine leicht manische Art sofort offensichtlich macht, dass er etwas zu verbergen hat. Schade, dass er nur in wenigen Szenen vorkommt, denn er hat hier wirklich eine leicht verstörende Präsenz, was ihn zu einem der spannendsten Figuren in diesem Irrenhaus macht. Kelly Blatz (Aaron Stone) als unfreiwilliger Held, der sich neben seinen Freunden auch noch um seinen kleinen Bruder und das Mädchen, in das er sich verguckt hat, kümmern muss, macht seine Sache souverän.

Brittany Curran (Captured) als Reign fand ich interessant, weil sie mit ihren Vorschlägen und Aktionen die Handlung oft voran treibt und sehr kämpferisch wirkt, also keinen starken Jungen an ihrer Seite braucht, der sie beschützt. Der Rest des Casts hat typische Rollen – die Schlampe, der Kiffer, der harte Typ und der dicke Besserwisser – und so ist Kennern sicher gleich klar, dass man mit solchen Charakterzügen, einen Horrorfilm kaum überleben wird. Am Ende gibt es dann sogar noch eine überraschende Wende und zuvor gestellte Fragen, werden (fast) alle aufgeklärt. Die Möglichkeit einer obligatorischen Fortsetzung, hält man sich dabei selbstverständlich auch offen.

Insgesamt daher ein einerseits kruder Horror-Mix, der andererseits trotzdem zu gefallen weiß. Natürlich ist dies kein intelligenter Film, aber dafür einer der ziemlich genau weiß, wie das Genre funktioniert und wie weit man in die satirische Ebene vordringen darf und nebenbei trotzdem auch noch dafür sorgen kann, dass unheimliche oder schockierende Sequenzen funktionieren. Ein klarer Pflichtfilm also bei der nächsten Party in einem verlassenen Gebäude, dann klappt es auch sicher mit dem anschließenden ruhigen Nickerchen.

„ExitUs“ bekommt von mir 7/10 den Ausdruck mörderische Party viel zu wörtlich nehmende Empfehlungspunkte.

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