John Dillinger (Johnny Depp) war berühmt. Warum? Er raubte Banken aus. Erzählt wird die unglaubliche, aber auch unglaublich brutale Geschichte eines Mannes, der gefürchtet, aber auch bewundert wurde. Er und seine Komplizen wurden in einer bis Dato fast einmaligen Hetzjagd gejagt. Deren Anführer war Melvin Purvis (Christian Bale).
Wenn Michael Mann, der Regisseur hinter Oscar-gekrönten Filmen wie „Heat“ und „Insider“ mal wieder einen Film dreht, kann man durchaus gespannt sein. Wahre Begebenheiten sind der Stoff aus dem gute Geschichten sind. In diesem Fall wurde die wahre Geschichte des Gangsters John Dillinger verfilmt. Der Film beruht lose auf Bryan Burroughs Buch „Public Enemies: America’s Greatest Crime Wave And The Birth Of The FBI, 1933-34“ und schildert die letzten 13 Monate in Dillingers Lebens, bevor dieser im Juli 1934 von dem Texas Ranger Charles Winstead niedergestreckt wurde.
Regisseur Michael Mann, liefert hier „nur“ eine solide Leistung ab. Die von mir generell ungeliebte Wackelkamera kommt in manchen Szenen sehr stark zum Einsatz, stellenweile fühlte ich mich wie auf offener See, was bei mir persönlich oft zu einem flauen Magen führt und das Filmvergnügen negativ beeinflusst. Da sitze ich also vor dem Bildschirm und frage mich, ob der Regisseur es beabsichtigt hat, mir meinen Appetit zu verderben.
Was mich an der Geschichte selber stört, ist die fehlende Chemie zwischen dem von Christian Bale (American Hustle) gespielten Purvis und Johnny Depps (Transcendence) Dilinger. Ich erwarte ein Katz-und-Maus Spiel der Sonderklasse à la „Catch me if you can“ (mit Tom Hanks und Leo DiCaprio), werde aber bitter enttäuscht. Sowohl Depp als auch Bale spielen gut, doch sie haben, wenn sie gemeinsam auf der Leinwand zu sehen sind, einfach keinen Draht zueinander. Da wirkt alles hölzern und steif.
Warum sich Dillinger zu Billie hingezogen fühlt, bleibt absolut im Unklaren, ebenso wie die nicht immer nachvollziehbare Hingabe seiner Geliebten zu dem Gangsterboss. Er sieht sie, will sie und kriegt sie. Ich weiß nicht wie es damals in Beziehungen ablief, aber heute würde sich keine Frau mit ein bisschen Selbstachtung so verhalten. Im Prinzip lässt sich seine gesamte Charakterzeichung mit einem Satz summieren „I rob banks.“ Recht viel näher kommt man Dillingers Charakter und seinen inneren Beweggründen leider nicht.
Es sind auch extrem viele bekannte Gesichter in den Nebenrollen zu finden. Da wären mindestens ein Dutzend bekannte Gesichter wie Billy Crudup (Watchmen), Giovanni Ribisi (A Million Ways to Die in the West), Stephen Dorff (Immortals), Emilie de Ravin (Once upon a Time), David Wenham (300: Rise of an Empire), Leelee Sobieski (Joy Ride), Channing Tatum (22 Jump Street), Lily Taylor (Almost Human), Shawn Hatosy (The Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans), Stephen Graham (Tinker Tailor Soldier Spy), Matt Craven (X-Men: First Class) oder James Russo (Django Unchained) und die ganze Truppe ist nur dazu bestimmt, mitunter winzige Puzzlestücke zum Story-Geflecht beizusteuern, wobei es auf mich ein wenig verschwenderisch wirkt, einen bekannten Schauspieler nach dem anderen antanzen zu lassen, ihm aber nur eine minimale Rolle zu geben.
Optisch kommt die ganze Sache sehr schön daher. Vor allem die vielen Nacht-Szenen sehen durch die hier verwendeten HD-Digicams trotz Dunkelheit gut aus. Es ist dunkel genug um ein Gefühl für die Nacht zu bekommen, aber doch hell genug, um alles mitzubekommen.
Eine Szene, die mir noch gut in Erinnerung ist, ist eine Flucht durch den Wald. Der Ton ist komplett zurück geschraubt, man hört nur das Trampeln der Füße. Bis die Schüsse fallen und die beinahe friedliche Ruhe jäh zerstört wird.
Fazit: Hätte man zumindest Bale gegen jemanden mit mehr Charisma in dieser Rolle ausgetauscht, wäre der Film um Klassen besser gewesen, aber so kommt leider nur ein mittelmäßiger Film dabei heraus.
Dieser Film bekommt von mir 6/10 erbeuteten Punkten.
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