The Electric State (Filmkritik)

Auf einer alternativen Version dieser Erde, kommt es im Jahr 1990 zu einem Aufstand der Roboter gegen die Menschen und zu einem anschließenden Krieg, den die Menschheit wahrscheinlich verloren hätte, hätte der CEO der Firma Skate namens Ethan Skate (Stanley Tucci), nicht eine bahnbrechende Erfindung präsentiert, mit der die Maschinen, zur Aufgabe gezwungen wurden.

Vier Jahre später lebt die Waise Michelle (Millie Bobby Brown) bei ihrem sie schlecht behandelnden Ziehvater, bis sie eines Tages Besuch von einem Roboter bekommt, der scheinbar irgendwie von ihrem offiziell verstorbenen Bruder kontrolliert wird. Gemeinsam machen sie sich daraufhin auf eine gefährliche Reise und bekommen dabei schon bald Unterstützung vom Veteranen Keats (Chris Pratt), der ebenfalls einen sehr hilfreichen Roboter an seiner Seite hat…

Die Russo Brüder Joe und Anthony (Avengers Endgame) können es einfach nicht lassen. Im Jahr 2022 drehten sie mit The Gray Man die bis dato teuerste Netflix Produktion um 200 Millionen Dollar. Nun melden sie sich zurück mit einer sehr losen Verfilmung eines illustrierten Romans aus dem Jahr 2018 vom schwedischen Autor Simon Stålenhag und dafür haben sie 320 Millionen Dollar verbraten, was den Film zur neuesten, teuersten Produktion des Streaming-Anbieters macht.

Bei Kritikern kam das Werk sehr schlecht weg – auch wegen den Kosten – doch vor allem deswegen, weil eben von der melancholischen Vorlage, so gut wie nichts übrig geblieben ist. Da ich diese nicht kenne, lasse ich diesen Aspekt übrigens gänzlich weg bei meinen Eindrücken. Was man dafür auch als Nicht-Kenner des Ausgangsmaterials sehr deutlich merkt, ist dass die Russos hier einen Film im Stil der frühen Stephen Spielberg und Robert Zemeckis Filme aus den 80er Jahren machen wollten.

Wie gesagt, man merkt es, aber die Magie fehlt. Dies ist eine Buddy-Teambuilding-Komödie, die angefangen von den Darstellern über die Handlung bis hin zur „Charakter-Entwicklung“ null Risiko eingeht und man die vorhandenen Dynamiken, schon in zahlreichen Filmen um einiges mitreißender inszeniert bewundern durfte. Zusätzlich – und vielleicht geht es nur mir so – gefällt mir das Design der Roboter nicht wirklich. Man muss sie nicht alle lächerlich finden, aber Gefühle zu ihnen, baut man keine auf (ach wie gerne hatte ich doch Bumblebee, die hier sind mir aber egal).

Passend dazu, ist zwar Chris Pratt wie immer sympathisch, spielt seinen Keats jedoch so, als wäre er ein schlechterer Schauspieler, der seine eigene Performance als Starlord kopieren wollen würde (ich hoffe ihr versteht was ich damit meine). Millie Bobby Brown bleibt scheinbar weiterhin die Wunderwaffe von Netflix (zuletzt im schwachen Damsel) und was soll ich sagen, ihre Michelle ist ein Abziehbild einer hoffnungsvollen Heldin inklusive Coming Of Age Story, nur ohne Substanz.

Das klingt jetzt beim Schreiben übrigens schlimmer, als ich den Film erlebt habe (er ist für mich keine Total-Katastrophe), er hat nur einfach keine Highlights und keine Szene, die ich mir gerne öfters wieder ansehen würde. Bei dem Geld und den Verantwortlichen, da erwartet man sich irgendwie involvierendere Unterhaltung mit mehr/anderen Schauwerten. Die Effekte rund um die Roboter sind dafür sehr gut (bis auf kleine Ausreißer) und die Optik an sich ist bestechend.

Warum man im Kampf die Waffe eines Feindes nicht aufhebt und ihn beseitigt (nachdem dieser sie mehrmalig fallen lässt) oder warum man die Sicherheitscodes eines Ex-Mitarbeiters, der die Firma offensichtlich nicht im Guten verlassen hat, nicht ändert, da habe ich keine Ahnung. Auch der Endkampf und wie er abläuft, ist im Prinzip streckenweise ziemlich lächerlich. Die Andersartigkeit nicht ausgrenzen/ausnützen Botschaft und der Wink mit dem „Immer Online Flucht aus der Realität“ Zaunpfahl ist dann dermaßen plakativ, dass es wie ein Video über den Klimawandel von Leonardo Di Caprio wirkt.

Neben den Effekten haben höchstwahrscheinlich auch die zahlreichen Gaststars einiges an Geld gekostet. Stanley Tucci (Citadel) ist schön arrogant und machtgeil, Giancarlo Esposito (Abigail) wie immer schön furchteinflössend aber am Ende doch menschlich und Ke Huy Quan (Love Hurts) ist trotz Fehlern sympathisch. Bei den Sprechern sind unter anderem Woody Harrelson (Triangle of Sadness), Anthony Mackie (Elevation) oder Alan Tudyk (Serenity) mit dabei. Die bekannten Gesichter/Stimmen sind zwar nett, ändern in Summe am Unterhaltungswert aber kaum etwas.

Geschriebene Worte können durch uns Leser zur Magie im Kopf werden. Ein geschriebenes Drehbuch, das sollte der Regisseur (oder in diesem Fall eben Mehrzahl) zu Magie auf der Leinwand (dem Bildschirm) machen und zwar schon bevor es in unseren Köpfen landet. Man spürt auch, dass die Russos dies erreichen wollten, doch es gelingt nur ansatzweise. Ingesamt für mich nach dem Trailer, der mich so gar nicht angesprochen hat, keine Enttäuschung, aber um das Geld und mit diesen Leuten (ja, ich wiederhole mich)…ach was, vergesst das, engagiert einfach talentiertere Leute für eure Drehbücher, geht doch das eine oder andere Risiko ein und lasst ihnen mehr Zeit für Charakterentwicklungen, dann kann es fast nur bergauf gehen.

„The Electric State“ bekommt von mir 5/10 die Flucht vor der Flucht vor der Realität einleitende Empfehlungspunkte.


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