Triangle Of Sadness (Filmkritik)

Yaya (Charlbie Dean) und Carl (Harris Dickinson) sind ein Paar. Sie ist Influencerin. Er ist bzw. will ein Model sein. Und die beiden gewinnen einen Kreuzfahrt auf einer Luxusjacht. Also, genau genommen, ist es kein Gewinn, sondern Yaya bekommt sie geschenkt, weil sie ja Influencerin ist. Mit an Bord sind eine ganze Reihe von sehr, sehr reichen Leuten. Allesamt nicht unsympathisch, naja, viele davon nicht gänzlich unsympathisch, und alle ein bisschen … kirre.

Der Captain (Woody Harrelson) hat sich in seiner Kabine eingeschlossen und will nicht rauskommen. Das geht ein paar Tage gut, aber dann ist das Kapitäns-Dinner und gerade an diesem Tag ist ein Unwetter angesagt. Das Übel nimmt seinen Lauf (im wort- und sprichwörtlichen Sinn) …

Ich habe mein Leben lang noch nie was von Ruben Östlund gehört und ich habe auch keinen seiner Filme gesehen. Ich muss vorausschicken, dass ich auch keinen davon nachholen werde. Das liegt jetzt nicht daran, dass „Triangle Of Sadness“ ein schlechter Film wäre, aber es ist schon eine sehr eigene Art von Film und meine Zeit mit diesen Art-House-Komödien ist mehr oder weniger vorbei. Wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob es sich um eine Komödie handelt. Vielleicht ist es einfach eine absurde, übertriebene Interpretation der Wirklichkeit.

Yaya und Carl sind jetzt nicht die interessantesten Figuren, aber sie sind auch nicht dazu da, um interessant zu sein. Sie sind dazu da, dass man ihnen Dinge erklärt, die der oder die Zuseherin wissen muss. Und da passt diese Pärchen, dass die Kreuzfahrt ja gewonnen hat, perfekt ins Bild. Man könnte auch sagen, dass sei á la Deadpool „schlecht geschrieben“. Allerdings nimmt man sich am Anfang viel Zeit um die beiden einzuführen und ja, sie sind eigentlich eh ganz okay.

Highlight des Films sind die absolut trocken präsentierten und irgendwie absurden Dialoge. Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich reingefunden hatte, denen anfangs hat man das Gefühl, man würde einen richtigen, ernst gemeinten Art-House-Film sehen und ich vermute man kann „Triangle Of Sadness“ auch so sehen, denn auch am Ende geht es wieder in einer eher ernstere Richtung, aber bis dahin reagiert die Absurdität.

Da haben wir das liebreizende, sympathische Pensionisten-Pärchen, welches bei Tisch von seiner schweren Zeit berichtet, die fast ihre Beziehung zerstört hätte, weil ihre Firma fast pleite ging, aber dann hat sich die Weltwirtschaft auf ihrem Gewerbegebiet wieder erholt. Was ihr Gewerbe ist? Sie bauen Handgranaten und Landminen. Oder der Russe, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort einfach, wie er nicht müde wird, zu betonen, „Sch***e“ verkauft hat. Wortwörtlich. Als Dünger. Und dadurch wurde er reich. Und das geht so dahin.

Manchmal kommt so etwas wie Selbsterkenntnis auf, als zB eine der reichen Damen ihrer zugeteilten Betreuerin mitteilt, dass es nicht fair ist, dass sie (die Reiche) im Pool baden darf und alles hat, während die andere ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen muss. Das wirkt tatsächlich so wie Selbsterkenntnis. Bis die Dame ihrer Betreuerin befiehlt(!) jetzt an ihrer statt zu Baden und Spaß zu haben. Tatsächlich befiehlt sie es der gesamten Besatzung. Was dazu führt, dass die gesamte Besatzung baden gehen muss. Alle. Wirklich. Alle. Was man nicht alles tut oder tun muss für Geld. Absurd. Und solche Szenen werden lang und breit zelebriert.

Und das wirkliche Highlight ist dann das Dinner mit dem Kapitän, welches bei wildem Seegang geführt wird. Was nicht allen … bekommt. Nur der Kapitän hat seine Freude und besäuft sich mit dem Russen, bis dann irgendwann alles die Toilette runter geht (wortwörtlich das Gegenteil von dem was passiert) und tja, Piraten auf die Luxusjacht aufmerksam werden …

Und dann landen alle auf einer Insel. Oder zumindest ein Teil davon. Und schon bald müssen sie feststellen, dass sie null Ahnung haben, wie man hier überleben kann.

Das alles ist verpackt in wenig subtile Bilder. Die Klo-Managerin, die weiß wie man Feuer macht und jagen geht, während die Ex-Reichen neben dem Lagerfeuer sitzen, Soletti essen und ihr zusehen, wie sie arbeitet, aber die ganze zeit sich völlig sicher sind, dass das Ergebnis der Jagd ihnen zusteht. Bis sich die Machtverhältnisse ändern …

Ja, der Film hat ein wenig gedauert, bis ich ihn einerseits verstehen und andererseits vertragen konnte. Es ist schon alles sehr, sehr plakativ. Ja, es funktioniert und wenn man drin ist, dann sind viele Szene ob ihrer Absurdität witzig und nachdenklich stimmend zugleich, aber alles in allem ist die Laufzeit von knappen 2 1/2 Stunden einfach zu lang. Und wie alle Art-House-Filme, oder Filme die das gerne wären, wirkt die ganze Sache die ganze Zeit über so, als ob sich die Macher (oder in diesem Fall der Macher) für schlauer gehalten hat als alle anderen. Ja, der Film macht Spaß, viele Szenen sind ob ihrer Absurdität wirklich großartig, aber Hand aufs Herz: Ich habe 2 1/2 Stunden schon besser investiert.

„Triangle Of Sadness“ bekommt von mir 7 von 10 möglichen, sich trocken lange Zeit nehmende, Punkte.


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