Boy Kills World (Filmkritik)

Boy (Bill Skarsgård) ist auf einer Mission. Als Kind wurde seine gesamte Familie getötet und ihm selbst, wurde der Gehörsinn geraubt und die Zunge heraus geschnitten. Mit Hilfe eines verrückten Schamanen (Yayan Ruhian) beginnt er sein Training, bis er schließlich als erwachsener junger Mann, zu einer wahren Kampfmaschine gereift ist.

Sein Ziel ist die Van Der Koy Familie, die für sein Leid verantwortlich ist, zur Strecke zu bringen, allen voran deren Oberhaupt Hilda (Famke Janssen). Doch ganz alleine, wird er diese Aufgabe kaum schaffen können, da die Koys von einer ganzen Armee von Soldaten beschützt werden und nebenbei gibt es da auch noch Vollstreckerinnen, wie eta June27 (Jessica Rothe)…

Der aus Deutschland stammende Regisseur Moritz Mohr, hat bei ein paar Kurzfilmen Regie geführt, was jedoch schon Jahre her ist. Somit ist „Boy Kills World“ sein Spielfilmdebüt als Regisseur, für den er ein Studio gefunden hat, indem er eine vorvisualisierte Kurzversion der Story Sam Raimi (Evil Dead) und Roy Lee (Barbarian) vorgelegt hatte. Die beiden Herren waren beeindruckt und so wurde das Projekt mit den zweien als Produzenten auf die Beine gestellt.

Es gibt ja so Filme, da weiß man beim Trailer schon genau, dass das „ein Film für mich“ ist. So ist es mir hier ergangen und wenn ich umschreibende Worte finden müsste, dann würde das wohl so klingen: eine dystopische Action-Komödie, die mit ihren bunten CyberPunk Einflüssen, wie direkt aus einem blutigen Graphic Novel entsprungen scheint und bei mir ähnliche Gefühle ausgelöst hat, wie etwa Kick-Ass oder zuletzt Bullet Train.

Das hier ist dann schon ein ziemlich wilder Mix, doch für mich fügen sich alle Teile blendend zusammen. Zunächst mal der lustige Teil, da Komödie ja zu den schwierigsten Genres gehört. Den größten Spaß – und das fühlt sich gleichzeitig wie eine neue Idee an – liefert die innere Stimme, die sich Boy zulegt und die direkt aus der Spielhalle eines Fighting-Games der Marke Mortal Kombat stammt. Damit reagiert er innerlich auf Alles und kommentiert auch, was vor allem von der Betonung her, bei mir zu einem Dauergrinsen geführt hat.

Dazu mischt sich eine Ebene, die lustig und tragisch ist, denn er sieht immer wieder seine Schwester als Kind (als er sie zum letzen Mal gesehen hat) und sie sorgt dafür, dass er immer wieder abgelenkt wird und seine Aktionen deswegen schief gehen. Natürlich reagiert sie dabei auf seine innere Stimme, als würde er ganz normal reden, immerhin sind doch beide nur in seinem Kopf. Dazu passend gibt es Rückblicke zu seinem Training und dabei kommen Drogen zum Einsatz und was er da so sieht, das kann man nur mit den zusätzlichen Sinnen Wahnsinn, Irrsinn und Schwachsinn richtig beschreiben.

Die Action ist schnell und die Kamera mitten drinnen bzw. fährt/fliegt sie mit, aber ich kann Entwarnung geben. Ich mag nämlich keine Wackelkamera und zerschnittene Action kann ich nicht ausstehen, doch hier wirkt die Kameraarbeit anders, denn man hat immer den Überblick und kann die Wucht zahlreicher Aktionen, förmlich spüren. Blut spritzt auch genug, meist in bester Over the Top Tradition und das passt bestens zum „larger than life“ Feeling des gesamten Abenteuers.

Bill Skarsgård (Naked Singularity) liefert als Boy eine „All In“ Performance ab, das geht über seine körperliche Transformation, über seine Gestik bis hin zum dem offensichtlich intensiven Martial Arts Training. Jessica Rothe (Happy Death Day) als June27 ist körperlich ebenso in Topform und so intensiv wie hier, habe ich sie zuvor noch nie erlebt. Sharlto Copley (Beast) und Andrew Koji (Snake Eyes) sorgen auf unterschiedliche Art für einige schräge Momente und Michelle Dockery (The Gentlemen) ist so herrlich arrogant, die muss man einfach lieb haben.

Von den Trainings-Sequenzen im Urwald, über die Gräueltaten eines totalitären Regimes bis hin zu Seitenhieben auf die Unterhaltungsbranche ist da in Summe mehr drinnen, als zunächst vermutet. Man kann den Film aber einfach auch als wilde Achterbahnfahrt erleben und hat dennoch seinen Spaß. Der finanzielle Erfolg ist zwar ausgeblieben, doch so völlig ohne Agendas (ist 2024 sehr selten geworden) einfach Vollgas zu geben, das ist schon eine sehr feine Sache. Übrigens gibt es eine kurze Szene nach dem Schlussspann und die ist lustig und traurig zugleich, eigentlich wie der gesamte Film. Ein Mix, den das echte Leben ebenso gar nicht so selten abliefert.

„Boy Kills World“ bekommt von mir 9/10 Alles gebend, sich gegen die Welt aufbäumende Empfehlungspunkte.


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