Beast – Jäger ohne Gnade (Filmkritik)

Der kürzlich verwitwete Dr. Nate Samuels (Idris Elba) reist mit seinen beiden Teenager Töchtern Meredeith (Iyana Halley) und Norah (Leah Jeffries) in das Mopani Reservat in Südafrika. Hier werden sie von Nates altem Freund Martin (Sharlto Copley) in Empfang genommen, der vor vielen Jahren Nate mit der zukünftigen Mutter seiner zwei Töchter bekannt gemacht hat. Dort angekommen beschäftigt sich die Familie so gut es geht ohne gegenseitige Vorwürfe mit ihrem Verlust.

Ein Ausflug nach der ersten Nacht soll alle auf andere Gedanken bringen. Zunächst ist die Familie von der Flora und Fauna fasziniert, doch dann treffen sie in einem Dorf auf Leichen von Einheimischen, die offensichtlich ein Löwe umgebracht hat. Diesem Löwen wurde scheinbar von Wilderen seine Familie genommen, denn er benimmt sich äußerst ungewöhnlich, ist eindeutig auf Rache aus und noch immer in der Gegend…

Ein bißchen wirkt der neue Film von Regisseur und Produzent Baltasar Kormákur (Contraband, 2 Guns) ja wie die Big Budget Variante des Filmes Rogue mit Megan Fox aus dem Jahr 2020, was die Regisseurin M.J. Bassett lustiger Weise auch selbst im Internet kommentiert hat. Während Rogue mehr Anspruch hatte (auf Wilderei aufmerksam zu machen) und insgesamt einfach Spaß machte, hat Beast eindeutig die besseren Effekte und mit Idris Elba einen mehr als fähigen Leading Man aka mehr Starpower.

Hin und wieder schafft es ein Creature Feature Film ja, das Genre über den überlaufenen Trash-Markt hinaus zu heben (z.b. Crawl oder zuletzt Shark Bait). Das gelingt hier auch zu 100 Prozent, aber wirklich unheimlich oder durchgehend spannend, ist die Sache leider auch nicht geworden. Liegt sicherlich auch daran, dass von Anfang an klar ist, wer überleben wird und wie sich das Verhältnis zueinander entwickeln wird.

Uneingeschränkt positiv fällt die Kamera auf, einfach mit welchen einnehmenden Bildern die gesamte Landschaft Afrikas eingefangen wurde. Ebenso bestechend ist das Sounddesign, gerade in Momenten, wo sich Figuren verstecken müssen und man ganz genau jede kleine Bewegung, jeden Schnaufer und Knurr-Geräusche wahrnimmt. Wieder mal der Fall einer Etablierung der Gegend als eigenen Charakter, was hier sehr schön gelungen ist.

Idris Elba (The Suicide Squad) ist einfach ein cooler Typ, egal ob seine Figur hier zunächst Zweifel und Selbstvorwürfe mit sich herum schleppt, der zieht die Sache schon durch und rettet seine Mädels, daran hat man nie einen Zweifel (worunter die Spannung leidet). Die beiden jungen Damen sind ebenfalls authentisch, wirken nie nervig und halten sich mit dummen Entscheidungen meist zurück. Sharlto Copley (Free Fire) als Martin hat auch seine Momente, die ihn sympathisch machen. Bei seiner Figur hätte man aber viel mehr in die Tiefe gehen können, denn da gibt es eine Enthüllung, auf die nie eingegangen wird.

Der Löwe ist ein starker Gegenspieler, der niemals aufgibt und seine Beute schnell aus dem Nichts heraus angreift. Die Mischung aus handgemachten Effekten und CGI ist bis auf minimale Ausnahmen sehr stimmig und reißt nie aus der Illusion heraus, sich von diesem Tier möglichst weit fern halten zu wollen. Wie schnell er einerseits mit Schusswaffen ausgestattete Menschen beseitigt und was andererseits dann beim Finale passiert, passt dafür wiederum so nicht ganz zusammen.

Also von der Inszenierung her top, wirkt der Kampf frisch und unverbraucht, aber spätestens dabei ist jeder Hauch von Glaubwürdigkeit flöten gegangen. Dafür ist das emotionale Zusammenfinden der Familie erwartungsgemäß schön und etwas kitschig und die Wilderer werden eindeutig als Unmenschen präsentiert, denen Geld über alles geht und die sicherlich auch nicht davor zurück schrecken, Menschen zu beseitigen, wenn diese sie verraten würden. Ob man sie selbst dafür töten darf? Das wird nur angesprochen, die Antwort darauf liefert dann wohl der Löwe.

Ingesamt also für einen Creature Feature Film von der Produktion her ein überdurchschnittlich aufwendiges Abenteuer, mit starken Effekten, ausgefeilter Technik und sehr guten Darstellern. Dennoch kann das in Summe nicht wirklich begeistern bzw. umhauen, dafür passiert einfach nichts, was überraschen würde und ein paar Momente glänzen mit ihrer Unglaubwürdigkeit. Ein kleiner Löwe wird hier wohl dennoch satt, für einen erwachsenen ist dieses Abenteuer eher nur die Vorspeise.

„Beast“ bekommt von mir 6/10 sich so gar nicht eines Königs der Tiere würdig benehmende Empfehlungspunkte.


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