The World’s End (Filmkritik)

Ende der 90er sind die fünf Freunde Gary (Simon Pegg), Oliver (Martin Freeman), Andrew (Nick Frost), Peter (Eddie Marsan) und Steven (Paddy Considine) gerade mit der Schule fertig. Als krönenden Abschluss nehmen sie sich vor die „Goldene Meile“ ihrer Heimatstadt Newton Haven zu bezwingen, die aus 12 Kneipen und ebenso vielen Bieren besteht, scheitern aber kurz nach der Hälfte.

Jahre später erkennt Gary, dass in seinem Leben etwas fehlt und mobilisiert seine alten Freunde, für einen erneuten Versuch. Während die Sauftour zu Beginn völlig harmlos verläuft, müssen die fünf nicht mehr ganz nüchtern feststellen, dass Newton Haven zwischenzeitlich von Außerirdischen Robotern übernommen wurde, die sämtliche Bewohner ausgetauscht haben.

The Worlds End

Und sie haben es noch einmal getan. Das Gespann bestehend aus Edgar Wright (Scott Pilgrim vs. the World) und dem Schauspielerduo Simon Pegg (Star Trek) und Nick Frost (Paul) haben nach der Zombiekomödie „Shaun of the Dead“ und dem Polizistenklamauk „Hot Fuzz“ ihren dritten gemeinsamen Film auf die Beine gestellt – und dieses Mal geht es um nicht weniger als „The World’s End“ (so der Name des dem Film seinen Titel spendenden Pubs).

Wie bei den vorangegangenen Filmen stellen sie wieder einmal zwei Dinge unter Beweis: Erstens sind hier nicht nur Könner am Werk, sondern auch echte Cineasten, die ihre Vision auf recht unkonventionelle Art und Weise umsetzen. Dabei schaffen sie es zum Zweiten sich selbst treu zu bleiben, ohne sich irgendwie großartig zu wiederholen. Zwar erahnt man vermutlich in Anbetracht der Vorgeschichte des Trios was da kommt, aber was da dann wirklich kommt, hat man vermutlich nicht kommen sehen.

Zu Beginn des Film erzählt Gary in einem Sitzkreis (und dem Zuschauer) von dieser legendären Nacht in den 90ern, einer Zeit wo fraglos alles besser war, nur um kurze Zeit später seine Freunde breitzuschlagen, es noch einmal zu versuchen. Bereits am Anfang der Geschichte wird klar, dass der gute Gary irgendwie an besagtem Abend hängen geblieben ist und er setzt alles daran, es dieses Mal zu schaffen.

Zugegeben der Film nimmt sich zu Beginn sehr viel Zeit, um die fünf Freunde vorzustellen und sie an den Ort des Geschehens zu bringen, aber bereits hier hagelt es eine gut platzierte Pointe nach der anderen und man merkt, dass man es hier mit unverwechselbaren britischem Humor zu tun hat. Als sie schließlich merken was denn hier los ist, beschließt der sich niemals irrende Gary, dass es wohl das Beste sei die Sauftour fortzusetzen, damit die bösen menschenfressenden Aliens keinen Verdacht schöpfen.

Ab diesem Zeitpunkt drückt der Film im Bereich Action auf Vollgas und schafft es dabei zu keinem Zeitpunkt auf den Humor zu vergessen. Am Ende müssen die Außerirdischen feststellen, dass es keinen Sinn macht mit einem betrunkenen Menschling zu reden und die Zuschauer, warum der Film seinen Titel zu Recht trägt. Hier hat man das eigene Konzept konsequent und zu 100-Prozent bis zum Schluss durchgezogen – meinen Respekt.

Bei den Schauspielern stechen (oh nein, wie unerwartet) vor allem zwei unmittelbar heraus. Simon Pegg wirkt nicht nur wegen seinen geschwärzten Haaren und seinem Goth-Outfitt völlig anders. Als Gary fährt er immer noch dasselbe Auto wie in seiner Jugend und hört die selbe Musik (auf derselben Kassette) und weigert sich auch sonst in jedem Aspekt seines Seins endlich erwachsen zu werden.

Sein Kumpel Andy (erstklassig gespielt von Nick Frost) hat seit 16 Jahren keinen einzigen Tropfen Alkohol getrunken, nur um sechs Shots später mit zwei Barhockern bewaffnet ordentlich aufzuräumen. Dann wären noch Oliver (Martin Freeman – „The Hobbit„) der Immobilienmakler, Peter (Eddie Marsan – „Sherlock Holmes„) der Autoverkäufer und Steven (Paddy Considine – „Blitz„) der Architekt, um die Gruppe von Anti-Helden zu komplettieren.

Des weiteren mit dabei sind Rosamund Pike (Johnny English 2) als Olivers Schwester Sam und etwas unerwartet in einer kleinen aber feinen Rolle Pierce Brosnan (Percy Jackson), der den Jungs erklärt, was das Wort Roboter bedeutet oder auch nicht.

Zu guter Letzt sei noch festgehalten, dass „The World’s End“ zeigt, dass ein Film auch mit einem vergleichsweise geringem Budget von 20 Millionen Dollar optisch glänzen kann. Zudem ist auch der Soundtrack sehr gut gelungen (wer die Sisters of Mercy nicht kennt, kann das hier nachholen). Die Trilogie des britischen Trios ist geschafft, wobei ich natürlich hoffe, dass es nicht ihr letzter Film war.

Gary zu Sam: „Whatever happens – We’ll always have the disableds“.

Der Film „The Worlds End“ bekommt von mir 9/10 die goldene Meile beschreitende Empfehlungspunkte.


One thought on “The World’s End (Filmkritik)

  1. Stimme absolut zu – gelungener Abschluss und ein Volltreffer – ich habe Tränen gelacht.
    Im Nachhinein ist mir übrigens folgendes aufgefallen:
    SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER
    Die Pubs tragen alle ihren Namen deshalb, weil genau das, was ihrem Namen nach passieren muss in diesen Pubs passiert! (The First Post – erstes Bier. The Old Familiar – sieht genau aus, wie das erste Pub. The Famos Cock – Gary ist berühmt dort und hat Hausverbot. The Mermaid – Die „Jungfrauen“ machen sich an die Jungs ran. The Hole In The Wall – Steven macht mit dem Auto ein Loch in die Mauer … und so weiter).

    Außerdem erzählt die Rückblende vom ersten Saufgang am Anfang des Films zu 100% wann wer im Film wo verloren geht! Das ist sozusagen die Blaupause für den restlichen Film!
    SPOILER ENDE SPOILER ENDE SPOILER ENDE

    Kurze Version: GENIALER Film.

    Gary: „What the Fuck Does ‚WTF‘ mean?“
    (Friend comes out of toilet – sees mess, says suprised: „What The Fuck?“
    Gary: „Oh – right.“

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