Naked Singularity (Filmkritik)

Casi (John Boyega) ist Pflichtverteidiger in New York und verliert durch den täglichen Kampf gegen das System, immer mehr die Freude an der Arbeit. Nebenbei kommt es ihm so vor, als würde er Anzeichen dafür sehen, dass das Universum bald zusammenbrechen wird. Der Fall seiner aktuellen Klientin Lea (Olivia Cooke), könnte sein Leben jedoch schon bald für immer verändern.

Zumindest wenn er auf seinen Freund Dane (Bill Skarsgard) hört, denn der will gemeinsam mit ihm die Millionen aus einem großen Drogendeal stehlen. Ein Katz und Maus Spiel zwischen Casi, Lea, der Polizei und einigen sehr gefährlichen Gangstern beginnt und am Ende wird er das Universum, wie es Casi bis jetzt kannte, hinter sich lassen…oder vielleicht doch nicht?

Naked Singularity ist der Debütroman von Autor Sergio De La Pava aus dem Jahre 2008 und hat einige Preise gewonnen. Bei der Verfilmung feiert nun Chase Palmer sein Debüt, der bis jetzt vor allem durch sein Mitschreiben am Drehbuch zum Hit Es auf sich aufmerksam gemacht hat und auch hier am Adaptieren der Story beteiligt war. Ich kenne das Buch nicht, es sind die kreativen Ansätze hier durchaus spürbar, doch es wird eindeutig wenig daraus gemacht.

Das Gesetz ist hart und lässt keine Gefühle zu. Casi funktioniert hier klar als Gewissen, dass den ernüchternden Entscheidungen der zuständigen Richterin offensichtlich fehlt. Der Ansatz ist interessant und zeigt vor allem die Probleme von Immigranten im amerikanischen Rechtssystem auf und wie man als ambitionierter Anwalt, der seinen Klienten wirklich helfen will, schon bald vom System demoralisiert wird.

Dann gibt es da die Ebene mit den (offensichtlichen) Blackouts und den kleineren (subjektiven) Dingen, die nur Casi zu sehen/erleben scheint. Das Universum verändert sich und gleichzeitig auch Casis Welt. Doch ehrlich gesagt ist das hier einfach ein Gimmick und hat mich nicht inspiriert, in meinem Geist Antworten zu suchen. Dass will der Film nämlich ziemlich eindeutig von seinen Zuschauern, nämlich dass man selber auf Lösungen kommt.

Bedeutungsschwangere Gespräche sind hier leider meist genau nur das und nicht wert, darüber nachzudenken. Was natürlich schlecht ist für die Handlung, weil wenn dieser – nennen wir ihn einfach mal „übernatürlichen Metapher-Ansatz“ wegfällt – dann bleibt nur mehr eine sehr gewöhnliche Handlung über, die sich in keiner Weise aus dem Einheitsbrei ähnlicher Produktionen heraus hebt. Was die Darsteller betrifft, da kann man dann durchaus von verschwendetem Talent sprechen.

John Boyega (Pacific Rim: Uprising) als Casi will mit all seinen idealen Vorstellungen wirklich Menschen helfen und den nötigen Masochismus, besitzt er im Übermaß. Wenn er auf die von Olivia Cooke (The Signal) gespielte Lea trifft, die sich wirklich völlig in die Rolle hinein wirft, dann treffen da zwei Menschen aufeinander, deren Sehnsüchte nach einem Ausbruch aus der Gefangenschaft ihres eigenen Alltags, eine starke Bindung schaffen. Eine gute Chemie haben die zwei obendrein.

Bill Skarsgard (ES:Chapter 2) als Dane ist der lockere Ausgleich zu all den anderen Figuren, die ihren Humor im Alltag längst verloren haben. Ja, auch er will etwas ändern, doch er hat auch eine nach außen spürbare Freude an dem Weg, nicht nur der Veränderung an sich. Ed Skrein (Tau) schließlich als Craig ist schön unberechenbar und wirkt wie eine tickende Zeitbombe, die jeden Moment hoch gehen könnte. Ja, alle machen ihre Sache richtig gut, doch haben sie zu wenig zu tun bzw. werden die Beziehungen zueinander, zu wenig heraus gearbeitet.

Insgesamt daher sicherlich ein Film, der dich verärgern kann, weil er viel Potential einfach nicht nutzt. Wenn man das Buch kennt, dann dürften die Emotionen wohl noch bitterer ausfallen. Und ja, der „Höhepunkt“ der Story kommt dann recht abrupt und passend zum Rest, hat man da irgendwie mehr erwartet, vor allem was die Kreativität rund um den Zusammenbruch des Universums angeht. So bleibt am Ende irgendwie alles vergleichsweise nett und harmlos und man ist aus meiner Sicht verständlich, etwas frustriert.

„Naked Singularity“ bekommt von mir 4,5/10 sich nicht für einen Weg oder ein stimmiges Ganzes entscheiden könnende Empfehlungspunkte.


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