Robocop 3 (Filmkritik)

OCP wurde von einer japanischen Firma aufgekauft und diese will Old Detroit endlich von der Landkarte verschwunden sehen und Delta City bauen. Das führt dazu, dass Söldner angeheuert werden, die den klaren Auftrag haben, Old Detroit bis zu einem bestimmten Stichtag zu jedem Preis zu räumen. Zivilisten werden mit Gewalt aus ihren Häusern entfernt.

Allein das gefällt Robocop (Robert John Burke) schon nicht, aber als dann auch noch seine langjährige Partnerin Lewis (Nancy Allen) von den Söldner getötet wird, wird es persönlich. Er wendet sich von seinen langjährigen Auftraggebern ab und unterstützt die Rebellengruppe, die sich geformt hat, um sich gegen die gewalttätige Räumung zu wehren …

Bringen wir die Sache gleich auf den Punkt: Verglichen mit dem dritten Teil der Robocop-Reihe ist der zweite Teil ein Meilenstein der Filmgeschichte (Spoiler: Ist er nicht). Was hier gemacht wurde, spottet eigentlich so gut wie jeder Beschreibung. Dabei wären auch hier Ansätze vorhanden, die durchaus Potential hätten. Allein die Anfangssequenz (eine Plansequenz, die wirklich cool inszeniert ist) ist ein Hammer und zeigt sehr gut, wie verkommen Old Detroit mittlerweile ist. Das sieht cool aus und ist super inszeniert.

Und dann taucht Robocop auf und die Sache geht den Bach runter.

Lasst das mal sickern. Ein Robocop-Film geht den Bach runter als Robocop auftaucht. Da merkt man ja schon, dass irgendwas nicht ganz rund gelaufen ist. Und das ist es definitiv nicht. Sicher, ein Argument, welches man anführen kann, ist die Tatsache, dass Orion Pictures, die den Film produziert haben, in Konkurs ging als der Film noch nicht fertiggestellt war. Erst nach 2 Jahren – 1993 – wurde der Film von einem anderen Studio gekauft.

Das merkt man einfach. Primär bei den Effekten, die großteils nicht wirklich … gelungen sind. Sagen wir es mal so. Was aber meiner Ansicht nach wirklich auch eine Rolle spielt, ist Regisseur Fred Dekker. Der Mann hat „Die Nacht der Creeps“ gemacht und den von mir sehr geschätzten „Monster Busters„. Was er aber scheinbar nicht verstanden hat, ist die Figur bzw. das Universum von Robocop.

Liest man Interviews mit ihm, dann hat man danach das Gefühl, als hätte alles noch viel schlimmer kommen können. Nur als Beispiel: Eine Sache, die er als Idee in den Film eingebracht hatte und die er als „Ende“ haben wollte: Das OCP-Gebäude hätte plötzlich Arme bekommen und sich in einen riesigen Roboter verwandeln sollen, dass am Ende dann mit einem Rakentantrieb abhebt und wegfliegt.

Muss ich noch mehr sagen? Ich denke nicht.

Zurück zum tatsächlichen Film. Ebenfalls kurz gefasst und als Beispiel: Ich nehme an, ihr kennt „Herr der Ringe: Die zwei Türme“. Stellt euch vor die Schlacht um Helms Klammn. Alles ist genauso wie im tatsächlichen Film. Der ganze Spannungsaufbau, die Armee, die kommt, Aragorn und die anderen sind innerhalb der Mauern, alle warten auf die große Schlacht. Die Verteidiger stehen auf den Zinnen, die Orks stehen vor den Toren. Und dann dieser eine Moment, als der Pfeil vom Bogen fetzt, einen Ork trifft und die Hölle bricht los. Nur … die „Hölle, die losbricht“ sieht so aus: Aragorn springt runter, schlägt vier Mal mit seinem Schwert zu und Legolas schießt wie ein Maschinengewehr Pfeile in die Menge. Nach einer Minute sind alle Orks tot. Fertig.

So fühlt sich Robocop 3 an einigen Stellen an. Der Spannungsaufbau ist da. Die Story hätte Potential. Und dann gibt es keinen „Payoff“. Der finale Kampf dauert, ungelogen, zwei Minuten. Der ganze Film hat eine Storyline, die auf diesen Moment hinzielt und dann ist er einfach … vorbei. Davor gibt es einen Zweikampf von Robocop mit einem japanischen Ninja-Cyborg (genauso doof und kurz). Genauso im Vorfeld aufgebaut als quasi ernst zu nehmender Gegner. Und dann … „puff“. Vorbei. Völlig unspektakulär. Die gesamte Polizei kündigt und schließt sich dem Widerstand gegen die Söldner von OCP an. Straßenbarrikaden. Hochdramatische Momente, heroische Entscheidungen … und dann „puff“. Ich kann es nur wiederholen.

Was sie aus Robocop gemacht haben, ist ebenfalls … traurig. Sein erster Auftritt endet darin, dass er durch das Dach eines Autos aufsteht und mit einer MG (die er jetzt an die Hand stecken kann) Verbrecher niederballert. Warum er durch das Autodach bricht? Weil sich die Macher scheinbar dachten, dass das cool wäre. Ganz ehrlich: Ist es nicht. Sowas von gar nicht. Und das zieht sich durch den ganzen Film.

Ich mag jetzt mal in Details bezüglich des Plots gehen, denn hier haben wir das gleiche Problem wie beim Vorgänger. Da gibt es Potential. Es gibt einige Handlungsstränge und eigentlich sind alle halbgar abgehandelt. Es funktioniert einfach in Summe nicht. Was schade ist, weil es zwischen den „Man muss sich ärgern“-Momenten immer wieder ein paar gibt, die richtig, richtig gut sind. Das „Aus dem Fenster springen“ im OCP-Gebäude. Oder jede Szene in der Rip Torn (herrlich am Overacting) auftritt. Oder das Ende als der japanische Geschäftsführer Robocop Respekt erweist. Gute Ansätze. Gute Szenen. Wenn nur die anderen 75% des Films rundherum nicht so zum Ärgern wären.

Oh – eine positive Sache, die ich noch anführen muss und die ich tatsächlich vergessen hatte: Jill Hennessy spielt mit. Sie spielt die Ärztin Dr. Lazarus, die natürlich für Robocop zuständig ist und mit ihm die Seiten wechselt nachdem Lewis völlig verschenkt (und auch hier peinlich und wirklich schlecht inszeniert) getötet wird.

Was soll ich noch sagen? Fred Dekkers Karriere war nach diesem Film vorbei. Und tatsächlich: Ich kann es nachvollziehen. Ernsthaft. Lest ein paar Interviews mit ihm und was ihm bei Robocop 3 leidtut und dann fragt euch, ob es in diesem Fall vielleicht sogar eine positive Sache ist, dass man ihm nicht mehr Budget gegeben hat … und das kann man nicht oft behaupten.

„Robocop 3“ bekommt von mir 2,5 von 10 möglichen, so enorm viel Potential verschenkt habende, Punkte.


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