Nimona (Filmkritik)

Ballister Blackheart ist ein Gewöhnlicher. Ein Kind aus armen Verhältnissen. Ein Niemand. Aber er schafft es, seinen Weg zu machen und zu einem Ritter zu werden, der die Stadt beschützen soll vor den Monstern außerhalb der Mauern. Mit ihm zur Angelobung steht Ambrosius Goldenloin, der in direkter Linie von Gloreth abstammt, die damals das erste Monster vertrieben und die Regeln für die Stadt aufgestellt hat, an die sich heute noch alle halten.

Aber etwas läuft sehr, sehr schief. Und dann steht Blackheart als Mörder da. Und just zu diesem Zeitpunkt tritt Nimona in sein Leben. Sie sucht schon eine Weile einen Bösewicht für den sie der Sidekick sein kann. Aber Blackheart sieht sich weder als Bösewicht, noch will er eine Sidekick. Aber Nimona lässt nicht locker.

Und währenddessen macht die gesamte Stadt auf ihn Jagd und Ambrosius ist ihm auf den Fersen …

Nimona ist eigentlich aus einer Reihe von Webcomics entstanden, die dann zu einem Buch gebündelt wurden. Ich hab’s gelesen. Mir hat’s gefallen. Es ist kein Wahnsinnscomic, aber es ist unterhaltsam und gut, ein wenig simpel gezeichnet, aber die Story ist in Ordnung, wenn auch ein wenig sehr gestreckt und nicht jeder Witz sitzt, aber im Grunde fand ich es unterhaltsam. Vor allem, wie ganz viele Fantasy-Klischees durch den Kakao gezogen werden.

Dann hörte man, dass es eine Verfilmung geben soll. Die Finanzierung und den Vertrieb sollte Disney überhaben. Die zogen den Stecker, weil … Gründe. Gerüchten zufolge sollte ihnen der Kuss einen homosexuellen Pärchens am Ende nicht gepasst haben, aber ob das stimmt darf wohl stark angezweifelt werden. Jedenfalls war der Film zu knapp 75% fertig als sie abdrehen wollten. Und dann hat Netflix zugeschlagen.

Und tja, der Film ist da und er ist sogar überraschend gut geworden. Ja, man nimmt sich einige Freiheiten in Bezug auf die Story, aber das war zu erwarten, immerhin ist es keine Serie sondern „nur“ ein Film, da würde gar nicht alles reinpassen. Es ist trotzdem fein, was sie alles geschafft haben. Sogar die Teile, die nicht aus dem Buch sind, sondern extra für den Film geschrieben wurden passen super ins Bild und ergänzen die Geschichte gut.

Für jene, die es interessiert: Ja, die beiden Gegenspieler Ambrosius und Blackheart sind zwei Männer und waren vor „dem Vorfall“ ein Liebespaar. Das mag für manche ein Grund sein, den Film zu meiden, aber ich fand diese Konstellation tatsächlich weit passender als wenn es eine „Mann / Frau“-Sache gewesen wäre, weil die Dynamik hier einfach eine andere ist. Das zeigt für mich gut, dass homosexuelle Beziehungen Film bzw. Geschichten durchaus bereichern können. Damit ist das mal aus dem Weg geräumt.

Was Nimona betrifft, die ist wirklich gut getroffen. Sie ist irre, sie ist hyperaktiv, sie will gerne Böses tun, sie hat Humor, sie macht kurzen Prozess und sie ist unberechenbar. Und will halt trotzdem immerzu nur eines: Dass man sie akzeptiert wie sie ist. Und das ist auch die Story des Films. Und bei manchen Teilen wird es schon halbwegs düster. Tatsächlich gibt es Szenen, in denen eine Figur den Lebenswillen so stark verloren hat, dass sie sich das Leben nehmen will. Passt aber super in die Story, ist nicht nur dramatisches Beiwerk, sondern integraler Bestandteil des Films. Die Suche nach Liebe. Um nichts anderes geht es. Egal ob Blackheart, Goldenloin oder Nimona. Wertschätzung, Liebe, Anerkennt, Akzeptanz.

Bei all der Action, den schnellen Schnitten und all den Wortwitzen und visuellen Witzen kann es ja passieren, dass man als Macher:innen den Überblick verliert und den Stil über die Substanz stellt und Nimona schramt da meines Erachtens knapp dran vorbei. Aber die Kurve wird im Regelfall noch rechtzeitig genommen, sodass man eigentlich immerzu dran bleibt und ich mit Nimona (und auch Blackheart) die meiste Zeit über wirklich mitgefühlt habe.

Optisch ist der Film 1A und richtig, richtig gut gemacht. An die Mimik der Figuren muss man sich mit ihren großen Kulleraugen und doch sehr plakativen Gesichtsausdrücken sicher erst mal gewöhnen, aber nach ein paar Minuten hatte ich mich damit angefreundet und hatte viel Spaß mit dem Film. Er hat mich berührt, ich habe gelacht und manche Szenen waren einfach cool anzusehen. Sicher, es ist kein „Arcane„, aber es hat Herz und es passt.

Und auch wenn das Ende stark, sehr stark vorherzusehen ist, so muss ich dennoch sagen, dass ich es hier passend fand und ich auch kein anderes Ende gewollt hätte. Es gibt so Filme, bei denen man einfach braucht, dass sie auf eine gewisse Weise enden. Dieser hier ist so einer.

„Nimona“ bekommt von mir 8 von 10 mäglichen, gut und im Kern die Story gut umgesetzte, Punkte.


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