Ghosted (Filmkritik)

Cole (Chris Evans) ist ein Farmer, der so gut wie nie seine Heimat verlassen hat. Eine Freundin zu finden, wo die Beziehung auch wirklich hält, ist ihm bisher verwehrt geblieben. Beim Schreiben seines ersten Buches, legt er gerade eine kreative Pause ein. Somit arbeitet er weiterhin auf der elterlichen Farm, damit er sich keiner neuen Herausforderung stellen muss. Eines Tages trifft er auf Sadie (Ana de Armas) und geht mit ihr auf ein Date.

Nach einem wunderschönen Abend und einer gemeinsamen Nacht glaubt Cole in ihr „die Richtige“ gefunden zu haben. Zahlreiche Nachrichten und einige Emojis später wird ihm klar, dass sie sich wohl nicht mehr bei ihm melden wird. Da er jedoch seinen Inhalator bei ihr in der Handtasche vergessen hat und er diesen orten kann, macht er sich als romantische Geste (nein, nicht als Stalker) auf, um sie zu besuchen, wofür er nach London reisen muss…

Ursprünglich sollte ja Scarlett Johansson die weibliche Hauptrolle neben Chris Evans spielen, was dann bereits ihr neunter gemeinsamer Film gewesen wäre. Sie musste jedoch aus Termingründen absagen, weswegen Evans selbst Ana de Armas angerufen hat und fragte, ob sie den Part übernehmen wollte. Sie sagte zu, weswegen dieser von Dexter Fletcher (Rocketman) für den Streaming-Dienst Apple TV+ inszenierte Film, nach Knives Out und The Gray Man, ihr drittes gemeinsames Projekt ist. Beide sind auch als Produzenten mit an Bord.

Ist schon immer wieder interessant, wie unterschiedlich man Dinge empfinden kann. Der Film wurde von Kritikern ja nicht gerade geliebt und eines der Angriffspunkte sei die fehlende Chemie zwischen Evans und Armas. Nun man braucht sich nur eines der gemeinsamen Interviews für diesen Film ansehen und man weiß, dass das ein Blödsinn ist. Ist aber scheinbar eben nicht für alle Menschen so. Das Ganze ist dabei schon einfach gestrickt, macht aber Spaß.

Der große Aufhänger sind dabei freilich die vertauschten Rollenbilder. Cole der einfache Farmer, die Natur liebende, sein Land nie verlassende, bei Frauen zu sehr klammernde Normalo. Sadie die weltoffene, viel Reisende, Karaoke singende und das Abenteuer liebende Powerfrau zum Anhimmeln. Nach der circa 30 Minuten andauernden Anlaufzeit, bei der die Sache rein wie eine romantische Komödie wirkt, kommt dann die Action ins Spiel.

Dabei lebt der Film dann klar von den Streitereien in den unmöglichsten Situationen, wo die beiden sich eigentlich um den Kampf ums Überleben kümmern sollten. Nicht jede Situation ist dabei stimmig, nicht Alles auch wirklich lustig, doch der Leerlauf hält sich in Grenzen. In Summe ist weder die Action bahnbrechend, noch der Humor und schon gar nicht die Idee dahinter, aber zum zweistündigen Abschalten und leicht Unterhalten werden, ist dies mehr als genug. Wäre früher wohl einfach ein Kino-Blockbuster ohne Anspruch gewesen.

Chris Evans (Gifted) ist in bester Spiellaune und gerade weil Cole doch langsam aber sicher über seine Komfortzone hinauswächst und sich weiter entwickelt, bleibt er immer sympathisch und wird nie zum lästigen Anhängsel. Ana de Armas (Blade Runner 2049) als Sadie wechselt zwischen natürlich, wunderschön und lebensfroh zu knallhart und effizient und man versteht, dass man für sie in ein anderes Land reisen würde (nein, nicht wie ein Stalker).

Sehr nett sind dann ein paar Cameos, besonders die von „Falcon“ Anthony Mackie und „Winter Soldier“ Sebastian Stan als Bounty Hunter und selbst Ryan Reynolds schaut (minus ein paar Körperteile) kurz vorbei. Der Trend Sachen auszusprechen, die man sowieso gerade gehört oder gesehen hat (ja wir wissen schon, dass Cole „the Boyfriend“ ist), das ist zwar eine Unart, aber wenn man sich Videos auf Youtube ansieht, die unterschiedliche Filme bzw. deren Enden erklären, dann muss man sich teilweise scheinbar an den niedrigen IQ (oder ist es nur deren Aufmerksamkeit) einiger Seher anpassen. Sorry, aber das kann Hollywood wirklich wieder lassen.

Ansonsten insgesamt aber ein leichter Spaß mit dem einzigen Anspruch zu unterhalten, was er auch tut. Dafür werden dann bekannte Elemente, etwas Starpower und genug Geld in die Hand genommen, dafür wurde bei der Innovation gespart. Nennt es einfach wieder mal Fast Food oder den Snack zwischendurch, ohne die obligatorische leere Seele als Kern, denn Evans und Armas versprühen ausreichend Funken, Energie und Freude an der Sache, so dass ich mich gerne mitreißen hab lassen.

„Ghosted“ bekommt von mir 7/10 nach einem erfolgreichen ersten Date in Summe alles falsch machende Empfehlungspunkte.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.