Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves – Ehre unter Dieben (Filmkritik)

Der Barde Edgin (Chris Pine) und die Barbarin Holga (Michelle Rodriguez) sind befreundete Diebe, wobei sie im Laufe der Jahre so etwas wie Bruder und Schwester geworden sind. Sie saßen eine zeitlang im Gefängnis, doch nun ist ihnen der Ausbruch geglückt und sie machen sich sogleich auf die Suche nach Edgins Tochter Kira (Chloe Coleman). Sie finden sie schließlich bei ihrem einstigen Mitstreiter Forge (Hugh Grant), der sie hintergangen hat und mittlerweile zum Lord avanciert ist.

Natürlich will er Kira nicht einfach so wieder hergeben, weswegen sie einen Plan schmieden, das Schloss zu überfallen. Dazu rekrutieren sie ihren früheren Kollegen Zauberer Simon (Justice Smith) und die Druidin Doric (Sophia Lillis), doch neben fehlenden magischen Artefakten, hungrigen Drachen und skrupellosen roten Magiern, ist es vor allem das mangelnde Vertrauen in sich selbst, dass die bunte Truppe mehr als einmal ans Aufgeben denken lässt…

Man muss selber ja nicht Fan von Tabletop-Rollenspielen sein, um Dungeons & Dragons zu kennen, dass bereits seit 1974 die Herzen der Genre-Fans erfreut. Der Erfolg spricht im Prinzip für sich, abgesehen von den Realverfilmungen, von denen wir zum Glück seit dem dritten Film im Jahr 2012 verschont geblieben sind. Doch im Jahr 2023 (nach Verschiebungen wegen einer gewissen Pandemie) ist nun das geschehen, was Niemand mehr erwartet hat. John Francis Daley und Jonathan Goldstein (Vacation) sind schon länger ein eingespieltes Team und sie sind hier die Regisseure, haben das Drehbuch geschrieben und fungieren als Produzenten.

Es gibt da ja so Filme, die holen einen ab bzw. sieht man sie zum perfekten Zeitpunkt in seinem Leben. Dazu muss ich sagen, dass ich seit drei Jahren (anfangs ebenfalls wegen einer gewissen Pandemie) nicht mehr im Kino war, doch D&D hat mich wieder aus der Reserve gelockt und das obwohl ich selbst kein Spieler aka direkter Fan bin. Ich war aber mit einem Freund und jahrelangen Spieler im Kino und obwohl er Abänderungen bemerkt hat, die für eine Umwandlung der Regeln in einen Film nötig waren, wurde er bestens unterhalten. So viel zu einer Fan-Perspektive, nun folgt meine.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ist dies nun endlich wieder ein Blockbuster, der einfach nur unterhalten möchte, dabei das Ausgangsmaterial ernst nimmt und im besten Sinne ein Abenteuer ist, dass von Fans für Fans gemacht wurde. Von mir ausgehend kann ich zudem behaupten, dass man auch ohne Vorwissen mächtig viel Spaß haben kann, obwohl man viele Anspielungen und Easter Eggs nicht ohne Erklärung versteht. Was ist dabei wieder mal ganz klar das Herz eines jeden Filmes? Richtig, die Charaktere.

Vom Casting über die Performances und klarer Weise wie sie geschrieben wurden, ist dieses Team von Antihelden einfach großartig. Für jede Figur entwickelt man ein Gefühl, alle haben mindestens einmal die Chance zu zeigen was sie können (their time to shine) und keinen Einzigen möchte man aus diesem Team verlieren. Chris Pine (The Contractor) als Barde Edgin sorgt dank seiner Sprüche für die meisten Lacher und man könnte meinen, er bringt dem Team am Wenigsten. Schaut man aber etwas tiefer ist genau er es, der die Leute zusammenführt und zusammenhält, auch wenn er dabei viel mit „reverse psychology“ arbeitet.

Michelle Rodriguez (Fast & Furious 9) als Barbarin Holga ist im Kampf unaufhaltsam (so weit so bekannt für die Schauspielerin), doch sie hat das Herz am rechten Fleck und ihre Eigenheiten wie das genussvolle Essen von Kartoffeln oder auf welche Art von Männern sie steht (da gibt es einen herrlichen schrägen Cameo-Auftritt), machen sie dennoch menschlich und greifbar. Justice Smith (Pokémon Detective Pikachu) als Zauberer Simon ist der liebenswerte Verlierer, der wegen geringem Selbstvertrauen bisher nie sein volles Potential ausschöpfen konnte.

Kommen wir zu meiner Lieblingsfigur und das ist Sophia Ellis (Gretel & Hansel) als Druidin Doric. Mal ganz abgesehen davon, dass sich in einen Owlbear zu verwandeln eines der coolsten Fähigkeiten überhaupt ist und dass ihre Action-Momente zu den besten im Film gehören, mag ich einfach die feinen Nuancen in ihrem Gesicht, das ehrliche und unverbrauchte in ihrer Art und wie sie die Welt mit diesen großen und dennoch erfahrenen „Kinderaugen“ wahrnimmt. In Nebenrollen ist Hugh Grant (Operation Fortune) herrlich schmierig, Regé-Jean Page (The Gray Man) unaufhaltsam ironiefrei und Daisy Head (Das neunte Opfer) schön furchteinflössend.

Durch Rückblicke und Kamerafahrten über die Landschaften bekommt man dabei fast nebenbei einen schönen Eindruck über diese Fantasy-Welt (inspiriert von der Forgotten Realms Kampagne von D&D), in der es offensichtlich noch sehr viel zu entdecken gibt. Die Effekte sind dabei durchgehend stark, vor allem was die Kräfte der Magier und Kreaturen wie den Owlbear oder die Drachen betrifft. Und der Humor? Nun es ist schon lange her, dass ich bei einem Film dermaßen oft grinsen und ja, auch richtig herzhaft lachen musste.

Wie man lesen kann kommt in diesem Film nicht wirklich etwas vor, dass ich angreifen möchte, denn können tut man das ja bei jedem Film (mir fällt da spontan auch nur die Vorhersehbarkeit mancher Aktionen ein und dass man teilweise dann doch spürt, dass es ein Film aus dem Jahr 2023 ist). Die Macher wussten genau, was sie wollten und haben das auch abgeliefert. Die Darsteller sind in ziemlich wörtlichen Sinne in bester Spiellaune und auch wenn nicht Alles so sein kann wie beim Ausgangsmaterial, ist dies doch auch ein Film, mit dem Fans ihre Freude haben können. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn es finanziell funktioniert und dieses Team auch noch weitere Abenteuer in dieser Welt inszenieren darf.

„Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves“ bekommt von 9,5/10 Diebe noch niemals so sympathisch erlebt habende Empfehlungspunkte.


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