X-Men: New Mutants aka The New Mutants (Filmkritik)

Bei einer schrecklichen „Naturkatastrophe“, sterben alle Bewohner eines Reservates bis auf Dani Moonstar (Blu Hunt). Sie erwacht an ein Bett gekettet in einem Gebäude, dass wie ein Krankenhaus wirkt. Dr. Reyes (Alice Braga) besucht sie und offeriert ihr, dass sie eine Mutantin ist und so lange in diesem Institut bleiben muss bis klar ist, dass sie keine Gefahr für sich selbst darstellt.

Dani ist dabei nicht der einzige junge Mutant hier, neben ihr wohnen auch Illyana (Anya Taylor-Joy), Rahne (Maisie Williams), Sam (Charlie Heaton) und Roberto (Henry Zaga) hier und keiner von ihnen hat seinen/ihren Platz in dieser Welt bis jetzt gefunden. Doch wer sind die Vorgesetzten von Dr. Reyes und was führen sie wirklich im Schilde? Und was bewirkt die unheimlichen Erscheinungen, die die fünf Bewohner dieser Einrichtung plötzlich sehen?

Das ist er also, der letze Film aus dem X-Men Universum (nach sieben X-Men Filmen, drei Wolverine Teilen und zwei mal Spaß mit Deadpool), mit dem eine im Jahr 2000 begonnene Ära zu Ende geht, da Disney die Rechte über die Mutanten erworben hat und sie nun früher oder später, in ihr MCU einbinden wird. Leicht hatte es die Produktion dabei wirklich nicht. Gedreht wurde bereits im Jahr 2017 und Anfang 2019 sollte es zu einem Kino-Release kommen.

Die Geschichte war den Produzenten dann jedoch zu Horror-lastig, die Veröffentlichung verzögerte sich und Reshoots wurden geplant. Dann kam die Übernahme von Disney und schließlich kehrte Regisseur und Drehbuchautor Josh Boone (Kopf hinter der neuen „The Stand Serie nach Stephen King) zurück und stellte seine ursprüngliche Version – ohne neue Szenen zu drehen – fertig. 2020 kam dann der unspektakuläre Release, auch dank einer gewissen gerade alles beherrschenden Pandemie.

Als solches war es ursprünglich auch nicht geplant, aber man kann verglichen mit den übrigen Filmen des Franchise ganz objektiv sagen, dass das Ende der X-Men Ära sicherlich kein bombastisches ist, eher genau das Gegenteil. Nicht zuletzt deswegen gibt es auch viele negative Stimmen. Generisch, unspektakulär, versagt sowohl als Coming of Age Drama als auch als Horror-Erlebnis. Nun ich persönlich habe das Ganze viel positiver erlebt.

Ja, es fühlt sich an wie der Anfang einer Reise von jungen Helden (oder eine längere Episode einer X-Men Serie) und wir werden die Geschichte in dieser Form nicht mehr weiter erzählt bekommen. Als Stand-Alone Film, für den man kein Vorwissen braucht, ist er jedoch sehr gelungen, weil er andere Wege geht. Damit meine ich den klaren Fokus auf die Figuren und deren Traumata und die Beziehungen zu einander.

Die männlichen Figuren treten dabei klar in den Hintergrund, was wohl mit der höheren Bekanntheit der weiblichen Darsteller und den Beziehungen zwischen ihren Figuren zusammen hängt und für mich jetzt keine feministische Botschaft mitschwingen lässt. Wie es bei einem Beginn eben ist, lernt man nur Bruchstücke davon kennen, was diese Charaktere ausmacht, doch von den meisten, hätte man eindeutig gerne mehr gesehen.

Abgesehen vom Beginn des Filmes, der wie ein Sturm über Dani bzw. uns herein bricht, kommt es erst zum Finale zu einer größeren Action-Szene, wo auch alle fünf jungen Mutanten ihre Kräfte einsetzen können. Das sieht dann auch von den Effekten her (bis auf kleinere Ausnahmen) sehr fein aus, wäre aber zum Beispiel in einem Avengers-Abenteuer, nur eine Minisequenz. Außerdem reizt hier wirklich keiner seine Kräfte aus, alle lernen sie oder sich selbst oder beides gerade erst kennen.

Die beste Figur ist für mich Magik alias Illyana Rasputin, die kleine Schwester von X-Men Colossos. Das hängt sicherlich auch mit Anya Taylor-Joy (Morgan, Split, Marrowbone), die einfach immer großartig ist, egal was sie spielt. Von ihrem russischen Akzent, über ihre Kräfte bis hin zu ihrer Wildheit und gleichzeitigen Verspieltheit, was insgesamt nur die Narben ihres Kindheitstraumas überspielen soll, hat sie einfach etwas Faszinierendes an sich.

Serienstar Blu Hunt (The Originals) in ihrer ersten Filmrolle strahlt eine unheimliche Purheit aus und zeigt eine direkte Art, die kaum Raum für irgendwelche Lügen gibt. Ihre Kraft ist wohl die unberechenbarste von allen hier, sie ist der Motor hinter den Ereignissen und was sie alles damit machen kann, davon hätte ich gerne mehr gesehen. Maisie Williams (iBoy) als Rahne hat sofort eine Bindung zu ihr, sie ist schüchtern und emphatisch, was wohl auch an ihren tierischen Instinkten liegt.

Was den Horror betrifft, da sorgen die von Sänger Marilyn Manson „gesprochenen“ Smiling Men (die Manifestation von Illyanas Trauma, inklusive einer netten „Buffy the Vampire Slayer“ Anspielung) für wohligen Grusel, weil die einfach creepy sind, dafür müssen sie gar nicht erst Schaden anrichten. Der Demon Bear hingegen hat etwas viel Allgemeineres an sich, da es ja auch darauf ankommt, welchen Bären (reduzieren wir es einfach mal auf Hass oder Liebe) in seiner Brust jeder einzelne Mensch mehr füttert und was er deswegen für ein Mensch ist (keine neue Botschaft, aber eine weise).

Gibt es Luft nach oben? Oh ja, gleich an mehreren Stellen. Als spektakulärer Abschluss für die Fox-Zeit, ist der Film ebenso ungeeignet. Als erfrischend kleiner, ja sogar intimer Streifen als Gegenpol für den sonstigen Comic-Bombast, ist er jedoch ein klarer Gewinner. Auch die Idee dahinter von Josh Boone ist klar erkennbar. Die Darsteller sind richtig gut, die Atmosphäre dicht und die Effekte sehr passend. Vielleicht bin ich dieses Jahr ja ausgehungert, was Comic-Abenteuer betrifft, doch ich fand diese jungen Leute vor allem eines und das ist sympathisch.

„The New Mutants“ bekommt von mir 7,5/10 sich seinen größten Ängsten stellende Empfehlungspunkte.


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