Black and Blue (Filmkritik)

Alicia West (Naomie Harris) kämpfte im Krieg in Afghanistan, doch nun ist sie in ihre Kindheitsstadt New Orleans als Polizistin zurück gekehrt. Sie ist die Neue im Team und wird auch genau so behandelt. Als sie die Nachtschicht für ihren Kollegen übernimmt, wird sie Zeugin einer Exekution, bei der ein andere Cop namens Malone (Frank Grillo), einen Dealer erschießt.

Sie selbst wird auch angeschossen und verletzt, kann jedoch samt den Aufnahmen ihrer Bodycam fliehen. Auf ihrer Flucht merkt sie schon bald, dass sie nicht nur den korrupten Polizisten nicht trauen kann, auch von den Bewohnern der Gegend will ihr niemand helfen. Ein alter Bekannter namens Milo (Tyrese Gibson) wird zu ihrer letzten Hoffnung, denn sie will die Beweise unbedingt öffentlich machen, denn Mord ist immer Mord.

Der neue Film von Regisseur Deon Taylor (Chain Letter) ist brisant und brandaktuell für Amerika, für uns in Europa ist diese Dynamik eher weniger bekannt/spürbar. Wie im Titel schon klar wird, ist die Hauptfigur eine Schwarze, die blau trägt (aka ein Cop ist). In der Welt da draußen, gibt es das aber nicht. Zieht man die Uniform an, dann ist man ab sofort blau und schwarz sind die Gegner bzw. Verbrecher. So einfach ist das, von „beruflichem Rassismus“ spricht da natürlich keiner.

Das soll jetzt nicht bedeuten, dass dieser Film viel Zeit mit Gesprächen darüber verbringt oder Lösungsansätze liefern möchte. Vorwiegend will er unterhalten, indem er eine spannende Geschichte erzählt, doch findet man auch als Zuschauer, der nicht von der Thematik tangiert wird, diese Mechanismen interessant und äußerst bedenklich bzw. ungemütlich, wenn auch leider typisch menschlich.

Naomie Harris (Rampage) kennen die meisten wohl als Moneypenny an der Seite der letzten Bond-Abenteuer mit Daniel Craig. Als Alicia darf sie endlich ins Rampenlicht treten und trägt den gesamten Film mit einer sehr emotionalen, ehrlichen und authentischen Performance locker auf ihren Schultern. Bei ihr gibt es keine Trennung von schwarz und blau, was bei ihrer Flucht dann ironischerweise auch so ist, denn da sind dann beide „Farben“ hinter ihr her.

So gut wie nie – also nicht das quasselnde Großmaul, das ständig einen Dämpfer bekommt wie in seinen Fast and Furious Teilen – ist Tyrese Gibson. Als Milo überwindet er die festgefahrenen Grundsätze und hilft Alicia und im Laufe der Handlung retten sie sich auf mehreren Ebenen gegenseitig. Natürlich ist mit Frank Grillo (Point Blank) der böse Cop ein weißer, doch daran denkt man nie, dafür ist seine Performance zu manisch und charismatisch zugleich.

Ansonsten regiert das Fluchtszenario das Geschehen, plus dieses Gefühl Gefangen sein, obwohl man soviel Raum zur Bewegung hätte. Sehen dich die falschen Polizisten – und da stecken einige mit drinnen – dann ist es vorbei und die schwarzen Bewohner der Gegend, nun wenn sie nur wegschauen und nicht helfen, ist das noch das geringere Problem. Die Feindseligkeit liegt in der Luft und das unterstützt das Grundgefühl gejagt zu werden und erzeugt echte Spannung.

Insgesamt daher ein intensiver Film, der sein heikles Thema (nur) als Rahmenhandlung nimmt und zum Nachdenken bzw. darüber Reden anregt. Dafür kann man ihn dann auch kritisieren, wenn einem das ein Anliegen ist. Rein als Unterhaltung funktioniert er aber auch, vor allem weil die Hauptcharaktere so glaubhaft und ohne wenn und aber zum Leben erweckt werden. Jeder weiß hier eben wer er ist, auch wenn er auf der falschen Seite des Gesetzes steht (Veränderungen nicht ausgeschlossen).

„Black and Blue“ bekommt von mir 7/10 die Vielfalt der Trennung eindeutig vorziehende Empfehlungspunkte.


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