Upgrade (Filmkritik)

In der nahen Zukunft werden so gut wie alle Bereiche des Lebens von modernster Technologie gesteuert. Grey (Logan Marshall-Green) lehnt diesen Trend ab und arbeitet daher lieber mit seinen eigenen Händen weiter als Mechaniker. Seine heile Welt zerfällt jedoch plötzlich, als nach einem Unfall seine Frau ermordet wird und er schwer verletzt, jedoch als Tetraplegiker (ohne Arme und Beine bewegen zu können) überlebt.

Er hat mit seinem Leben abgeschlossen, doch unerwartet kommt in Form des exzentrischen Firmenchefs Eron Keen (Harrison Gilbertson), wieder Hoffnung in sein Leben. Der hat nämlich eine neuartige, künstliche Intelligenz namens „Stem“ entwickelt, die er in seine Wirbelsäule implantieren könnte und die ihm aus seinem gelähmten Status befreien würden. Alles natürlich unter der Hand und ohne offizielle Genehmigung…

Regisseur Leigh Whannell wurde im Jahr 2004 bekannt als einer der beiden Masterminds (der zweite ist James Wan, Aquaman) hinter der „Saw-Franchise“. Als Schauspieler kennt man ihn als Sidekick Specs in den vier Insidious-Teilen, wobei er mit dem gelungenen dritten Teil, sein Regiedebüt ablieferte. Mit „Upgrade“, bei dem wiederum auch das Drehbuch von ihm stammt, hat er sich nun einem neuen Genre zugewandt (obwohl es auch hier Horrorelemente gibt).

Hier passen dann gleich mehrere Dinge gut zusammen. Die modernisierte Welt, wie sie hier präsentiert wird, wirkt völlig ungekünstelt. Design und Konzept selbst fahrender Autos kennt man ja heutzutage schon und dass man in der Unterwelt Gewehre in Unterarme einbauen kann oder dass Miniroboter über die Nasenwege das Gehirn zerstören können, das hinterfragt man nicht, sondern nimmt es einfach als Wirklichkeit dieser Welt wahr.

Somit fügt sich auch Stem nahtlos in die Neuerungen ein und die Gespräche zwischen ihm und Grey gehören zu den lustigsten Momenten im Film, während die Action-Szenen – wenn Stem ganz übernehmen darf – faszinieren, weil sie eine gewisse kinetische Energie besitzen. Die Kameraeinstellungen, Geräusche und Schnitte sind genial gemacht und vermitteln klar, dass jetzt nicht mehr Grey Kontrolle über seinen Körper besitzt.

Auch die brutalen Szenen sind wuchtig inszeniert und nicht gerade zimperlich, was sich stimmig anfühlt, besonders wenn man hinter die klinisch sichere Fassade blickt und all den Schmutz sieht, den normale Bürger nicht zu Gesicht bekommen sollen. Ziemlich kompromisslos wird hier eine Geschichte erzählt, über die von Anfang an ein dunkler Schatten hängt, denn die zu Beginn heile Welt kann in dieser Form klar nicht bestehen und das sich Einlassen mit künstlichen Intelligenzen, geht ja bekanntlich auch meistens schief.

Logan Marshall-Green (Devil, Prometheus) ist leider meist auf Nebenrollen abonniert, doch der Kerl hat es wirklich drauf. Besonders die Irritation, wenn Stem ihn völlig beherrscht und die Art, wie sich seine Gestik und Mimik verändert, man weiß immer genau, wer gerade das Sagen hat. Man weint mit ihm, man lacht mit ihm, Grey ist einfach eine spannende Figur und toll gespielt. In Benedict Hardie (Hacksaw Ridge) als Fisk, hat er einen beinahe ebenbürtigen Gegenspieler.

Seine eigene Philosophie gepaart mit dieser gewissen Arroganz und körperlichen Überlegenheit, es macht einfach Spaß diesen Kerl zu hassen. Betty Gabriel (Beyond Skyline) liefert den nötigen weiblichen Touch in dieser von Männern dominierten Welt und ihre FBI-Agentin besticht vor allem durch Hartnäckigkeit und die feinfühlige Vorgehensweise. Natürlich sieht man sie dennoch als Gegner, weil man ja klar auf Grey´s Seite ist.

Insgesamt daher eine klassische Rachestory, verpackt in eine moderne SciFi-Kleidung, was als Ganzes eine Geschichte ergibt, mit der in früheren Zeiten ein junger Carpenter oder auch Cameron auf dem Regiestuhl eine ziemliche Freude gehabt hätte. Tough inszeniert, ohne offensichtliche Fehler, technisch ansprechend ausgeführt und mit einem famos aufspielenden Hauptdarsteller, ich wurde hier wirklich positiv überrascht, denn das Ganze fühlt sich durchgehend frisch an.

„Upgrade“ bekommt von mir 8/10 von den Verbesserungen nur ein Wesen profitieren lassende Empfehlungspunkte.


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