Ash vs Evil Dead – Staffel 1 (Serienkritik)

30 Jahre schon ist Ruhe eingekehrt in das Leben von Ashley ‚Ash‘ J. Williams (Bruce Campbell). Keine Dämonen, keine besessenen Menschen, kein Blut. Ash wohnt in seinem Wohnwagen, arbeitet als einfacher Verkaufsangestellter und benutzt seine amputierte Hand oft dazu, sich mit erfundenen Geschichten zum Helden zu stilisieren, um so zu schnellem Sex mit einsamen Damen zu kommen. Kurz: Ash ist alt geworden.

Plötzlich häufen sich jedoch die seltsamen Ereignisse als er beginnt, Leute in seinem Umfeld, als Dämonen zu sehen. Sein erster Impuls ist die Flucht, doch sein Kollege Pablo (Ray Santiago) sieht in ihm einen Helden und nach der ersten tödlichen Auseinandersetzung und dem ersten Einsatz seiner Kettensägen-Hand seit Jahrzehnten ist klar, dass das Böse zurück ist. Genau wie Ash, was wiederum bedeutet, dass es diesem Dämonen-Pack an den Kragen geht!

Ash vs Evil Dead

Als ein junger Kerl namens Sam Raimi im Jahr 1981 den Film „Tanz der Teufel“ in seiner Funktion als Drehbuchautor und Regisseur auf die Beine gestellt hat, konnte noch niemand ahnen, dass daraus ein Franchise entstehen würde (1987 kam „Tanz der Teufel 2“ und 1992 „Armee der Finsternis“) und mit Hauptfigur Ash, eine echte Kultfigur geboren wurde. Nachdem er bei dem für mich sehr gelungenen Evil Dead – Remake aus dem Jahre 2013 nur einen Mini-Cameoauftritt im Schlussspann hatte, hat er nun über dreißig Jahre später, eine eigene Serie spendiert bekommen.

Die erste Staffel besteht aus zehn Folgen (eine zweite wurde bereits genehmigt), wobei die Episoden jeweils ungefähr eine halbe Stunde lang sind, nur der Beginn und das Ende der Staffel dauern etwas länger. Raimi (Spider-Man) selbst stand hinter der Kamera beim Pilot-Film, von Michael J. Bassett (Solomon Kane, Strike Back) stammen zwei Folgen und Rick Jacobson (Bitch Slap) führte beim Finale Regie. Ivan Raimi, Michael Hurst, Robert Tapert, Lucy Lawless, auch sonst finden sich einige Namen rund um diese Produktion wieder, die zur „Raimi-Familie“ gehören, ein sympathisches, gut eingespieltes Team also und das ist gut so.

Sicherlich kann man diese Serie auch ansehen, ohne Vorkenntnisse, doch der Mehrwert und das absolut überfällige Wiedersehen mit Ash, ist nur für Fans bzw. Kenner genau so genial, wie es für mich war. Nach der ersten Episode hab ich einfach die Musik lauter gedreht und bin hoch erfreut durchs Zimmer gehüpft (gut dass das niemand gesehen hat). Menschen, die die Figuren die sie erschaffen haben lieben, haben Spaß bei der Arbeit und liefern Fan-Service in Reinkultur. Den Satz würde ich gerne öfter schreiben, kann es aber leider viel zu selten tun.

Natürlich lebt die Serie vor allem von Ash alias Bruce Campbell (Bubba Ho-Tep), der absolut in der Rolle seines Lebens aufgeht und mittlerweile ja einfach durch seinen Namen schon Interesse weckt (ähnlich wie Kevin Sorbo, übrigens auch ein von Raimi entdeckter Spross), da er selbst ja in Genre-Kreisen, längst Kult-Status besitzt. Sein Charme, seine Coolness, gepaart mit seiner tollkühnen Feigheit und der oft absolut daneben liegenden Selbsteinschätzung, das ist einfach Ash, den man genau so wie er ist lieben muss. Klar ist er immer für den jeweiligen Schlamassel verantwortlich, doch er bekämpft ihn dafür auch mit voller Kraft (zumindest wenn eine mögliche Flucht, nicht eine verlockendere Alternative bietet).

Ash vs Evil Dead Eligos

Seine Sprüche und Aktionen sind genial, präpotent und nicht selten völlig unangebracht und verletzend, doch genau das zeichnet ihn eben aus. Mit Ray Santiago (In Time) als Pablo und Dana DeLorenzo (The Mad Ones) als Kelly hat der ewige Einzelgänger zwei unverbrauchte Darsteller als Team-Kameraden bekommen, die schon nach kurzer Aufwärmphase, sehr gut zu ihm passen. Pablo ist der richtig nette Kerl, der zu Ash aufsieht und in Kelly mehr oder weniger heimlich verliebt ist. Kelly wiederum sinnt auf Rache, ist um einiges impulsiver und kampflustiger als er und kann vor allem beim Finale so richtig aufdrehen.

Dann wären da noch Jill Marie Jones (Sleepy Hollow) als Polizistin Amanda, die durch dämonische Angriffe vorübergehend ihren Job verliert und der Sache auf eigene Faust nachgeht. Sie ist zunächst ein potentieller Feind für unsere Helden, wandelt sich aber im Laufe der Zeit, zum Love Interest für Ash. Lucy Lawless (Angel of Death) schließlich ist die mysteriöse Ruby und wer sie ist und was sie für eine Rolle spielt, das seht ihr am Besten selbst.

Der Level der gezeigten Gewalt ist wie es sich für die Reihe gehört sehr hoch, wobei der humorige Unteron, einiges an Schrecken abfängt. Köpfe abtrennen auf alle möglichen Arten, Leute aufspießen, zersägen und sämtliche spitzen Dinge in Körper rammen, das alles untermalt mit meterweit spritzenden Blutfontänen und ein paar heraushängende Eingeweide, dürfen freilich auch nicht fehlen. Der „Over the Top“ Charakter ist allgegenwärtig, der Gore-Faktor durchgängig untrennbarer eingebunden in die Erzählstruktur und die Szenen haben einfach etwas Erfrischendes, auch weil man so etwas selten wenn nicht überhaupt noch nie im Fernsehen gesehen hat.

Von kleinen Anspielungen bis hin zur Einbindung der legendären Hütte, in der alles begann oder der dämonisch besessenen Hand von Ash, die auch ohne ihren früheren Besitzer sehr aktiv ist, das geneigte Fan-Herz hat gleich mehrere Male Gelegenheit, vor Freude ein paar extra Sprünge hinzulegen. Besonders erfreulich ist auch die Tatsache, dass man sich bei der Wahl der Effekte treu geblieben ist und beinahe durchgängig auf handgemachte Oldschool-Arbeit gesetzt hat, anstatt im billigen CGI-Sumpf unter zu gehen.

Ash! Deadites! Spaß, Spannung, Blut, Trash-Faktor, Schauspieler in perfekter Spiellaune und Menschen hinter der Kamera, die genau wissen, was sie mit dem Material zu tun haben, was kann man sich eigentlich noch mehr wünschen? Richtig, den passenden Soundtrack und hier ist mit Songs von Deep Purple, Alice Cooper, AC/DC und noch einigen mehr, genau der richtige Mix gefunden worden. Ich kann deshalb zusammenfassend nur mit den Worten von Ash schließen, da ich es selbst nicht besser ausdrücken kann: diese Show ist die Definition von groovy!

Ash vs Evil Dead – Staffel 1 bekommt von mir 9,5/10 alles was rein weiße Augen hat, mit Shotgun und Kettensäge ordentlich und ziemlich endgültig bearbeitende Empfehlungspunkte.


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