Die Zeit ist endlich gekommen. Nachdem ihre große Liebe Peeta (Josh Hutcherson) aus den Händen des eiskalten Präsident Snow (Donald Sutherland) befreit werden konnte, gibt es für Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) nur mehr ein Ziel: sie muss den brutalen Machthaber, mit ihren eigenen Händen töten. Rebellenführerin Coin (Julianne Moore), hat jedoch andere Pläne für sie und will sie weiter als Gesicht des Widerstandes nutzen.
Als Katniss und ihre Einheit samt Kamerateam bei ihrem Einsatz den Anführer verlieren, nutzt sie die Gelegenheit und erfindet einen Geheimauftrag, den sie angeblich erfüllen soll, um Snow zu töten. Obwohl ihre Begleiter genau wissen, dass es sich um eine Lüge handelt, entscheiden sich schließlich alle dafür, ihr zu folgen. Somit hat die letzte Schlacht begonnen, doch wer jetzt denkt, Katniss könnte nun außerhalb der manipulativen Fänge von Snow und Coin agieren, der irrt.
Nach der Zweiteilung des finalen Teiles, ist die Buchtrilogie von Suzanne Collins nun zu Ende. Schon wird von möglichen, innerhalb des Panem-Universum spielenden Sequels und Prequels gesprochen. Ja, das ist eben Hollywood, melken bis die Kuh tot ist. Aber zurück zu dem aktuellen Film. Die Panem-Reihe ist für mich ja klar das mit Abstand beste Jugendbuch-Franchise in filmischer Form. Nachdem ich bei Hunger Games nur den Wackelkamera-Stil anstrengend fand, war Catching Fire für mich (abgesehen vom plötzlichen Schluss vielleicht) perfekte Unterhaltung. Bei Mockingjay Teil eins sind dann die Bindungen zu den Figuren schon so stark, dass trotz der vielen Charakter-Momente, nie Langeweile aufkommt, da man emotional völlig involviert ist.
Nun also kommt das Finale und soll dies alles noch übertreffen. Oder zumindest den Standard halten. Immerhin führen Dreharbeiten an einem Film, der dann in zwei Teilen ins Kino kommt meistens dazu, dass im ersten Part wenig passiert und erst der letzte Part, so richtig loslegt. Ob es nun der große Druck war oder Regisseur Francis Lawrence (Constantine) einfach zuviel wollte ist nebensächlich, Tatsache ist, dass dies für mich der einzige Teil des Franchise ist, bei dem nicht alles ganz stimmig ist.
Zunächst spielt natürlich auch die Erwartungshaltung eine nicht unwichtige Rolle. Der erste Mockingjay hat ja so ziemlich ganzheitlich alle Bereiche des vorherrschenden Konfliktes gezeigt, die Intrigen dahinter, das Aufeinandertreffen feindlicher Menschenmassen und die schrecklichen Auswirkungen des Krieges. Wer nun glaubt, dass beim Finale nun die verfeindeten Heere aufeinander treffen, der irrt sich. Das Geschehen folgt hier beinahe ausschließlich Katniss und ihrer Truppe und was denen passiert, kann man ohne Zweifel so kommentieren, wie Finnick (Sam Claflin) es im Film tut: willkommen zu den Hungerspielen (was wiederum durch den Angriff der Zombie-ähnlichen Kreaturen, zur intensivsten Actionszene des gesamten Abenteuers führt).
Das Team möchte vom Rebellenstützpunkt aus, Snow´s Palast erreichen und muss dazu durch ein verwüstetes Stadtgebiet, dass völlig mit Fallen der Macher der „Hunger-Kriegs-Spiele“ übersät ist. Die Spiele-Dynamik passte perfekt zu Teil eins und zwei, da Mockingjay eins sich jedoch klar in Richtung Antikriegsdrama entwickelt hat, fühlt sich dies nun irgendwie seltsam an. Ja ich weiss, erstens steht das so im Buch und zweitens spiegelt dies doch nur die spielerisch kranke Freude am Krieg der Drahtzieher wieder, aber von dem abgesehen, man bekommt eben nicht ganz das, was zuvor aufgebaut wurde und daher erwartet wird.
Dann wären da noch zwei Tode im Film und auch wenn ich den Umgang mit dem ersten der beiden nicht mochte, kann ich ihn als weiteren Schrecken des Krieges akzeptieren, der Katniss innerlich immer mehr kaputt macht. Doch der zweite Tod und dann der plötzliche Bruch im Film, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass da was fehlt. Der finale Akt ist dann wieder sehr stark, auch der Part mit dem Zurückfinden in einen normalen Alltag finde ich nicht zu lange. Den kurzen zeitlichen Sprung in die Zukunft hätte man sich aber sparen können, hier wäre Distanz vom Buch durchaus eine willkommene Abwechslung, denn eine Szene kurz zuvor im Bett, ist von der Stimmung perfekt und hätte ein wunderschönes Ende ergeben.
Was in den drei Vorteilen angenehm zurückhaltend behandelt wurde und nun wieder aufgenommen wird, ist die eigentlich ja gar nicht vorhandene Dreiecksbeziehung Peeta-Katniss-Gale, die ich nun unpassender denn je finde, da sie nicht zur erwachsenen Düster-Grundatmosphäre passt. Ja, das war es dann eigentlich auch schon wieder mit meinen größten Kritik-Punkten. Am Besten hat mir hier eigentlich Peeta gefallen und wie er mit seinen manipulierten Erinnerungen kämpft und dem programmierten Hass auf Katniss, während langsam aber sicher die echt erlebten Dinge in seinem Kopf, klarer werden. Ansonsten ist dies klar wieder eine „Ein-Frau-Show“ für Miss Lawrence, während ein paar Nebenfiguren ihre Momente haben und andere völlig zur Nebensache verkommen.
Jennifer Lawrence (American Hustle) als Katniss muss uns Zuschauern ja längst nichts mehr beweisen und schafft es auch hier sehr schön zu zeigen, wie ihre Figur, die soviel an Stärke gewonnen hat, immer mehr innerlich stirbt und es trotzdem irgendwie schafft, niemals aufzugeben. Josh Hutcherson (Red Dawn) ist als Peeta bedrohlich und verloren zugleich, sieht richtig fertig aus und macht somit seine Figur noch spannender als es zuvor der Fall war. Liam Hemsworth (Paranoia) als Gale hingegen bleibt kaum im Gedächtnis, außer vielleicht durch seine Tendenz, die Schrecken des Krieges als nötige Konsequenz für den Sieg, allzu schnell zu akzeptieren.
Donald Sutherland (Stolz & Vorurteil) als Snow ist noch immer der charismatische Führer seines Regimes, doch er zeigt auch unerwartet Schwäche und hat seine besten Momente, als er eigentlich schon verloren hat. Dafür wächst der Hass auf Julianne Moore (Still Alice) als Coin, da sie doch die Anführerin der Guten sein sollte, aber ihrem bösen Gegenpart mit ihrem eiskalten Kalkül, starke Konkurrenz macht. Schön ist die Tatsache, dass man nur wenn man es weiss merkt (ok, viel zu tun bekommt er als Plutarch nicht), dass Philip Seymour Hoffman (Mission Impossible 3) während der Dreharbeiten verstorben ist.
Positiv ist mir noch Sam Claflin (Snow White and the Huntsman) aufgefallen, der als Finnick erneut sehr sympathisch ist und Jena Malone (Sucker Punch) als Johanna, die herrlich trocken ihre Sprüche präsentiert („Feel free to take it personal!“) und mich zu jeder Minute ihrer begrenzten Screentime, zum Lächeln brachte. Woody Harrelson (True Detective) als Haymitch hat ebenso seine kurzen Momente, auch alle restlichen bekannten Gesichter sind wieder dabei und geben sich einmal mehr, einmal weniger eindrucksvoll, die Ehre. Der Cast als Ganzes ist dabei so stark wie bei allen Teilen zuvor.
Insgesamt daher ein finaler Teil mit ein paar klaren Schwächen, bei dem die bereits aufgebaute Bindung und die klaren Stärken dieses Franchise dazu führen, dass die mit den Vorgängern aufgebaute Stimmung, für diesen Abschluss Fluch und Segen zugleich ist. Einerseits sind die Figuren nicht egal, man „kennt“ sie eben schon sehr genau, doch ohne den Aufbau der Vorgänger, würde der Film viel schlechter funktionieren. Ja, das ist oft so bei Fortsetzungen, doch war es bei Panem zwei und drei, deutlich weniger zu spüren. Nicht wirklich enttäuschend also, mit durchaus sehr starken Momenten versehen, am ehesten stellt sich am Ende dann ein leicht ernüchterndes Gefühl ein, doch auch vermischt mit der Wehmut, dass es nun vorbei ist.
„Die Tribute von Panem – The Hunger Games: Mockingjay – Part 2“ bekommt von mir 8/10 am Ende den Schrecken vorübergehend gleich in zwei Lagern beseitigende und dafür den Preis bezahlende Empfehlungspunkte.
Ich persönlich fand den ersten Teil von Mockingjay über weite Strecken sehr ereignisarm. Das Spalten eines Buches in 2 Teile ist natürlich nur des Geldes wegen passiert und nicht weil man unbedingt dem Buch möglichst gerecht werden wollte – anschauen tut man sie sich aber dann doch gezwungenermaßen.
Mockingjay 2 war eindeutig besser als der Vorteil, wenngleich ich den Showdown zwischen Katniss und Coin, bzw die Konsequenzen danach übereilt fand, was aber wohl auch damit zu tun hatte, dass sie Szenen in den verstorbene Philip Seymour Hoffman vorkommen sollte irgendwie „umbauen“ oder streichen mussten. Der Brief den Haymitch vorliest – das war wohl so ein Flickwerk was für mich nicht unbedingt in den Film passte. Ein Brief – wirklich?
Warum man das Liebesdreieck das nie wirklich eines war hier forcieren musste, ist mir nicht ganz klar. Könnte sein, dass man die Beziehung zwischen Gale und Katniss nochmal betonen wollte, damit sein Verrat mehr Impakt hat, aber im Film kommt es nicht so wirklich raus, dass der finale Schlag gegen die Bürger des Kapitols wohl mit seine Idee war.
Wieder mal Jammern auf hohem Niveau, aber gut unterhalten wird man allemal.