Peter Parker (Andrew Garfield) fühlt sich mittlerweile in seiner Rolle als Spiderman sehr wohl, Verbrecher zu bekämpfen und für viele Bürger ein Held zu sein, macht ihm einfach Spaß. Nur seine Liebe zu Gwen Stacy (Emma Stone) bereitet ihm immer wieder Sorgen, denn er hat ihrem sterbenden Vater versprochen sich von ihr fern zu halten, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Die lauert schon bald in Form des unscheinbaren Technikers Max Dillon (Jamie Foxx).
Durch einen Unfall wird dieser nämlich zu Electro, einem Wesen, für das Strom wie Nahrung funktioniert und das Elektrizität als tödliche Waffe einsetzt. Während Peter alle Hände voll zu tun hat mit diesem übermächtigen Feind, verfolgt er auch weiterhin Hinweise bezogen auf den mysteriösen Tod seiner Eltern. Als er seinen alten Freund Harry Osborn (Dane DeHaan) nach Jahren wieder trifft, laufen schließlich unerwartet alle Fäden zusammen und Spiderman steht kurz vor einem der bisher größten Kämpfe seines Lebens.
So, endlich hab ich ihn nun auch gesehen. Den Spiderman Film, der das Franchise in die Krise geritten hat und das obwohl er mit einem Einspiel von über 700 Millionen Dollar, der sechst erfolgreiche Film des Jahres 2014 war. Mittlerweile wurde Teil 3 ja auf das Jahr 2018 verschoben, um vorher Spin-Offs in Form der Bösewichte der „Sinister Six“ oder mit „Black Cat“ eine weibliche Heldin in den Mittelpunkt zu stellen. Oder es stimmen die Gerüchte, dass Marvel und Sony einen Deal aushandeln, damit Spidy von den Rechten her in „Captain America 3“ dabei sein kann und dafür in zukünftigen Filmen des Netzschwingers, auch mal ein paar Avengers vorbeischauen dürfen. Und ein neuer Hauptdarsteller und Regisseur, gehört dann natürlich auch her.
Einerseits sind diese Möglichkeiten durchaus spannend, doch für mich persönlich ist dies auch Grund zur Traurigkeit, denn ich bin ein Freund der beiden Marc Webb Filme. Dass Sony mit dem Einspiel nicht zufrieden war liegt klar an der Erwartungshaltung und der teuren Werbung, dass Kritiker wegen der überfrachteten Handlung ein Problem hatten oder mehr bzw. was anderes erwartet hätten, könnte durchaus auch an der durch „Guardians of the Galaxy„, „Captain America 2“ und „X-Men: Days of Future Past“ doch übermächtig starken Comic-Konkurrenz im Kinojahr 2014 liegen. Eigentlich aber egal, denn ich finde „Rise of Electro“ ist nicht nur als Comicfilm der seine Herkunft nicht leugnet, sondern insbesonders als Spiderman-Film sehr gelungen.
Wie ich bei meiner „The Amazing Spider-Man“ Kritik bereits erwähnt habe, bin ich ja Fan seit Kindertagen. Objektive Worte zu finden ist daher nicht mein Anspruch, ich musste hier aber auch nicht auf den verklärten Nostalgiefaktor zurückgreifen um Spaß zu haben wie etwa beim letzten „Turtles“ Abenteuer, dass zwar nicht „gut“ war, bei dem ich aber gut unterhalten wurde wegen meiner Geschichte mit den Schildkröten. So, jetzt hab ich aber genug drum herum geschrieben, eigentlich geht es ja um einen ganz anderen Spinner als mich.
Was hier wieder perfekt gelungen ist, ist der Spidy-Vibe. Die Sprüche, der Tonfall, die Bewegungen im Kostüm, das ist der Spidy, den ich kenne und liebe. Die Optik ist bestechend scharf, vor allem auf 3D wirkt alles so, als wären die Bilder direkt aus dem Comic oder einem Computerspiel importiert worden. Die Dynamik kommt besonders bei den Netzschwüngen in luftigen Höhen neben Wolkenkratzern und bei Rettungsaktionen in letzter Sekunde zur Geltung. Am Besten aber sind die Elektrizitätseffekte von Electro, die versprühen irgendwie Alien-Charme, gepaart mit einem künstliche Intelligenz/Monster Feeling. Auch die paar Momente, in denen Zeitlupen eingesetzt wurden, bleiben in Erinnerung.
Von der Handlung her ist schon viel drinnen, ob es jetzt an meinem Grundwissen aus den Comics liegt weiß ich nicht, aber ich hatte keine Probleme, der Geschichte zu folgen und fand, dass alte Teile am Ende schön zusammen laufen. Da wäre einerseits die Gwen-Peter Liebesstory, vorbelastet von den Ereignissen des ersten Teiles. Dann die Suche nach der Wahrheit über den Tod der Parkers. Peter und Harrys Freundschaft und dessen Firma Oscorp, die in irgendeiner Form an den Schicksalen aller wichtigen Figuren maßgeblich beteiligt war und auch noch ist und der auch Electro seine unbeabsichtigte Geburt verdankt.
Zentraler Pluspunkt sind wiederum die Darsteller, denn ich kann mir derzeit wirklich keinen Schauspieler vorstellen, der Spidy besser als Andrew Garfield (The Social Network) portraitieren könnte. Spidy „ist“ er ja wie bereits erwähnt sowieso, aber auch als Peter ist er einfach sympathisch und auf eine erfrischend unverbrauchte Art und Weise menschlich. Die Chemie zwischen ihm und Emma Stone (seiner Freundin im wahren Leben) als Gwen Stacy ist großartig, die beiden liefern Dialoge, die bei anderen leicht peinlich werden hätten können, mühelos liebenswert ab, man merkt eben, dass die beiden zusammen gehören. Und Stone (Paper Man) gibt Gwen einiges an Charakter-Stärke, was Peters Aufgabe als Spiderman, nicht gerade erleichtert.
Jamie Foxx (Django Unchained) als Max Dillon aka Electro wandelt sich vom unscheinbaren Nerd, den jeder übersieht oder ausnutzt und der Selbstgespräche führt um nicht so alleine zu sein, zu einem machthungrigen Überwesen, dass alle Menschen beherrschen möchte. Als seine psychische Situation kippt und er die durch den Strom verzerrten Stimmen hört hatte ich beinahe das Gefühl, mich in einem Tim Burton Film zu befinden. Im Grunde ist er aber ein Show-Off Bösewicht, dessen Schicksal egal bleibt, auch wenn ihn natürlich die böse Gesellschaft zu dem gemacht hat, was er ist. Oder er ist einfach nur ein Weichei, ja, das stimmt so bestimmt auch.
Dane DeHaan (Chronicle) als Harry Osborn aka Green Goblin hingegen, funktioniert als Charakter weit weniger plakativ und die Bösartigkeit die in ihm wächst, da er sowohl um sein Geld als auch sein Leben fürchten muss und den Kampf keinesfalls verlieren möchte, funkelt schon bald förmlich aus seinen Augen und macht ihn zu einer unberechenbaren, tickenden Zeitbombe. Mit Felicity Jones (Die Entdeckung der Unendlichkeit) als Felicia aka der späteren Black Cat, Marton Csokas (The Equalizer) als Dr. Ashley Kafka und Paul Giamatti (Duplicity) als Aleksei Sytsevich aka Rhino sind dann in kleinen Nebenrollen noch andere Figuren dabei, die Kennern der Comics, ein Grinsen aufs Gesicht zaubern werden.
Insgesamt daher für mich ein Film, der genau dem entspricht was ich in einem Spidy Film sehen will und dies auch erwarten konnte, nachdem der erste Teil meinen Geschmack so schön getroffen hat. Warum ich bei diesem Sequel einen halben Punkt weniger gebe liegt für mich nur daran, dass ein wichtiger Handlungstrang aus den Comics, bereits hier aufgelöst wurde, was stimmig inszeniert wurde, doch einfach auch schade ist (die, die ihn gesehen haben, wissen was ich meine). Natürlich sind nach dem Ende längst nicht alle Fragen geklärt, aber hier sollte eben „Sinister Six“ oder der dritte Teil folgen, ich würde es mir auf jeden Fall wünschen, hier ein würdiges Finale präsentiert zu bekommen, natürlich mit all den wichtigsten Beteiligten sowohl vor als auch hinter der Kamera, wieder mit an Bord.
„The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ bekommt von mir 8,5/10 beinahe ständig unter Strom stehende Empfehlungspunkte.
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