Open Windows (Filmkritik)

Filmstarlet Jill Goddard (Sasha Grey) hat weltweit eine große Fangemeinde. Einer ihrer größten Fans ist Nick (Elijah Wood), der sein Glück nicht fassen kann, als er bei einem Online-Wettbewerb doch wirklich ein „Meet and Greet“ mit seinem Lieblingsstar gewinnt. Umso größer ist seine Enttäuschung, als ihn auf seinem Laptop ein Mann namens Chord (Neil Maskell) anruft und darüber informiert, dass Jill aus unbekannten Gründen, das Treffen nicht einhalten wird.

Chord bietet aber gleich eine Möglichkeit an, um Nick zu entschädigen. Er hackt sich in die Überwachungskameras des Live-Aufritts, den Jill gerade besucht, um für ihren neuen Film zu werben. Zunächst wirkt Nick zwar fasziniert, doch als er als nächstes Zugriff auf die Kamera von Jill´s Handy bekommt, wird ihm die Sache langsam ungeheuer. Doch es ist bereits zu spät, das von Chord präzise geplante Katz und Maus Spiel ist bereits zu weit fortgeschritten, um es noch stoppen zu können. Und der Preis des Spiels, ist Jill´s Leben.

Open Windows

Ein Film, der ausschließlich mit Webcams, Handy- und Überwachungskameras aufgenommen wurde, bei dem man die meiste Zeit nur Bildschirme sieht, auf denen sich in mehreren offenen Fenstern, der Hauptteil der Handlung abspielt. Der spanische Regisseur Nacho Vigalondo (ich kenne ihn nur durch seinen irren „A is for Apocalypse“ Beitrag bei den „ABC´s of Death„) hat es beim Schreiben des Drehbuchs nach eigenen Aussagen am Anspruchsvollsten gefunden, spezifische Gründe zu suchen, um ein Hin und Her der Perspektiven zwischen den Protagonisten zu rechtfertigen. Ich muss sagen, dass er dies gut gelöst hat, da ich keinen der Wechsel als unnötig oder störend empfunden habe.

Natürlich ist hier wie zum Beispiel bei Found Footage Filmen („Wer„, „Devil´s Pass“ oder „Storm Hunters„), die Art zu Filmen derart omnipräsent und essentiell für das Filmerlebnis, dass man sie klar zu den Hauptdarstellern rechnen müsste. Inflationär einsetzbar bei vielen Produktionen, zumindest durchgängig einen ganzen Film lang, ist diese Technik meiner Meinung nach zwar nicht, doch kann sie einen Film, bei dem auch ein paar Top-Hacker eine Rolle spielen aber die Story an sich sehr beliebig ist, eindeutig aus der breiten Masse herausheben. Etwas zu schaffen, was ich so noch nicht gesehen habe, ist ja in der heutigen Zeit sowieso schwer genug. Schon allein deshalb habe ich den Film gerne gesehen.

Elijah Wood hat sich nach „Grand Piano“ nun schon wieder ein interessantes Projekt ausgesucht. Irgendwie ist er großteils zwar auch zum Helden von DVD-Premieren abgestiegen, doch er sucht sich seine Rollen scheinbar gründlich aus. Als Nick gibt er perfekt den schüchternen und überforderten Durchschnittstypen, der im Grunde ein einsamer Nerd ist, der was das Anhimmeln seines Stars betrifft, aus dem Teenager Alter nie heraus gekommen ist. Man wünscht ihm einfach, dass er aus dem Schlamassel wieder heil heraus kommt und als Bonus auch noch das Leben seiner Herzensdame retten kann.

Sasha Grey (Would You Rather) zeigt als vom Starrummel genervter Filmstar, dass ihr durchaus ihre Rolle als ernsthafte Schauspielerin wichtig ist (nach der Beendigung ihrer Adult-Star Karriere) und auch ambivalent angelegte Rollen ganz überzeugend hinbekommt. Ziemlich gut ist Neil Maskell (Kill List) als gesichtsloser Bösewicht Chord, da er fast den gesamten Film lang nur seine Stimme dazu einsetzt, um Nick das Fürchten zu lehren und mit einer gewissen fanatischen Verbissenheit, seinen perfiden Plan auszuführen.

Irgendwann nach der Hälfte der Spielzeit, ist dann irgendwie die Luft ein wenig draußen. Dass Chord wirklich auf alles eine Antwort zu haben scheint und Nick gar so hilflos wirkt, ist ein Szenario, dass etwas überstrapaziert wird. Dafür bekommt man ein auf unerwarteter Ebene überraschendes Finale spendiert, dass ich echt in dieser Form nicht kommen gesehen habe. Das kann man dann auch etwas konstruiert finden, doch ich konnte einfach nicht anders, als die gezeigte Coolness, mit einem breiten Grinsen zu würdigen.

Was bleibt ist ein Film, bei dem wohl einige der technischen Spielereien in dieser Form noch nicht möglich sind oder zumindest nur wenige Menschen auf der Welt über das nötige Equipment und Wissen verfügen. Das wird aber nur zum Problem, wenn man sich von der Handlung nicht hinein saugen lässt, was dann doch die meiste Zeit über gelingt. Dank der Darsteller und der unverbrauchten Machart, für Thriller- und Technikfreunde, auf jeden Fall einen Blick wert. Sogar Gesellschaftskritik (in der „den Spiegel vorhalten“ Form) darf hier nicht fehlen, übrigens auf eine Art und Weise, die ich auch im echten Leben für 100 prozentig zutreffend halte.

„Open Windows“ bekommt von mir 6,5/10 die Möglichkeiten des Internets auf alle möglichen Arten missbrauchende Empfehlungspunkte.

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