Die Boxtrolls (Filmkritik)

Die unter den Straßen der Stadt Cheesebridge hausenden Boxtrolls, werden von den Bewohnern der Stadt gefürchtet. Es ranken sich allerhand Schauergeschichten um die in Pappkartons lebenden Monster, die nur nachts ihre unterirdische Heimat verlassen, um in den Abfällen der Menschen nach allerlei Interessantem zu suchen. Der verschlagene Archibald Snatcher (Ben Kingsley) tut sein Bestes, den Ruf der Kobolde zu ruinieren, denn er möchte die kleinen Trolle ausrotten, um sich in der Oberschicht der Gesellschaft zu etablieren.

In Wirklichkeit handelt es sich bei den scheuen Kreaturen um äußerst liebenswerte Wesen, die sich wie eine Familie kümmern um den Waisenjungen Eggs (Isaac Hempstead-Wright), den sie bei sich aufgenommen haben. Als der die Bürgermeistertochter Winnifred (Elle Fanning) kennenlernt, wollen die Kinder die Erwachsenen von Cheesebridge darüber informieren, was Snatcher im Schilde führt, doch der will dies mit allen Mitteln verhindern.

boxtrolls

„Die Boxtrolls“ ist ein wirklich entzückender Film, der auf dem Kinderbuch „Here be Monsters“ von Alan Snow basiert. Von dem 500 Seiten starken Buch blieb im Drehbuch von den Drehbuchautoren Irena Brignull und Adam Pava nur die Kernhandlung über, denn in knapp 100 Filmminuten (es gibt kaum längere Kinderfilme) muss man sich eben aufs Wesentliche konzentrieren.

Der Film kann mit einer erstaunlich erwachsenen Message für einen Kinderfilm aufwarten. Durch die versuchte Ausrottung der Boxtrolls, Angst vor dem Unbekannten und schlichte Ignoranz jenen gegenüber, die anders sind, kann man Parallelen in die reale Welt ziehen, was stellenweise die Stimmung im Kino ein wenig drückte. Durch diverse Intrigen der Hauptfigur wird der Ruf der an sich harmlosen Boxtrolls ruiniert und nun droht ihnen die Auslöschung durch den Bösewicht Archibald Snatcher, der sie nur jagt, weil er dann seinen lange und heiß ersehnten weißen Hut bekommt, der ihn automatisch zur Elite der Stadt erklärt.

Die Bewohner der Stadt Cheesebridge stellen sich blind ob des Treibens von Snatcher und widmen sich lieber ihren diversen Käse-Sorten, etwas das die Dekadenz der Städter versinnbildlichen soll. Da ist die Zeit mit dem Käse schon mal wertvoller als die Zeit mit der eigenen Tochter.

Für Kinder ist der Film nur bedingt geeignet, denn stellenweise ist er schon ziemlich brutal (wenn die Boxtrolle zerquetscht werden sollen..) und ich kann mir gut vorstellen, dass kleinere Kinder das zum Fürchten finden. Dennoch werden sie an den putzigen Boxtrollen ihre Freude haben. Wenn die in diversen Kartons wohnenden kleinen Kerlchen (sie fühlen sich sonst nackt!) auf der Leinwand zu sehen sind, kann man gar nicht anders, als zu grinsen.

Wenn man Zeit mit den Boxtrollen verbringt, wird gerade Anfangs kein Wort gesprochen, weil Eggs noch ein Baby ist, dennoch weiß man immer worum es geht, genau wie bei den Minions in „Despicable Me“, die man trotz ihrer Fantasie-Sprache genau versteht. Leider bekommt keiner der Trolle eine wirkliche Hauptrolle, denn meistens sind sie im „Rudel“ unterwegs, wenngleich man doch einige mit Namen kennen lernt (die haben sie von den Aufschriften auf ihren Kartons).

Produziert wurde der Film von der Laika, die auch schon die Welt von „Coraline“ und „ParaNorman“ zum Leben erweckten. Für beide Filme gabs zurecht eine Oscar-Nominierung für den besten Animations-Film, wenngleich „Die Boxtrolls“ nicht so ganz an die Qualität seiner Vorgänger anschließen kann. Doch was macht die Werke von Laika so besonders?

Das Team rund um die Co Regisseure Anthony Stacchi und Graham Annable verwendete einerseits Stop-Motion, wo Figuren von Hand für jede Filmsekunde hunderte Male bewegt werden um ein flüssiges Bild zu ergeben, kombinierten aber diese schon sehr traditionelle Technik mit Computer-Animation und 3D. Dabei kommt ein einzigartiger Look heraus, der mich persönlich in meine Kindheit versetzt, als ich gerne „Wallace und Gromit“ schaute, die noch komplett von Hand animiert wurden und einen ganz eigenen Charme besaßen. Um dieses Endergebnis zu erzielen war man sehr fleißig, denn es wurden insgesamt 79 Sets gebaut, in denen über 20.000 Requisiten zu Einsatz kamen.

Für die Synchronisation hat man in der OV einige große Namen verpflichten können. So lieh Ben Kingsley (Prince of Persia) Archibald Snatcher seine Stimme und Nick Frost (The World’s End), Elle Fanning (Maleficent) und Simon Pegg (The World’s End) waren ebenfalls mit von der Partie.

Fazit: „Die Boxtrolls“ ist ein Film, der sich durch seinen einzigartigen Look erfrischend von der ewig auf Hochglanz polierten Konkurrenz abhebt und mit einer (für einen Kinderfilm) erstaunlich erwachsenen Message aufwartet. Leider sind die Charaktere stellenweise etwas eindimensional geraten.

Dieser Film bekommt von mir 7/10 in Kartons verpackte Punkte.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.