Die Bestimmung – Divergent (Filmkritik)

Das Chicago der Zukunft ist von der Außenwelt abgeschnitten und in fünf Fraktionen unterteilt. Da wären die Ferox (die Furchtlosen), Altruan (die Selbstlosen), Cadnor (die Freimütigen), Ken (die Gelehrten) und Amite (die Friedfertigen). Wenn Jugendliche das Alter von 16 erreichen, erhalten sie die einmalige Möglichkeit, ihre Fraktion zu wechseln. Beatrice Prior (Shailene Woodley) ist in der Altruan-Fraktion aufgewachsen, fühlte sich dort aber nie wirklich hinein passend.

Bei dem Eignungstest, der der Möglichkeit die Fraktion zu wechseln voraus geht, erhält sie allerdings ein äußerst außergewöhnliches Ergebnis: Sie würde gleich zu drei Fraktionen passen – damit ist sie eine „Unbestimmte“ eine Divergent, die den Ruf haben, die friedliche Gesellschaft zu gefährden und daher werden sie unter dem Kommando der skrupellosen Jeanine Matthews (Kate Winslet) gejagt. Beatrice verbirgt erfolgreich ihre wahre Identität und entscheidet sich ihre Fraktion zu wechseln, von nun an ist sie Teil der Ferox.

Divergent

Der Roman „Divergent“ erschien 2011 in den USA und ist mit fast 500 Seiten ein ordentlicher Wälzer. „Divergent“ ist – wie derzeit sehr modern – der Auftaktroman einer Trilogie. Der Debütroman von Veronica Roth wurde zu einem Bestseller und hielt sich 11 Wochen in der Bestenliste der New York Times. Die Verfilmung des Buches war, bzw. ist ein heißer Anwärter darauf, ein neues, erfolgreiches Film-Franchise zu etablieren, etwas, dass z.B. bei „Die Tribute von Panem“ geglückt ist. Ist die Rechnung von Summit Entertainment aufgegangen? Zumindest teilweise, denn „Divergent“ legte einen guten, wenngleich nicht übermäßig erfolgreichen Kinostart in den USA hin.

Eines gleich vorweg – in derselben Liga wie „Die Tribute von Panem“ spielt „Divergent“ meiner Meinung nach nicht, wenngleich das für mich zumindest teilweise am Grundmaterial liegt. Die Stadt Chicago wird nach einem Krieg in 5 Fraktionen aufgeteilt (Ferox – die Furchlosen; Altruan – die Selbstlosen; Ken – die Wissenden; Candor – die Freimütigen; Amite – die Friedfertigen) um weitere Ausschreitungen zu verhindern.

Wer hat sich diese Lösung einfallen lassen und welche Bevölkerung würde sich das bitte realistischer weise gefallen lassen? Individualität ist damit de facto unmöglich und die, die sich über dieses System hinweg setzen, müssen natürlich mit brutalen Konsequenzen rechnen. Kein „normal“ Denkender würde damit einverstanden sein, sich in diese Kategorien pressen zu lassen. Und warum wird alledem eine so große Bedeutung zugemessen, wenn sich die Teenies trotz ihrer Eignungstest selbst entscheiden könnten, in welche Fraktion sie gehören wollen?

Allem übergeordnet ist eine Regierung, die in den einzelnen Fraktionen für Zucht und Ordnung sorgt – also das obligatorische große Böse. Ausnahmsweise ist deren Chefin einmal eine Frau, Jeanine Matthews, gespielt von Kate Winslet, die es aber nicht schafft, ihren Charakter zum Leben zu erwecken und etwas Dimension zu geben.

Gekostet hat der Film um die 85 Millionen Dollar und ich muss sagen, man hat einiges davon in die Computereffekte gesteckt, die ein verwüstetes Chicago zeigen, aber noch einen Funken einer ehemals großartigen Stadt durchblitzen lassen. Es wird sehr, sehr, sehr viel Zeit darauf verwendet, die Fraktionen und die Regeln vorzustellen, die das Leben in Chicago so ausmachen. Das meiste der Story hat aber damit eigentlich herzlich wenig zu tun.

Wirklich viel Zeit wird darauf verwendet Tris‘ Ausbildung bei den Ferox zu zeigen. Was bei „Die Tribute von Panem“ vielleicht 20 Minuten dauerte, wird hier auf circa eine Stunde ausgedehnt und lässt an Spannung zu wünschen über. Lobenswert möchte ich erwähnen, wie die „Liebesgeschichte“ zwischen Tris und Four gehandhabt wird, die wirklich dezent gehalten ist und es schafft, wachsende Zuneigung zu zeigen ohne à la „Twilight“ kitschig zu wirken. Was auch mal eine nette Abwechslung war, ist dass Tris sich ihr Können hart erarbeiten muss und nicht magisch in die Wiege gelegt bekommt. Was man stark merkt, ist dass Regisseur Neil Burgers (Ohne Limit) „Divergent“ quasi nur als Auftaktfilm für die Trilogie dient und das spürt man auch. Vieles wirkt wie ein Set-Up für Dinge, die noch kommen werden. Da der Film erfolgreich zu sein scheint, stehen die Zeichen für einen zweiten Film gut.

Die beiden Hauptdarsteller liefern eine gute Performance ab, wenngleich ich es Shailene Woodley (The Descendants), die Hauptcharakter Tris spielt, zumindest optisch nie abkaufen würde, ein wirklicher Bad-Ass zu sein. Ansonsten macht sie eigentlich alles richtig und lässt den Zuseher dabei mitfiebern, wie sie versucht sich durch einen sehr langen Trainingprozess einen Platz bei den Ferox zu erkämpfen.

Dabei steht ihr Four (Theo James – Underworld: Awakening) zur Seite, dessen Name von seinen nur 4 Hauptängsten kommt. Langsam aber sicher entwickelt sich eine zarte Bindung zwischen ihm und Tris, die subtil genug ist, um Nichtromantiker nicht mit den Augen rollen zu lassen. Jai Courtney (I, Frankenstein) als Ausbildner Eric war ziemlich genial und schaffte es mir trotz sehr limitierter Screen-Time, im Gedächtnis zu bleiben.

In einigen Nebenrollen waren bekannte Gesichter zu sehen wie etwa Ashley Judd (Flypaper) als Tris‘ Mutter, Tony Goldwyn (Scandal), Mekhi Phifer (8Mile) als Anführer der Ferox und natürlich Kate Winslet (Movie 43).

Fazit: „Divergent“ kann mit einem talentierten Cast überzeugen, leidet aber unter einem schnecken-gleichen Erzähltempo und kommt über weite Strecken einfach nicht von Fleck und wirkt dadurch langatmig.

Dieser Film bekommt von mir 6,5/10 nicht fraktionierten Punkten.

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