Dead Man Down (Filmkritik)

Als rechte Hand des Unterweltbosses Alphonse (Terrence Howard) führt Victor (Colin Farrell) ein einerseits sehr gewalttätiges, andererseits ziemlich zurückgezogenes Leben. Nur wenn sich seine und die Blicke seiner Nachbarin vom Hochhaus gegenüber treffen, dann hält er einen Moment inne und verliert für einen kurzen Augenblick sein Zeitgefühl.

Nachdem genau diese Dame, ihr Name ist Beatrice (Noomi Rapace), ihm einen Zettel im Postkasten hinterlässt, kommt es zu einem interessanten Treffen. Zunächst sieht alles danach aus, dass hier zwei Menschen versuchen abzutasten, ob sie zueinander passen würden. Schon bald aber offenbart Beatrice ihre wahren Beweggründe, die Victor zu ihrem Handlanger machen würden, doch auch er hat im Geheimen einen Plan rennen, bei dem sich die beiden vielleicht sogar gegenseitig helfen könnten.

Dead-Man-Down

Der Däne Niels Arden Oplev ist bei uns vor allem für seine Millennium-Trilogie, die auch Hauptdarstellerin Noomi Rapace alias Lisbeth Salander internationalen Ruhm gebracht hat. Sein erster amerikanischer Film wurde von Fans bereits heiß erwartet, wurde dann aber sowohl finanziell zu einem Flop als auch aus der Sicht der Kritiker, die vor allem die Erzählgeschwindigkeit als zu langsam und die Plottwists als zu absurd bezeichneten.

Meiner Meinung nach ist „Dead Man Down“ zwar kein Film, der klar eine Gruppe von Menschen anspricht, doch wenn man sich darauf einlässt, bekommt man eine sehr eigenständige, oft skurrile Love-Story ohne die typischen Klischees serviert, die umgeben von der Thriller-Rahmenhandlung, mit Hilfe der starken Darsteller für ein sehr individuelles Filmerlebnis sorgt.

Die Handlung nimmt sich Zeit um die Charaktere aufzubauen, die Actionszenen sind dabei rar gesät und die Rachethriller-Elemente dienen nur dazu, die Personen aufeinander treffen zu lassen. Die Düsternis bleibt dabei erhalten, dies ist daher sicherlich keine weichgespülte Amerika-Variante eines Regisseurs, der nur in seiner Heimat unzensiert drauflos filmen kann, doch wer einen spannenden auf den Krimiteil fixierten Film erwartet, der ist hier ziemlich falsch.

Nun aber zum Kern und großen Schwerpunkt des Filmes: die Liebe (was denn auch sonst). Schon das Kennenlernen fand ich großartig. Telefonisch, beide auf dem Balkon stehend, schütteln sie sich symbolisch, über die meterlange Hochhaus-Schlucht zwischen ihren Wohnungen hinweg, die Hände. Diese Blicke, ein paar kleine Gesten, hier spürt man die Anziehungskraft und gleichzeitige Schüchternheit förmlich in der Luft. Doch beide Können auf Grund von vergangenen Ereignissen nicht so richtig, oder wollen sie nicht können, der Schmerz ist zu stark, die Wut zu groß, die Trauer zu überwältigend.

Die Chemie zwischen Farrell (Fright Night, 7 Psychos) und Rapace (Prometheus, Sherlock Holmes 2) ist dabei wirklich stark und ihr Talent erledigt den Rest. Spätestens wenn sie ihm am Telefon „I could love you“ sagt wünscht man sich, dass die zwei am Ende zusammen kommen. Den bereits angesprochenen Schmerz und ihre Sehnsucht bringen beide dabei völlig glaubwürdig und natürlich rüber.

Ebenso interessant als Rolle und mit viel Freude bei der Sache ist Dominic Cooper (Captain America, The Devil´s Double) als Darcy, der wohl einzige Freund von Farrels Charakter, der ebenfalls für Bösewicht Terrence Howard (Little Murder) arbeitet, der seine Figur wiederum schleimig, arrogant und unsympathisch angelegt hat.

Zu den starken Performances gesellt sich dann noch eine stimmige Düsteroptik und eine die Spannung besonders in emotionalen Szenen immer weiter antreibende Filmmusik. Der Regisseur hatte hier somit klar ein fixes Konzept vor Augen, für mich Schuld am finanziellen Scheitern seines Werkes sind vor allem falsche Erwartungshaltung und eine Erzählform, auf die man sich zuerst bewusst einlassen muss, bevor man das Gesamtwerk geniessen kann.

„Dead Man Down“ bekommt von mir 7/10 aus einer Hass-Liebe heraus rächende Empfehlungspunkte.


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