Best Of Worst Case: Mega Shark vs Crocosaurus (Filmkritik)

Es ist unglaublich aber wahr: Die Überreste des Mega Shark wurden nie gefunden, weshalb Dr. Terry McCormick (bekannt als Steve Urkel), seines Zeichens Kommunikations- und Wissenschaftsoffizier an Bord eines Kriegsschiffs, nicht an dessen Tod glaubt. Und als dann tatsächlich der Hai das Schiff angreift, versenkt und dabei noch dazu Terrys Verlobte tötet kennt er nur noch ein Ziel: Die Bestie finden und Rache üben.

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort: Bei Arbeiten in einer Mine bricht ein riesengroßes Urzeitkrokodil aus und sorgt für allerlei Leichen. Also wird Tierjäger Nigel Putnam (Gary Stretch) im Auftrag der Regierung von Agentin Hutchinson angeheuert um das Tier zu erlegen. Gemeinsam mit Admiral Calvin (Robert Picardo, bekannt als Schiffsarzt aus Star Trek Voyager) jagt man die Monster, um sie zu töten bevor sie die Welt vernichten können…

Mega-Shark-vs-Crocosaurus

Es ist noch unglaublicher, aber trotzdem wahr: „Mega Shark vs Giant Octopus“ hat einen zweiten Teil bekommen. Namentlich diesen hier: Mega Sharak gegen Crocosaurus. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, ist es dieses Mal noch schlimmer als … nein. Das stimmt nicht. Eigentlich ist „Mega Shark vs Crocosaurus“ sogar ein bisschen so was wie ein Fortschritt. Zum einen sind die Effekte verglichen mit seinen Vorgängern nicht mal so übel. Hin und wieder sehen die Biester für einen kurzen Moment sogar ganz okay aus und – noch viel wichtiger – die Interaktion zwischen Grafik und echtem Filmmaterial findet meist Off-Screen statt. Das ist schon mal was wert. Man ärgert sich zwar dass man zB nicht sieht, wie jemand gefressen wird, ist aber im Grunde seines Herzens eh froh darüber, da es sowieso mies ausgesehen hätte.

Der große Vorteil bei diesem Film ist, dass man sich nicht lange mit Erklärungen aufhalten muss, denn die Geschichte ist noch einfacher als beim ersten Versuch. Hai hat überlebt. Monsterkroko wacht auf. Die beiden können sich nicht leiden und zwischendurch futtern sie Menschen. Das war’s an Geschichte. Und zwischen dem zu erwartenden Happy-End und den peinlichen ersten drei Minuten tut sich dann doch einiges, dass zumindest zu unterhalten weiß.

Wenn „The Asylum“ mittlerweile eines wissen, dann, dass sie alles machen dürfen, was sie wollen. Das ist wohl der große Vorteil, wenn man sich offiziell „Wir machen billige und schlecht gemachte Filme!“ auf die Fahnen schreibt – es kann sich nach dem Ansehen niemand beschweren. Ich bin immer noch kein Freund von dieser Firma und werde es nie werden (Roger Cormann hat auch billig Filme gemacht, aber der hat wenigstens versucht(!) sie gut zu machen – und es oft auch geschafft), kann aber nicht anders als zumindest anzuerkennen, dass es sich bei „Mega Shark vs Crocosaurus“ um einen filmtechnischen Schritt nach vorne handelt und der Film an sich flotter inszeniert ist und auch mehr Spaß macht als seine Vorgänger (von der Catfight-Szene in „Mega Python vs Gateroid“ mal abgesehen).

Die Action ist rasant geschnitten, die Figuren sind noch immer platt und klischeehaft, aber dieses Mal so übertrieben klischeehaft, dass es sogar witzig ist. So ist die FBI-Agentin sowas von eiskalt (und spielt sowas von schlecht), dass es ein Genuss ist, ihr dabei zuzusehen wie sie ihre Zeilen rauspresst. Ähnlich bei den anderen Schauspielern und eigentilch fragt man sich die ganze Zeit über warum Robert Picardo es in einen Streifen wie diesen verschlagen hat. Da hat wohl jemand den Tiefpunkt seiner Karriere erreicht.

Die beiden Kult-Szenen des „ersten Teils“ konnten leider nicht getoppt werden (man erinnere sich: Mega Shark beisst eine Boing 747 aus der Luft und ein Stück aus der Golden Gate Bridge heraus), aber dennoch bietet der Film ein paar ziemlich witzige, überdrehte Momente und feine (weil peinliche) Dialoge.

Zum Beispiel zerlegt Mega-Shark ein Kriegsschiff indem er ein paar Mal darüber springt und mit der Schwanzflosse dagegen schlägt(!), oder er fängt einen Torpedo mit dem Maul, springt damit aus dem Wasser, dreht sich um lässt ihn wieder los, um ihn zurück Richtung U-Boot zu lenken. Dazu die üblichen Unstimmigkeiten (das riesengroße Krokodil schafft es zwar sich in ca. 10cm tiefem Wasser zu verstecken, kommt aber nicht in 2m hohe Höhlen hinein), die langsam System haben. Dennoch: Die beiden Viecher im Panamakanal einsperren und bombadieren zu wollen ist eine der neuen schrägen Ideen, genauso wie das Riesenkroko durch einen von einem AKW aus in die nächste Stadt geleiteten Stromschlag zu töten (ein verdammt futuristisches AKW ist das). Alles in allem immer wieder amüsant.

Genauso wie es immer wieder witzig zu sehen ist, das es offensichtlich wirklich nötig ist, sich an bestimmte Filmformeln zu halten: Zum Beispiel muss Agentin Hutchinson an einem bestimmten Punkt im Film ihre Jacke ausziehen, damit man ihr (gut ausgefülltes und natürlich eng anliegendes) Shirt und ein bisschen nackte Haut sehen kann. Warum sie die Jacke auszieht? Zu 100% grundlos. Würde sie sich zur Kamera drehen und sagen: „Ich mach das jetzt, weil wir dann Pressefotos von mir in diesem Shirt ausschicken können und dadurch ca. 50% mehr Umsatz machen“, es wäre nicht weniger subtil als das hier.

Oder zwei Personen stehen im Hafen und reden miteinander. Eine davon hat eine Pistole in der Hand. Warum? Es gibt keine menschlichen Gegner weit und breit und eine Pistole als Mittel gegen einen Hai, der ein Kriegsschiff versenkt hat? Äh … genau. Oder es wird eine Höhle betreten in der ein Riesenkroko sein könnte. Also gehen zwei(!) Personen rein mit erhobenen … Pistolen. Das Ding hat eine halbe Autobahn zerlegt, aber die Pistole wird doch wohl sicher helfen … oder? Köstlich. Nicht nur deshalb weil es innerhalb der Filmlogik keinen großen Sinn macht (man könnte sagen, die Charaktere fühlen sich dadurch sicherer, aber das würde ihnen eine Charaktertiefe zugestehen, die nicht mal im Ansatz vorhanden ist), sondern weil es nur(!) in der Filmsprache Sinn macht. Jemand hat eine Knarre in der Hand? Der Zuseher weiß, dass Gefahr droht. Und so in der Richtung geht es munter weiter. Die Auflösung und der Krach-Bumm-Faktor sind schon verdammt hoch.

Größtes Manko sind immer noch die Effekte, die Asylum aber vermutlich nie richtig hinbekommen werden (wollen). Manchmal hat man das Gefühl, dass sich die Grafiker nach Erstellung der Grundmodelle denken „Klar könnten wir jetzt noch Texturen drauf klatschen und die Lichtbrechung berechnen lassen und so. Aber eigentlich erkennen die Zuseher ja eh schon was wir meinen und warum mehr Aufwand als unbedingt nötig?.“ Andererseits gut so: Wenn die Effekte gut wären, würden diese Filme nur halb so viel Spaß machen. Und ich bleibe dabei: Die Art und Weise, wie die beiden Monster letztlich erlegt werden … das hab ich so noch nie gesehen.

Super auch die Szene in der welcher Nigel erklärt bekommt, dass die Viecher erlegt werden sollen und nicht gefangen, der darauf wie ein kleiens bockiges Kind antwortet (erinnert ihr euch an diese eine Werbung „Mein Auto. Mein Haus. Meine Frau. Meine Bank.“?): „My expedition. My boat. My monster-eggs.“ und fast zu heulen beginnt. Überhaupt ist Gary Stretch der geheime Trumpf des Films.

„Mega Shark vs Crocosaurus“ bekommt von mir 6 von 10 sich mit Riesenviechern anlegende und großmaulige Kopfgeldjäger anheuernde Punkte.

Best of Worst Case-Urteil (Trashfaktor: Idee, Story, Machart, Drehbuch, seufz: Alles):
Ein zweiter Teil von „Mega Shark“? Und er ist doch tatsächlich besser als sein Vorgänger. Freilich ist das immer noch weit entfernt von „gut“, aber immerhin hat man dieses Mal Charaktere dabei, die Spaß machen. Nett für einen Abend mit den Kumpels. Oder Mädels (sofern die auf solche Filme stehen).

Fazit: Witzig zum einmal ansehen.

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