Wir befinden uns 300 Jahre in der Zukunft. Tally (Joey King) kann es kaum erwarten: bald feiert sie ihren 16ten Geburtstag und dann wird sie einer Prozedur unterzogen, die körperliche Unterschiede ausmerzt und dich einfach schön macht. Eigentlich ist dies der Traum aller Jugendlichen, das glaubt Tally zumindest.
Bis sie Shay (Brianne Tju) kennenlernt und sich damit schon bald eine neue Welt eröffnet, ohne Gleichmacherei und ohne Überwachung durch den Staat. Dafür wäre es ein Leben auf der Flucht, denn der Staat sieht diese Lebensart als Stil der Rebellen an und möchte diese Menschen unbedingt einfangen und der Prozedur unterziehen…
Der Hype rund um die Verfilmungen von Young Adult Romanen, ist abgesehen von kleinen (finanziell nicht erfolgreichen) Ausnahmen wie etwa The Darkest Minds, nun schon seit circa 10 Jahren wieder vorbei. Da dabei die vier zwischen 2005 und 2007 erschienenen Bücher des Uglies Franchise von Autor Scott Westerfeld nicht dabei waren, dachte niemand mehr an eine Verfilmung des Stoffes. Nun für was gibt es Streaming Dienste, denn auf Netflix läuft seit September 2024, der erste Teil in filmischer Form.
Ich muss ja zugeben ich als mittelalterlicher Mann, hätte ich mir diesen von Regisseur McG (The Babysitter: Killer Queen) inszenierten Film nicht angesehen (hab auch die Bücher nicht gelesen), hätte ihn meine zwölf jährige Nichte nicht sehen wollen, die gerade auf Besuch war. Es ist auch ein Film, den man total leicht angreifen kann, aber wenn man ihn mit Jemandem aus der Zielgruppe ansieht, dann ist das noch einmal ein anderes Gefühl (was mich bei der Kritik nur leicht beeinflussen wird, versprochen).
Aber ich komme gleich auf das Grundthema hier, dass ja nicht aktueller sein könnte (obwohl das erste Buch auch schon wieder 20 Jahre alt ist). Schönheitsstandards etabliert durch Instagram oder TikTok, wo die Filter anfangen und die KI aufhört, weiß dabei keiner so genau. Hauptsache ist man fühlt sich schlecht, weil man diesen Idealen nicht entsprechen kann. Was ist da die Lösung? Richtig, alle werden mittels Schönheitschirurgie zu ihrem idealen Selbst, dann gibt es keine Konflikte und schon gar keine Kriege mehr.
Die Individualität aufgeben und dafür makellose Schönheit erlangen, es gäbe sicher einige Menschen, die diesen Tausch durchziehen würden. Was dabei aber fast logisch ist, ist die zusätzliche Kontrolle durch den Staat. Nicht zuletzt deswegen gibt es auch die Rebellen, die sich gegen dieses Leben entschieden haben und auf der Flucht vor dem Staat in der Wildnis wohnen. Mit dem richtigen Alter oder einer gewissen Naivität, findet man dies sicherlich weit weniger vorhersehbar, das Konzept an sich ist aber an sich leicht zu durchschauen.
Die obligatorische Dreiecksbeziehung darf natürlich (wenn auch großteils nur angedeutet) genau wie Verrat und anschließende Reue auch nicht fehlen, aber richtig schlimm sind teilweise die Effekte und dabei beziehe ich mich eigentlich ausschließlich auf die Hoverboard Szenen. Wie die Figuren hier damit über den Boden schweben sieht manchmal nur künstlich aus, aber teilweise auch einfach nur billig und ja, durchaus auch sehr trashig.
Richtig gut ist dafür Joey King (Bullet Train) als Hauptfigur Tally, immer menschlich, neugierig, mit Idealen versehen aber wegen ihres Altes dennoch gut manipulierbar. Brianne Tju (Unhuman) ist sympathisch als Shay, ein rebellischer Freigeist bei der es nur eine Frage der Zeit ist, bis es Ärger gibt und Laverne Cox (Jolt) versprüht gekonnt den eiskalten Charme einer skrupellosen Politikerin in einer Machtposition.
Das „Ende“ ist dann zu hundert Prozent erkennbar als erster Teil einer längeren Geschichte, da viel zu viele Fragen offen sind und die Sache eigentlich gerade erst richtig losgegangen ist. Wer im YA-Genre erfahren ist, der bekommt daher genau das, was bereits bekannt und etabliert ist. Trotz der Schwächen würde ich durchaus wissen wollen, wie es weitergeht. In Summe lebt der Film von seinem sympathischen Cast, der immer aktuellen Schönheits-Thematik und der künstlichen Stimmung der Stadt, die als starker Kontrast zu den weiten Wäldern präsentiert wird.
„Uglies“ bekommt von mir 5/10 außen hässlich zu sein, der inneren Hässlichkeit immer vorziehende Empfehlungspunkte.