Der Raub eines Pfandleihhauses geht schief, einer der Diebe wird angeschossen und eine weibliche Zeugin wird spontan als Geisel genommen. Während Cody (Stephen Dorff) ruhig bleibt und sich verstecken will, bis die Situation sich etwas beruhigt hat, ist Alex (Emile Hirsch) eine tickende Zeitbombe. Er will ihren Auftraggeber noch nicht kontaktieren, will dass Cody seinem verletzten Bruder hilft und die Geisel gehört sowieso erschossen.
Sie trägt den Namen Grace (Gigi Zumbado) und auch sie bewahrt die Ruhe, hält sich an Anweisungen und sucht weg von Alex die Nähe von Cody, um am Leben zu bleiben. Als das Auto wegen Überhitzungen nicht mehr weiterfährt, verstecken sie sich in den Räumlichkeiten rund um ein abgelegenes Bauernhaus. Nachdem sich Alex auf eine Erkundungstour gemacht hat, entdeckt er jedoch etwas, was die Bedrohung durch die sie verfolgende Polizei, weit in den Schatten stellt…
Der Japaner Ryûhei Kitamura ist kein Vielfilmer, lässt sich meistens zwei, drei Jahre Zeit, bevor er sein nächstes Projekt angeht. Dabei führt er meist bei Horror-Projekten (No One Lives) oder zuletzt Action-Storys (The Doorman) Regie. Nun ist er zurück mit einem Film, der zunächst wie ein typischer Thriller wirkt – Gangster plus Geisel auf der Flucht – und sich dann immer mehr zum blutigen Horror-Abenteuer entwickelt.
Warum die Geschichte hier funktioniert, ist völlig einfach erklärt, die wichtigsten Figuren sind dir nicht egal. Liegt sicherlich auch daran, dass Emile Hirsch und Stephen Dorff auch als Produzenten beteiligt sind, die zwei sind dann auch richtig bei der Sache. Vor allem Hirsch ist ein Wahnsinn. Zuletzt habe ich ihn als Bösewicht in Dig or Die gesehen, der war bewusst overacted angelegt. Was er als Alex macht, ist um einiges unheimlicher.
Er ist eine tickende, mörderische Zeitbombe, der Wörter wie Reue nicht in seinem Wortschatz hat. Ein sadistischer, ekelhafter Mistkerl und genau deshalb ist es eine Freude, ihn zu beobachten. Stephen Dorff (Leatherface) als Cody ist viel geerdeter und wirkt konzentriert, er ist im Kern ein guter Kerl, der sich damit abgefunden hat, auf dem falschen Weg unterwegs zu sein. Damit komme ich zu unserer Identifikationsfigur und die ist mit Gigi Zumbado (Tone Deaf) als Grace richtig stark besetzt.
Grace wirkt einfach clever, sie ist zwar ständig von Menschen umgeben, die sie früher oder später umbringen werden, sie gerät aber nie in Panik bzw. trifft keine dummen Entscheidungen, sondern überlegt immer zuerst was sie wann zum wem sagen soll, um das Ganze hier heil zu überstehen. Dieses Schauspieltrio hat mich als Zuschauer hier völlig involviert. Darum fühlt sich die Gewalt-Explosion im letzten Drittel, auch so schwindelerregend an, weil man eben mitten drinnen ist.
Dabei wird man die „Over the Top“-Momente sicherlich nicht ohne Kopfschütteln und ungläubiges Grinsen überstehen, aber wow, als Fan des Genres fesselt das einfach und ja, das ist unangenehm, spannend und unterhaltsam zugleich. Die Effekte sind fast ausschließlich handgemacht, was unterstützt von der Optik dieses gewisse Roadmovie-Grindhouse Gefühl erzeugt. Wie man sicherlich schon herauslesen konnte ist dies ein ziemlicher Tripfilm, bei dem man nicht nach Substanz suchen sollte.
Kurzer Einschub: Kennt ihr das noch, als Hollywood zeitgleich zwei Filme mit ähnlichem/gleichem Thema gemacht hat, wie etwa White House Down und Olympus Has Fallen? Hier ist das auch der Fall, denn Play Dead ist von dem verpatzten Überfall am Anfang bis zu den Motiven und Handlungen des Bösewichts, ähnlich angelegt. Die Figuren sind dort jedoch schwächer und die Gewalt ist weit weniger im Vordergrund, als man erwartet hätte. Nur zur Info, damit endet mein Vergleich.
Wie macht man schlechte Menschen zu Figuren, denen man zujubelt? Richtig, indem man ihnen noch größere Monster gegenüberstellt. Wie erfreut Kitamura normalerweise seine Genre-Fans? Richtig, mit Blut. Wie schafft man es zu involvieren? Richtig, mit gut geschriebenen und noch besser gespielten Figuren. Was sollte man dann nicht einschalten, da es sowieso auf der Leinwand verteilt wird? Richtig, das Gehirn. Das Gegenteil von subtil und einfach gehalten, dafür aber ein irrer Trip, der unterhält.
„The Price We Pay“ bekommt von mir 7,5/10 mit dem Leben als einzig mögliche Währung bezahlen könnende Empfehlungspunkte.