The Gray Man (Filmkritik)

Six (Ryan Gosling) ist der beste Mann einer speziellen Truppe des CIA. Als er jedoch eher zufällig Geheimnisse über seine Behörde bzw. seinen Vorgesetzten/Auftraggeber in die Hände bekommt, wird er selbst zum Abschuss freigegeben. Der psychopathische Ex-Agent Lloyd (Chris Evans) wird ihm auf den Hals gehetzt und so beginnt eine gnadenlose Jagd quer durch die ganze Welt.

Hilfe bekommt Six dabei sowohl von Agentin Dani Miranda (Ana de Armas), die ebenfalls mit in den Schlamassel hineingezogen wurde, als auch von seinem ehemaligen Mentor Fitzroy (Billy Bob Thornton), der jedoch durch seine Nichte Claire (Julia Butters) nicht nur zur Zielscheibe wird, sondern auch Six in Gefahr bringt…

Im Jahr 2009 hat Autor Mark Greaney den Roman „The Gray Man“ verfasst der bekannt dafür ist, dass es einer der unerbittlich actionreichsten Bücher überhaupt ist. Dass sich der Verfilmung dieses Werkes die Russo Brüder Joe und Anthony widmen, die zuletzt vier mal für Marvel richtig aufdrehen durften (zuletzt bei Avengers Endgame), wirkt dabei sehr passend, zumal es sich bei einem Budget von 200 Millionen Dollar, um eines der teuersten Netflix-Produktionen überhaupt handelt. Dort ist der Streifen nun nach einer Woche im Kino, seit 22 Juli 2022 zu sehen.

In einigen Kritiken habe ich ja gelesen, dass er nie so gut wie seine großen Vorbilder ist, James Bond oder Jason Bourne um zwei offensichtliche zu nennen. Die besten Momente dieser Franchises erreicht Gray Man zwar wirklich nicht, er steckt deren schwächere Momente jedoch locker in die Tasche und sieht dabei auch noch auf eine ganz natürliche Art und Weise lässig aus. Das ist auch schon eine Anspielung darauf, was ich hier sehr großartig gelungen finde.

Auch wenn es sich gerade in der zweiten Hälfte in gewisser Weise um einen Film der Marke „Dauer-Action“ handelt, ist die Sache niemals auch nur ansatzweise langweilig gewesen. Viel mehr wird man mitgenommen und hinein gesaugt auf diesen wilde Reise, ohne dabei jedoch völlig geschlaucht wieder auszusteigen. Genau festlegen kann und will ich das irgendwie gar nicht, ich würde es einfach „das gewisse Etwas“ nennen, das der Film ausstrahlt.

Vielleicht kann ich es ja an Hand des von Ryan Gosling (The Nice Guys) gespielten Helden beschreiben. Habt ihr schon einmal die Worte „unaufgeregte Performance“ im Bezug auf schauspielerische Leistung gehört? Nun Goslings Spiel als Six ist sozusagen der Prototyp für diese Beschreibung und wer bis jetzt geglaubt hat cool sei das selbe, der soll sich das hier mal ansehen. Chris Evans (Knives Out) sollte ja eigentlich den Held mimen, doch er lehnte ab, weil er lieber der Bösewicht sein wollte.

Das ist ebenso wie Gosling als Glück für uns Zuseher zu bezeichnen, denn sein Lloyd ist einfach 100 prozentig lloyd, ein richtiger amoralischer Kotzbrocken. Ana de Armas (Blade Runner 2049) spiegelt als Dani das kühle und smarte Spiel von Gosling, sie will einfach die Sache richtig stellen, ist als Individuum unterwegs und kein Love Interest. Stark sind auch die Nebenrollen besetzt, mit der immer sympathischen, hier jedoch erstaunlich ich bezogenen Jessica Henwick (The Matrix Resurrection) oder Billy Bob Thornton (Goliath) als Mentor. Und Jungstar Julia Butters (13 Hours) als Claire hat eine tolle Vater/Tochter Chemie mit Gosling.

Dass die Effekte bei den Russos passen, das ist keine Überraschung. Fast schon überraschend stark und extrem effektiv finde ich dann aber die Kämpfe bzw. Martial Arts Einlagen und die dazugehörigen Kulissen. Dabei wird zwar durch die ganze Welt gereist, es wirkt aber immer so – trotz des ganzen Bombasts – als wäre es eine intime Geschichte und zwar die von Six und denen, die ihm am Nächsten sind. Das trägt ebenso dazu bei, dass es niemals fad wird, obwohl man um Six selbst freilich nie richtig besorgt ist.

Ein anspruchsvoller Film zum Mitdenken? Hundertprozentig nicht. Aber jetzt sage ich euch noch was, das ist ein Film, bei dem man sein Handy beiseite legt und erst wenn der Schlussspann anfängt drauf kommt, dass man es kein einziges Mal während des Abenteuers in den Händen gehalten hat. Das ist heutzutage auch eine Leistung und schafft in dieser Form wahrlich nicht jeder. Es scheint auf jeden Fall funktioniert zu haben, denn es wurde bereits sowohl eine Fortsetzung als auch ein Sequel angekündigt.

„The Gray Man“ bekommt von mir 8/10 sich nicht beirren und schon gar nicht aufhalten lassende Empfehlungspunkte.


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