Goliath (Serienkritik)

Der früher ziemlich erfolgreiche Anwalt Billy McBride (Billy Bob Thornton), ist tief gefallen und arbeitet nicht in der von ihm gegründeten Kanzlei, sondern lebt in einem herunter gekommenen Motel, das gemeinsam mit der Kneipe von nebenan als Büro fungiert. Bis ihn eines Tages ein interessanter Fall aus seinem hauptsächlich aus Alkohol bestehenden Alltagstrott reißt. Eine Klientin hat Zweifel an dem angeblichen Selbstmord ihres Bruders, der zwei Jahre zuvor bei einer Explosion auf seinem Boot ums Leben kam. Die Suche nach Beweisen ist nicht ungefährlich denn er hat mit seiner ehemaligen Anwaltskanzlei und dem Rüstungsunternehmen zwei mächtige und einflussreiche Kontrahenten …

Unverhofft kommt oft (bzw ab und zu). Dieses Sprichwort ist ja weithin bekannt und trifft hier den Nagel auf den Kopf. Aus Langeweile stöberte ich nach neuen Serien und stolperte prompt über „Goliath“, eine von Amazon produzierte Serie, die doch glatt mit Billy Bob Thornton, Willam Hurt und Maria Bello in den Hauptrollen aufwarten kann. Bei so einem illustren Cast war mein Interesse verständlicherweise geweckt und gute Bewertungen bewogen mich, dieser Serie eine Chance zu geben und zumindest den Piloten zu gucken.

Und Junge, Junge, das hat sich wirklich ausgezahlt. Schon lange nicht mehr hat mich eine Serie gleich bei der ersten Folge so gefesselt, dass ich auf der Stelle die nächste Folge sehen musste. So schaute ich gleich mal drei Folgen auf einen Sitz, vor allem weil jede Folge mit einem Cliffhanger endet, der förmlich dazu zwingt weiter zu gucken.

Man mag ja beim Lesen der Inhaltsangabe glauben, dass man es hier wieder mal mit einer wenig abwechslungsreichen Anwaltsserie zu tun hat, doch dem ist nicht so. Im Gegensatz zu Serien wie „Suits“ oder „The Good Wife“ gibt es nicht den Fall der Woche, sondern einen die Staffel übergreifenden Fall, der reichlich unspektakulär beginnt, aber mit jeder Folge brisanter wird, was dazu führt, dass „Goliath“ das Erzähltempo steigert.

Mit einer Staffellänge von nur 8 Folgen ist „Goliath“ recht überschaubar, nimmt sich aber trotzdem die Zeit die Charaktere so vorzustellen, dass man das Gefühl hat, man würde sie schon länger kennen.

Billy Bob Thornton (Whiskey Tango Foxtrot) spielt den Anti-Helden Billy McBride. Er war einst ein extrem guter Anwalt, gründete eine eigene Anwaltskanzlei und vertrat vermögende Klienten. Doch mit der Zeit verfiel er dem Alkohol, der fortan einer seiner besten Freunde wurde. Nun ist er ein nicht sonderlich motivierter Pflichtverteidiger, der seine Freizeit im benachbarten Pub verbringt, weil es ja schöner ist, sich in Gesellschaft zu betrinken. Doch all das ändert sich, als er einen interessanten Fall vermittelt bekommt.

Wie ein Bluthund hängt er sich an die Fährte der „Bösen“ und kämpft mit allen Mitteln, die er in seiner langen Karriere erlernt hat und zeigt, dass man ihn auf keinen Fall abschreiben sollte. Thornton scheint sich für diese Rolle nicht sonderlich verstellen zu müssen. Er wirkt hager, leicht schmuddelig und wirkt, als ob er seine besten Tage schon längst hinter sich gelassen hätte. Ich kann vollkommen verstehen, warum er für diese Rolle einen Golden Globe erhielt (Best Actor – Television Series Drama).

An seiner Seite ist eine illustre Runde an Schauspielern und bei jedem Zweiten dachte ich mir, den hab ich schon mal wo gesehen, was so weit ging, dass ich einige Male pausieren musste, um diverse Schauspieler zu googlen. Einer der bekanntesten (darum musste ich zumindest ihn nicht googlen) ist wohl William Hurt (Captain America: Civil War), der Donald Cooperman, den ehemaligen Partner von Billy spielt, der aus unbekannten Gründen einen extremen Groll gegen ihn hegt.

Eine Hälfte seines Gesichtes ist verbrannt und wenn man ihn sieht, hockt er meist in einem verdunkelten Zimmer und beobachtet jede Bewegung von Billy. Hurt trägt stellenweise schon sehr dick auf, was mich dann schon mal aus dem Moment heraus riss. So hat er ständig einen Klicker bei sich, den er drückt, wenn er eine Konversation unterbrechen will und hat ein so überzogen hämisches Lachen, dass er wie ein Bösewicht aus einer (schlechten) Zeichentrick-Serie wirkt.

Maria Bello (The 5th Wave) spielt die Ex-Frau von Billy. Sie haben gemeinsam eine Tochter, was sie dazu zwingt ab und an miteinander zu kommunizieren und wenn es soweit kommt, merkt man aus Bellos Verhalten, dass hier einiges vorgefallen sein dürfte. Dennoch hat sie noch Gefühle für ihn, wenn auch nicht notwendigerweise platonische, sondern vielmehr will sie nicht, dass ihm etwas Böses zustößt.

Fazit: Eine Anwaltsserie, die nicht nach dem langweiligen Schema F funktioniert, sondern frischen Wind in das Genre bringt.

Diese neue Serie bekommt von mir 8,5/10 unschuldige Punkte.


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