The Terminal List – Die Abschussliste (Serienkritik)

Früher war James Reece (Chris Pratt) ein Navy Seal und zwar einer der besten. Doch dann wurde seine gesamte Einheit bei einer heiklen Mission in einen Hinterhalt gelockt und am Ende war Reece der einzige Überlebende. Als er danach begann Nachforschungen anzustellen, wurde seine Familie ermordet und bei ihm wurde ein Tumor im Gehirn festgestellt, der mit seiner Zeit beim Militär zu tun hat.

Reece erstellt daraufhin eine Liste mit Namen von Menschen, die er für die Ermordung seiner Leute und seiner Familie bestrafen wird. Immer an seiner Seite ist dabei sein alter Freund und CIA-Mann Ben (Taylor Kitsch) und für Informationsbeschaffung und damit die Wahrheit ans Licht kommt, hat sich Reece der Reporterin Katie (Constance Wu) anvertraut. Gemeinsam werden sie diese Verschwörung aufdecken und jeden Menschen beseitigen, der sich ihnen in den Weg stellt…

Jack Carr war über 20 Jahre lang ein Navy SEAL, Sniper und Commander von einigen Teams. Im Jahr 2016 ging er in den Ruhestand und begann seine Erlebnisse in Buchform zu verarbeiten, mit Hilfe des fiktiven Charakters des James Reece. Mittlerweile ist schon das fünfte Buch erschienen und Carr soll angeblich bereits beim ersten Teil Chris Pratt vor Augen gehabt haben, für eine mögliche Verfilmung. Der wiederum hat die Rechte gleich erworben, bevor The Terminal List überhaupt fertig geschrieben war und er fungiert hier auch als Produzent.

Anfang des Jahres 2022 hat AmazonPrime mit Reacher wieder mal bestätigt, dass sie Buchverfilmungen mit militärischem Hintergrund, sehr gekonnt in Szene setzen können. Insgesamt also sehr gute Voraussetzungen, dass ich hier ähnlich viel Freude beim Ansehen haben werde, wie mit dem guten Reacher. Leider war ich da wohl zu optimistisch. Die Serie ist zwar alles andere als schlecht, doch was sie nie wirklich geschafft hat – und das ist ein großer Makel – sie hat mich nicht hinein gesaugt, ich war nie richtig involviert bzw. ich habe die Charaktere nicht gespürt oder mir Sorgen um sie gemacht.

Chris Pratt (The Tomorrow War) hat Charisma, keine Frage. Was er als Reece jedoch zu tun hat, ist sich entweder im Kampfmodus zu befinden – wachsam, grimmig, paranoid – oder fertig, traurig und einfach kaputt zu sein, auf Grund seiner Verluste und seinem gesundheitlichen Zustand. Wie eine zwischen extrem effektiv und stark angeschlagen agierende Maschine, rächt er sich hier durch die Handlung und bei keinem einzigen seiner Morde hatte ich das Gefühl der Genugtuung, für das man sich beim Betrachten von Rache-Thrillern nachträglich als Zuseher so gerne schämt.

Auch wenn das nun paradox klingen sollte, aber Pratt ist schon zu 100 Prozent bei der Sache und macht das was er machen soll auch gut, aber es hat mich einfach kalt gelassen. Was auch nicht gerade hilfreich ist, ist der Einsatz ständig gleicher Motive für die mit Zuckerfilter unterlegten Rückblicke, die seine Frau und seine Tochter betreffen. Das bremst den Erzählfluss immer wieder mal aus und tragt auch dazu bei, dass die Story gestreckt wirkt.

Überhaupt hätte man für diese Handlung nicht acht Folgen benötigt, die jeweils fast eine Stunde dauern. Was dafür perfekt ist (auch wenn einige Szenen doch etwas dunkel sind) ist die kinoreife Inszenierung, von der Kameraführung über die Locations und die Effekte. Auch die Musik und der Titelsong wissen zu gefallen. Und die Darsteller sind sowieso stark, allen voran Taylor Kitsch (21 Bridges) als lässiger CIA-Mann und Constance Wu (Hustlers) als energische und engagierte Reporterin.

Was ich noch erwähnen will – weil ich so etwas einfach gut finde – sind die Verbindungen im Hintergrund. Chris Pratt ist ja mit Katherine Schwarzenegger verheiratet. Ihr Bruder Patrick ist ebenfalls Schauspieler und hat hier eine kleine Nebenrolle bekommen. In der ersten Folge um genau zu sein und bei der hat Antoine Fuqua Regie geführt, der mit Pratt bereits „Die Glorreichen Sieben“ inszeniert hat. In Folge drei spielt Sean Gunn mit und der ist wiederum der Bruder von Guardians of the Galaxy Regisseur James. Freundschaften hinter den Kulissen, so etwas finde ich sympathisch.

Insgesamt also eine stark ausgestattete und gefilmte, ziemlich ganzheitlich düstere Serie, die sich selbst teilweise etwas ausbremst und dabei zu oft Aktionen nicht so zünden, wie sie dies tun sollten. Wer das Militär mag und Chris Pratt Fan ist, der sollte dennoch einen Blick riskieren. Zur einmaligen Sichtung fand ich es in Ordnung, ich würde auch die nächste Staffel ansehen, wenn es diese geben sollte, doch vom Hocker geworfen hat mich hier so richtig gar nichts.

„The Terminal List“ bekommt von mir 6,5/10 alle Schuldigen ausradierende und sich dabei furchtbar leer fühlende Empfehlungspunkte.


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