JFK – Tatort Dalles (1991 Filmkritik)

Jim Garrison (Kevin Costner) ist der Staatsanwalt von New Orleans. Und am Tag als JFK ermordet wird, ist er genauso entsetzt wie alle Amerikaner:innen. Jahre später liegt der Bericht der Warren-Kommission vor, der belegt, dass Lee Harvey Oswald (Gary Oldman), ein Einzeltäter, JFK erschossen hat.

Aber Garrison ist skeptisch. Er liest den Bericht und findet so viele Ermittlungsfehler, dass er seiner Wut und seinem Frust freien Lauf lässt und mit seinem Team selbst zu ermitteln beginnt. Und er stößt auf einen Berg aus Widersprüchen, welche die Theorie des „Einzeltäters“ ad absurdum führt. Allen voran ein Video, welches klar zeigt, dass einen zweiten Schützen von vorne gegeben haben muss. Und Zeugen, die diesen gesehen haben.

Aber nichts davon findet sich im Bericht der Kommission wieder. Also beschließt er, die Sache neu aufzurollen und er macht sich dabei ganz, ganz viele Feinde auf ganz hoher Ebene …

Tatort Dalles. Wir alle wissen, wie die Ermordung von JFK abgelaufen ist. Auto. Kurve. Schuss. Tränen. Tot. In Kurzform. Lee Harvey Oswald hat JFK erschossen, wurde verhaftet und noch bevor er vor Gericht gestellt werden konnte, wurde auch er – unter Polizeischutz! – erschossen. Akte geschlossen.

Nur, dass das so nicht stimmt. Nicht stimmen kann. Und was Oliver Stone („Platoon“, „Natural Born Killers“) in seinem dreieinhalb Stunden-Epos an Informationen reinpackt, mit Originalaufnahmen unterlegt, das sucht erstmals seinesgleichen. Ich finde – und das sage ich nicht leichtfertig – dass diese dreineinhalb Stunden beeindruckender und spannender sind als jeder einzelne der „Herr der Ringe“-Filme. Und Ja, das kommt von mir.

Meine einzige und große Erinnerung an den Film ist ein Gerichtssaal. Kevin Costner hält eine Rede. Er erklärt der Jury und den Anwesenden gerade die Wunden, die JFK und die anderen im Tatort-Auto hatten. Und es gab von Oswald drei Schüsse. Zwei davon kann man nachvollziehen, bleibt einer übrig. Und dieser eine Schuss muss für (ca.) 15(!) Wunden herhalten. Die Kugel müsste zum Beispiel in der Luft einen U-Turn gemacht haben. Und im Körper eine 90-Grad-Wendung, außerdem müsste sie hart sein, wie Stahl, denn die angebliche Kugel, die man gefunden hat, war unversehrt. Physikalisch unmöglich.

In meiner Erinnerung war JFK ein spannendes Gerichtsdrama, aber tatsächlich ist das nur die letzte dreiviertel Stunde des Films. Davor sind Zeugenaussagen, Kombinationen, Widersprüche, Verschwörungen, Ermittlungen, Morddrohungen und alles, was einen wahnsinnigen Krimi ausmachen würde.

Mit eine riesengroßen Unterschied: Alles hier ist wahr und belegt.

Ich kann also allen nur empfehlen, sich diesen Film anzusehen. Ich meine, man weiß ja mittlerweile, wie genau es die amerikanische Regierung mit der Wahrheit nimmt (ich sag nur „unwiderlegbare Beweise“ und „Irak“). Aber was man hier geboten bekommt, das toppt alles, was man irgendwie mal wo gehört oder gelesen hat.

Und es kommt von Oliver Stone.

Wir haben es hier also nicht mit irgendwelchen wilden abstrusen Theorien zu tun, sondern tatsächlich mit fundiert recherchierten Tatsachen und Ereignissen, die extrem spannend und haargenau rekonstruiert wurden. Und ich kann es nur wiederholen: Der Film ist ein Wahnsinn. Jede einzelne Sekunde ist spannend. Ich wollte mehrmals abschalten und am nächsten Tag weiterschauen (es ist ja doch ein langer Film), aber ich habe (da lief der Film erst eine gute Stunde) keinen Moment gefunden, der mich so losgelassen hätte, dass ich abschalten konnte und ich habe ihn bis zum Ende weitergeguckt.

Der Film kam 1991 raus. Im Dezember dieses Jahres hat Oliver Stone diesen Film dem amerikanischen Kongress gezeigt. Nach Sichtung des Films haben sie die Veröffentlichung von einer ganzen Menge an geheimen Dokumenten bzgl. des JFK-Mordes und der Ermittlungen um Jahre vorgezogen. Tatsächlich hat Oliver Stone 2021 nochmals nachgereicht und einen zweistündigen Film „JFK Revisited: Through The Looking Glass“ veröffentlicht, der die neuen Dokumente einarbeitet und neue Hinweise darauf gibt, was geschehen sein könnte.

Und Ja, das hier ist ein Spielfilm – und allein an der Menge an bekannten und großartigen Schauspieler:innen, die hier mitspielen, sieht man bereits, was das hier für ein Monumentalwerk ist. Beispiele? Kevin Coster („Man Of Steel„) . Michael Rooker („Guardians Of The Galaxy„). Donald Sutherland („The Hunger Games: Catching Fire„). Tommy Lee Jones („Men in Black: International„). Gary Oldmand („Das fünfte Element„). Jack Lemmon. Walter Matthau. Vincent D’Onofrio („The Salton Sea„). Sissy Spacek („Carrie“). Laure Metcalf. Joe Pesci. Kevin Bacon („X-Men: First Class„). John Candy. Und so weiter. Und so weiter.

Oder besser: Was sehr wahrscheinlich passiert ist.

„JFK – Tatort Dallas“ bekommt von mir 9,5 von 10 möglichen, die Wahrheit schonungslos aufdeckende, Punkte


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