Fresh (Filmkritik)

Noa (Daisy Edgar-Jones) hat schon einiges erlebt was Online-Dating betrifft und ist daher einigermaßen desillusioniert, was eine mögliche Partnerschaft angeht. Eines Tages redet sie ein Mann namens Steve (Sebastian Stan) beim Einkaufen an und die beiden verstehen sich auf Anhieb. Kurz darauf folgt das erste Date an dessen Ende, die beiden im Bett landen. Einige Treffen später, lädt Steve sie zu einem Wochenend-Ausflug zu zweit ein.

Den Abend verbringen sie dabei in Steves Luxusanwesen, dass Noa erstmals zu sehen bekommt. Sie gönnen sich einen Drink und kurz danach wird sie sehr müde und schläft ein. Als sie am nächsten Tag erwacht, wird sie mit einer Wahrheit konfrontiert, die ihr Leben in einschneidender Weise verändern wird…

Für Regisseurin Mimi Cave ist dies nach einigen Musikvideos und Kurzfilmen, ihr Spielfilmdebüt. Der für den amerikanischen Streaming-Dienst Hulu gedrehte Film, läuft bei uns auf Disney+, was ich als willkommene Abwechslung für ihr sonstiges Programm empfinde. Ich werde bei meiner Kritik versuchen – genau wie es der Trailer sehr gut gemacht hat – nichts über die exakte Handlung zu berichten, da es hier eindeutig besser ist, den Film ohne zu viel Vorwissen einfach zu genießen.

Ich nutze „das nicht genaue Eingehen auf den Plot“ gleich mal, um eine Geschichte zu erzählen. Ich habe den Film vor dieser Kritik zwei mal gesehen, wobei bei der Zweitsichtung, ein Freund dabei war. Am Anfang musste er den Kopf schütteln und sich kurz wegdrehen, was er mit den Worten „ich hatte in letzter Zeit viele Dates“ kommentiert hat. Knapp über der Hälfte des Filmes, hat er kurz eine Rauchpause eingelegt und wir haben dann vom Film inspiriert eine halbe Stunde über Beziehungen gesprochen.

Das solle jetzt nicht heißen, dass der Film langweilig ist und wir deshalb eine Pause machten. Viel mehr will ich das Gegenteil damit ausdrücken, denn die Handlung involviert, regt auf, regt an, man kommt ins Grübeln und denkt über Männlein und Weiblein nach und wie sie miteinander kommunizieren. Natürlich merkt man, dass hier das Drehbuch ebenfalls von einer Dame stammt, aber dies ist weit entfernt von einem „woke feminism“ Mist, wie es ihn in den letzten Jahren öfter gegeben hat.

Vielmehr wird der Horror vom Dating in der heutigen Zeit zum zentralen Thema gemacht, nur um dann ordentlich überdreht in Richtung Satire zu wandern. Wunderbar passen dabei gleich mehrere Faktoren zusammen. Zunächst mal das Drehbuch mit Sprüchen, deren Bedeutung dir teilweise erst später bewusst werden oder so eine bitterböse Zweideutigkeit haben, dass ich mehr als einmal den Film bei der Erstsichtung pausiert habe, lachen musste und eine Kopfbewegung der Marke „das gibts doch nicht“ gemacht habe.

Dann wäre da die Kamera, die sich oft nahe am Geschehen bzw. am Mund befindet, hinein zieht und doch auch abstößt zugleich und irgendwie auf eine pulsierende Art und Weise Lebendigkeit ausstrahlt. Hinzu kommt die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren, die von der ersten Sekunde an spürbar ist. Zu guter Letzt wären da die Darsteller an sich. Daisy Edgar-Jones (Where the Crawdads Sing) spielt Noa auf eine extrem authentische Art natürlich und was sie in der zweiten Hälfte des Filmes für Entscheidungen trifft, ist auf mehreren Ebenen sehr clever und somit so gut wie das Gegenteil, was man sonst aus Horrorfilmen gewohnt ist.

Diese Zutaten sind perfekte Basis und Verfeinerungen des Menüs, doch der wahre Hauptgang ist hier klar der Bösewicht. Sebastian Stan (The 355) ist als Steve, auf eine faszinierende und oft auch furchteinflößende Weise charismatisch. Diese Ausstrahlung verliert er nie ganz, egal was er auch tut und gerade das macht ihn so mysteriös und spannend zugleich. Wie Steve und Noa ihr Spiel miteinander treiben, wer gerade führt und wer eher gerade die Spielfigur ist, nun der Reiz dieser beiden Figuren an sich und im Verhältnis zu einander, reißt die gesamte zweistündige Laufzeit des Filmes, niemals ab.

Was soll ich noch sagen außer schaut euch diesen Film am Besten mit eurem Partner/eurer Partnerin an, solltet ihr einen/eine haben, ich glaube da kommt dann noch eine eigene Ebene hinzu. Ansonsten fühlt sich das alles wie der mehrdeutig interpretierbare Titel sehr frisch an, technisch sehr fein gemacht, schlau vom Drehbuch her und gespielt mit einer Leidenschaft, die man gesehen haben sollte. Und jetzt haut euch hinaus den in Dating-Dschungel da draußen und alles Gute, denn Glück könnt ihr definitiv brauchen!

„Fresh“ bekommt von mir 9/10 Frauen rein auf ihre inneren Werte reduzierende Empfehlungspunkte.


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