The Ice Road (Filmkritik)

In einer sehr abgelegenen Lage im Norden von Kanada, kollabiert nach einer Explosion eine Diamantenmine. Um die 26 verschütteten Bergleute zu retten bevor ihnen die Luft ausgeht, ist es notwendig die sogenannten (gefrorenen) Ice Roads zu überqueren, um einen speziellen Bohrloch-Kopf an die Unglücksstelle zu überliefern. Unter der Leitung von Goldenrod (Laurence Fishburne) wird ein Team für diese extrem gefährliche Mission zusammengestellt.

Unter ihnen sind Fahrer Mike (Liam Neeson) und sein Mechaniker-Bruder, Fahrerin Tantoo (Amber Midthunder) und ein Sicherheitsexperte der Baufirma. Gemeinsam brechen sie mit drei Trucks und drei Bohrköpfen auf mit dem Ziel, dass zumindest einer von ihnen heil und vor allem rechtzeitig abgeliefert wird. Doch die ersten Probleme lassen nicht lange auf sich warten und weitere folgen kurz darauf…

Drehbuchautor Jonathan Hensleigh verbinde ich eigentlich „nur“ mit dem einzigen Film, den ich von ihm als Regisseur kenne und das ist seine Marvel-Verfilmung „The Punisher“ mit Thomas Jane und John Travolta aus dem Jahr 2004. The Ice Road ist dann auch erst sein vierter Film in dieser Funktion und sein letzter ist aus dem Jahr 2011. Je nach Land läuft sein neuester Streifen dann sowohl auf Amazon als auch bei Netflix und auch ein Ausflug ins Kino ist dabei.

Was man bekommt ist eine Mischung aus typischen Liam Neeson Action-Momenten, gepaart mit Katastrophen-Film Dramatik, die mich an die früheren Filme eines Roland Emmerich erinnert hat (nur im kleineren Rahmen eben). Ich bleibe jetzt gleich mal bei Neeson (The Marksman), der hier vor allem zu Beginn so grantig agieren darf, dass es eine Freude ist. Er ist dabei auch nicht immer sympathisch und das Richtige tun, wie etwa offenen Rassismus anzuprangern, das ist nicht gerade seine Stärke bzw. interessiert es ihn nicht.

Im Vergleich zu anderen Neeson-Abenteuern ist dies jedoch ein Ensemble-Abenteuer, vor allem habe ich dabei die Dynamik zwischen Neeson und der von Amber Midthunter (Legion) gespielten Tantoo geschätzt. Einerseits viele Jahrzehnte jünger als Mike, hat sie sich andererseits sicherlich auch durch Anfeindungen auf ihre Rasse bezogen, einiges an Reife und Coolness angeeignet. Sie bleibt ruhig auch in Stressmomenten, doch manchmal kann man ihr Alter an überhasteten Entscheidungen doch erkennen.

Das gilt auch für Neeson, der nächstes Jahr bereits 70 Jahre alt wird. Darauf bezogen folgt nun mein größter Kritikpunkt hier, denn die Kampfszenen gegen Ende, bekommen schon nach kurzer Zeit einen gewissen Slapstick-Charakter. Verstärkt wird dies dadurch, dass die beiden Kontrahenten hier von einander weg wollen und den jeweils anderen zurück lassen, also sich nicht unbedingt töten wollen, dennoch, wenn ich Neeson Action in seinem Alter glauben soll, dann muss man solche Szenen entweder anders schreiben, oder gleich ganz weglassen.

Ich erwähne das extra, da dies die einzigen Momente waren, wo es mich aus dem Film heraus auf die Metaebene geworfen hat. Brechendes Eis, Sprengkörper, menschliche Verfolger, Lawinen und Intrigen auf allen Seiten, das kann man so hinnehmen, muss ja nicht realistisch sein, sondern vor allem spannend und wer hat schon genügend echte Erfahrung mit Ice Roads, um hier mitreden zu können? Doch das finale Gerangel, wäre sicher anders gestaltet wirkungsvoller gewesen.

Ansonsten wie bereits erwähnt spannend bis zum Ende, dass man zwar zumindest in ungefährer Form voraussehen kann, man aber dennoch gerne sehen möchte. Die Effekte sind großteils stark, mit ein paar Momenten, wo die guten alten CGI-Augenblicke, wieder mal genau als solche erkennbar sind. Uneingeschränkt erschreckend ist dafür zum wiederholten Male das Fehlen jeglicher Moral, wenn es um Geld geht. Da sind Menschenleben einfach nichts wert, immerhin gibt es ja genug auf der Welt, kann man ja alle ersetzen.

Ingesamt daher ein straff inszenierter Survival-Thriller, der sich voll auf seine Darsteller und vor allem auf seinen eiskalten Schauplatz verlassen kann, der gleich auf mehreren Ebenen, etwas Frisches ausstrahlt. Realismus-Fanatiker werden den Film nicht gerade lieben, Neeson Fans kommen dafür voll auf ihre Kosten. Ich persönlich werde mir den Namen Amber Midthunter merken, angeblich hat sie ja die Hauptrolle im neuesten Film des Predator-Franchise.

„The Ice Road“ bekommt von mir 7/10 sich permanent aufs dünne Eis wagende Empfehlungspunkte.


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