Ghost In the Shell (Filmkritik)

Major (Scarlett Johansson) ist die erste ihrer Art – seit sie bei einem Terroranschlag ihre Familie verloren hat und ihr Körper zerstört wurde, lebt sie in einem Roboterkörper weiter, der einem Menschen zum Verwechseln ähnlich sieht. Gerade ein Jahr ist die Tragödie her, aber ihre Erinnerung an das Leben „davor“ ist so gut wie ausgelöscht. Sie hat aber auch keine Zeit, sich länger darum zu kümmern, da sie nun für die „Sektion 9“ arbeitet. Und deren Aufgabe besteht darin, Terroristen zu überführen und unschädlich zu machen.

Das aktuelle Ziel ist der gefährliche Hacker Kuze (Michael Pitt), der scheinbar ein eigenes Netzwerk aufgebaut hat und sich dadurch in die Köpfe von allerlerlei Leuten hacken kann. Dadurch sind bereits einige ranghohe Mitarbeiter ums Leben gekommen und Menschen, die in enger Verbindung zu Major stehen, befinden sich in Lebensgefahr. Als wäre das nicht genug, scheint Majors Hirn sich nicht gänzlich in ihrem neuen Körper wohlzufühlen, denn immer wieder sieht sie Dinge, die nicht da sind. Ein „Glitch“, sagen Techniker, aber vielleicht auch eine Erinnerung, die nicht vorhanden sein sollte …

Ich lasse jetzt mal die ganzen Diskussionen um Hollywood-Whitewashing beiseite, die bereits vor Release des Films das Internet überflutet haben, denn ohne den Film dazu gesehen zu haben, werte ich das nicht. Es hat sich ja auch niemand aufgeregt als Will Smith zu Deadshot wurde („Suicide Squad„). Abgesehen davon gibt es im Film einen Grund, weshalb Major keine Asiatin ist – auch wenn dieser nur am Rande erwähnt wird und man dazu schon 2 + 2 zusammenzählen muss.

Der Film selbst wird von mir auch in keine Verbindung mit dem Comic, den Verfilmungen oder den Serien zu „Ghost In The Shell“ gebracht, da ich die allesamt nicht kenne und auch der Meinung bin, dass eine Interpretation eines Stoffes sich auch Freiheiten rausnehmen darf, solange nur ein guter, spannender Film dabei rauskommt. Meine Erwartungshaltung bzgl. „Ghost In The Shell“ war basierend auf den vorigen Filmen des Regisseurs Rupert Sanders („Snow White And The Huntsman„) ohnehin eher niedrig.

Die Optik des Trailers und die Tatsache, dass „Matrix“ von der Storyline dieses alten Mangas inspiriert wurde, haben aber mein Interesse geweckt. Und ja, auch die Tatsache, dass Johansson mitspielt, denn die gute Frau hat in den letzten Jahren bei ein paar ziemlich guten Filmen mitgespielt. Wenn ich da an „Lucy“ zurückdenke, der bei vielen ja nicht sooo gut wegkam, dann verstehe ich das Casting von Johansson sehr gut, denn die Rolle ist derer in „Ghost In The Shell“ meiner Meinung nach sehr ähnlich.

Dennoch war ich nach dem Film halbwegs enttäuscht. Vielleicht waren meine Erwartungen insgeheim doch höher als ich mir eingestehen wollte, denn die zwei Dinge, auf die ich baute habe ich bekommen: Eine absolut großartige Optik – Das Art-Design ist hervorragend (wenn mir auch die riesengroßen Werbungen nicht einleuchten mögen, wozu sollen die gut sein?) und das Bild, welches von der Zukunft entworfen wird ist ziemlich cool. Wenn auch die Optik sehr, sehr stark an „Blade Runner“ (bei Tage halt) angelehnt ist und der ist immerhin schon in den 80igern entstanden.

Auch Johansson spielt meiner Meinung nach wirklich gut – die Art wie sie sich bewegt und ihre Mimik, das passt super zu einem Roboterkörper. Immerzu darauf bedacht möglichst wenig Energie zu verbrauchen und so kleine Details wie das Nicht-Bewegen der Arme beim Gehen oder ähnliches was eben ein Roboter nicht machen würde (wozu auch?), das wirkt befremdlich aber perfekt zur Rolle passend (auch wenn sie – zugegeben – manchmal ziemlich blöd aus der Wäsche guckt). Auch die Action ist – sofern welche vorkommt – gut gemacht, wenn auch oftmals in ihrer Inszenierung nicht zur Story passend.

Es gibt zum Beispiel einen Kampf mit einem Durchschnittstypen (der gehackt wurde), der in sehr viel Zeitlupen (kennt man aus dem Trailer) gezeigt wird und das, wie ich finde, relativ lang. Allerdings war mir beim Ansehen nicht klar warum, denn Major soll doch ein Supersoldat sein, weshalb wird dann dieser Kampf so zelebriert als wäre es ein Showdown? Und wenn die bei dem Kerl schon so lange braucht, wie wird das denn dann bei einem „echten“ Gegner sein? Aber okay – die Tatsache, dass mir das bereits während dem Film durch den Kopf ging, zeigt das in meinen Augen große Problem des Films:

Er ist schlichtweg substanzlos. Die Fragen, die ethischen Probleme, die Moral, das Paradox „Mensch-Maschine“ – all das wird im Film so gut wie nicht thematisiert, sondern einfach als normaler Thriller runtergespult und mit einer völlig banalen „das System hat mich betrogen“-Story verbunden, die Normalsterbliche nach der „Bourne Identität“ nur noch zum Gähnen bringt, weil man ja eh schon alles(!) was passiert von weitem kommen sieht. Der Film erzählt absolut nichts, gar nichts Neues. Natürlich kann man jetzt behaupten, dass das Ursprungsmaterial damals halt neu war, okay, das mag sein – aber ich glaube jetzt mal, dass die große Menge an Fans von „Ghost In The Shell“ nicht an diesem Aspekt der Story (sofern er im Original vorkommt) interessiert waren.

Von den absolut ausgelutschten und dummen, platten Sprüchen á la „Es sind nicht deine Erinnerungen, die dich definieren, sondern deine Taten“ bis hin zu der Tatsache, dass es paradoxerweise im Film dann doch wichtig scheint, wer Major gewesen ist, mal abgesehen. Dass die Prämisse, die in ihrer oftmaligen Wiederholung fast „Mit großer Macht kommt große Verwantwortung“ zu schlagen droht, dann im gleichen Film als Message nicht einmal im Ansatz begründet wird, ist dann doch traurig.

Positiv anzumerken bleibt noch Juliette Binoche („Godzilla„, „The Son Of No One„), die einfach – egal was sie macht – sympathisch wirkt. Die Frau hat einfach eine verdammt gutherzige Ausstrahlung. Der Bösewicht des Films – klar gibt es einen – ist so belanglos, ich weiß nicht einmal mehr wie dessen Namen lautete (ich meine nicht Kuze).

Kurze Version: There is no ghost, it is just a shell.

„Ghost In The Shell“ bekommt von mir 5,5 von 10 möglichen, optisch tolle aber seelenlose Schauwerte bietende, Punkte.

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