Blair Witch (Filmkritik)

James (James Alien McCune) glaubt seine vor 17 Jahren in den Wäldern von Burkittsville verschwundene Schwester Heather in einem Video zu erblicken und macht sich mit seinen Freunden Lisa (Callie Hernandez), Ashley (Corbin Reid) und Peter (Brandon Scott) auf, um die Personen zu finden, welche das Video online gestellt haben.

Und sie finden sie auch in Gestalt von Lane (Wes Robinson) und Talia (Valorie Cully). Die beiden gehen mit ihnen in den Wald, um ihnen zu zeigen, wo sie das Videomaterial gefunden haben. Der Warnung, dass sie sich in das Reich der Hexe von Blair begeben, schenkt niemand Beachtung.

Dies ist das Videomaterial, welches man fand …

17 Jahre und einen missglückten Vorgänger („Blair Witch 2: Book Of Shadows“) ist es her, dass wir das letzte Mal etwas von der Hexe von Blair gehört oder gesehen haben. 17 Jahre nach dem ersten „The Blair Witch Project“ kommt nun ein direkter Nachfolger ins Kino, der tatsächlich an die Ereignisse aus dem ersten Teil anschließt. Und zwar in der gleichen Form wie der erste Film – als Found Footage-Streifen.

Ob das ein zweites Mal funktionieren kann ist natürlich eine große Frage, denn damals war Found-Footage neu und „The Blair Witch Project“ hat das Genre sozusagen erfunden, aber seitdem sind doch ein paar neue Filme dieser Art aufgetaucht („Paranormal Activity“, irgendwer?) und das Genre tendiert mehr hin zu „ausgelutscht“ als zu „innovativ“.

Spannender als der Film ist die Frage, wie die Macher Adam Wingard und Simon Barrett es geschafft haben einen Film wie diesen so lange geheim zu halten. Niemand wusste, was da eigentlich gedreht wurde (es gab vor Jahren Gerüchte und einen Artikel, aber das war es dann), bis am Ende jemand – symbolisch – hinter einem Baum hervorsprang und schrie: „Blair Witch – Teil 2! Hahahaha!“.

Die Tatsache, dass anhand des Drehbuchs aber auch niemand auf die Idee gekommen wäre, es könne sich um eine Fortsetzung handeln, besagt leider bereits wie durchschnittlich der Film ist, denn auch wenn die Macher (allen voran Wingard, er übrigens auch für „You’re Next“ und „The Guest“ verantwortlich zeichnet) immer wieder betonen, dem Geist des ersten Teils treu zu bleiben stellt sich die Frage: Was ist denn der Geist des ersten Teils? Was ist die Essenz von „The Blair Witch Project“?

Die Antwort lautet wohl: Macht den Leuten vor, es ist tatsächlich passiert. Drei Leute verirren sich im Wald und drehen langsam durch, gehen aufeinander los und dann … dann kommt niemand mehr zurück, weil (Josh alle umgebracht hat! Hahahaha) … ja, weil halt was passiert. Und ganz nebenbei wurde ein filmtechnisch neues Genre erfunden.

Wie soll das denn nochmals funktionieren? Wie oft hatten wir denn schon Leute im Wald? Das kann nur noch auf einer Meta-Ebene funktionieren wie bei „The Cabin In The Woods“ oder selbstironisch á la „Müll – der (einzig wahre) Trashfilm„. Das kann man doch sonst heutzutage nicht mehr ernst nehmen. Die Found-Footage-Sache? Da kommt mir gleich ein Lachen aus. Drei Leute die durchdrehen – hatten wir auch schon genug („Der Gott des Gemetzels“, um nur einen zu nennen) und wenn es um die Erfindung eines Genres geht … Ich behaupte, dass sich das nicht planen lässt.

Also – was ist nun der Geist von „Blair Witch“ dem man treu bleiben mag? Richtig. Wackelkamera. Böses Ende. Außerdem geht die Geschichte „offiziell“ weiter. Das ist alles. Mehr steckt nicht dahinter.

Tatsächlich sind innerhalb dieses Rahmens wirklich nette Ideen im Film: Neue Kameras bieten mehr glaubwürdige Perspektiven und Schnittmöglichkeiten. Zeitschleifen („Cube 2: Hypercube“). Leute, die durchdrehen. Alles da. Gerade die erste Hälfte des Films ist für einen Found-Footage-Film unglaublich gut anzusehen, toll geschnitten und wirklich spannend.

Dann gibt es noch ein paar Ideen (jemand tritt sich einen „Nagel“ ein, es ist ewige Nacht, das Zeitgefüge wird kaputt), die im Ansatz gut sind, sich ultimativ aber als völlig egal herauskristallisieren und letzten Endes völlig unnötig sind, weil das Ende des Films (gefühlt die letzte halbe Stunde) eigentlich eine Kopie des ersten Teils ist und ohnehin alles ad absurdum führt. Nur mit – und das kann ich kaum glauben – mehr(!) Wackelkamera als im ersten Teil.

Die SchauspielerInnen sind alle(!) super, keine Frage – allen voran natürlich die Hauptperson (nein, nicht James) Lisa – die einzige, die auch einen Nachnamen spendiert bekommt, nämlich Arlington.

Ansonsten werden – wie bei „You’re Next“ alle Klischees geboten, die man bekommen kann (ja, es spielen zwei Schwarze mit, ja, sie sterben zuerst) und Dinge, die zuerst aufgebaut werden („Nagel“ im Fuß) sind dann völlig egal und werden fallen gelassen. Überraschungen waren nur zwei oder drei zu finden (der Ast bricht nicht nur den Ast), aber in Summe muss ich leider sagen, wir haben hier (fast) eine Kopie des ersten Teils mit besserer Technik und der unglaublich realistischen Tatsache, dass sich die „Realität“ (remember: Found Footage = „echte“ Aufnahmen) erstaunlich stark an die Regeln des Horrorfilms hält und sich dabei auch noch kameratechnisch mehrmals vor dem ersten Teil verbeugt (Close-Up Nervenzusammenbruch und so weiter).

„Blair Witch“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, bis zur Hälfte sehr gute und danach stark nachlassende, Punkte.

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