Der Amerikaner Casey (Nicholas Hoult) ist vor seiner Vergangenheit nach Deutschland geflüchtet und hält sich hier mit Jobs für den Gangster Geran (Ben Kingsley) über Wasser. An einem Abend erblickt er in einer Bar Juliette (Felicity Jones), die aus familiären Gründen aus ihrer Heimat gezogen ist und flirtet mit ihr, bis sie das Gespräch beendet und ihm ein Date anbietet, wenn er seine illegalen Jobs hinter sich lässt.
Casey hört daraufhin noch am selben Tag auf und die beiden werden ein Paar. Eines Tages erleidet Juliette einen Anfall und im Krankenhaus wird klar, dass sie eine Dialyse benötigt und eine Spender-Niere, jedoch steht sie wegen ihrem Status als Ausländer, auf keiner Liste. Casey nimmt deswegen gegen ihren Willen einen Job bei Geran an, wobei er den mächtigen Firmenboss Hagen Kahl (Anthony Hopkins) berauben soll, was zu ungeahnten Komplikationen führt.
Die Entstehungsgeschichte dieser amerikanisch-deutschen Koproduktion, war keine einfache. Im Jahr 2013 sollten zunächst Zac Efron und Amber Heard die Hauptrollen spielen, dann verließen die beiden wieder das Projekt. 2015 sollte der Film veröffentlicht werden, dann musste jedoch das Studio Konkurs anmelden und das fertige Produkt stand wieder zum Verkauf. Trotz neuem Besitzer folgten dann weitere Verschiebungen. Ist das alles nun ein schlechtes Zeichen für den Film, oder einfach nur Pech?
Nun, zunächst ist hier der Engländer Eran Creevy für Drehbuch und Regie verantwortlich, dem ich nach Welcome to the Punch durchaus ein gewisses Talent unterstellen muss. Das wirkt sich dann auch auf die Dynamik der gesamten Inszenierung aus, denn Tempo machen kann der gute Mann sehr gekonnt. Sämtliche Verfolgungsjagden haben diesen „europäischen Flair“, vermitteln dieses „Mittendrin“ Gefühl und kommen ohne den amerikanischen Filter aus, der zwar alles gestochen scharf und cool aussehen lässt, aber nicht ins Geschehen hinein zieht.
Es ist schon klar, diese Art von Action braucht eine kurze Eingewöhnungsphase und manchen Menschen kommen vielleicht Erinnerungen an die Serie „Alarm für Cobra 11“ hoch, doch ich finde diesen Touch wie gesagt sehr passend. Wer den Film in der OV-Fassung ansieht, bekommt zusätzlich einige deutsche Schauspieler zu hören (was von der Quantität sicherlich an der Ko-Finanzierung liegt), die in ihrer Muttersprache vor allem Nicholas Hoult´s Charakter zur Verzweiflung bringen, da er ihre Sprache nicht versteht. Wie das in der deutschen Fassung gelöst wird, habe ich keine Ahnung.
Der Aufhänger ist ja was man alles tun würde, für die Liebe seines Lebens. Das muss dann auch reichen als Anreiz, denn Charakterentwicklung gibt es keine. Überhaupt sind die Hauptfiguren Casey und Juliette zwar sympathisch, jedoch mag man sie vor allem deshalb, wenn man die beiden Darsteller Hoult und Jones zu schätzen weiß. Und die beiden Altstars, nun die zeigen, dass die Grenze beim Overacten zwischen unterhaltsam und lächerlich, eine ohne eindeutigen Übergang ist.
Nicholas Hoult (Kill Your Friends) als Casey hat man ziemlich sofort gerne, da er spielerisch das Herz seiner Traumfrau erobert und für sie alles tun würde, weil sie alles ist, was er hat. Er ist zwar die Maus in diesem Katz und Maus Spiel, hat aber scheinbar ebenso viele Leben, wie eine Katze. Felicity Jones (Rogue One) als Juliette ist vor allem zu Beginn schlagfertig und liebenswert, im Laufe der Handlung wird sie zwar immer mehr zur Dame in Not, doch beweist sie Stärke indem sie immer betont, dass sie nicht will dass ihr Freund seine legale Lebensweise nur ihretwillen wieder aufgibt.
Ben Kingsley (The Walk) als Geran ist ein völlig überdrehter Schwachkopf, den man auf Grund seines Drogenkonsums, nur sehr schwer einschätzen kann. Kinsgley spielt diese nie ganz nüchterne Art ähnlich wie in „Iron man 3“ mit Ironie, viel Freude und ziemlich schräg. Anthony Hopkins (Westworld) als Hagen ist hingegen derart arrogant und affektiert, dass man ihn nur hassen kann. Zusätzlich übertreibt es Hopkins auch ein paar mal und wirkt dabei trotz der offensichtlichen Emotionen so, als würde ihn die Sache gar nicht interessieren.
Insgesamt daher ein einfach gestrickter Action-Film voll mit schnellen Auto-Verfolgungsjagden, der mit Minimal-Handlung und ohne Veränderungen der Figuren an sich oder im Verhältnis zueinander auskommt und somit irgendwie auf eine naive Art und Weise und europäischen Charme versprühend, ganz nett zu unterhalten weiß. Was würdest du also alles tun für die Liebe deines Lebens? Diesen Film ansehen? Auf jeden Fall, denn es gibt wahrlich schlimmere Opfer!
„Collide“ bekommt von mir 6/10 die Kollisionen so unbeschadet wie möglich überstehende Empfehlungspunkte.
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