True Detective – Staffel 1 (Serienkritik)

Im Jahr 1995 untersuchen die beiden Detectives Martin Hart (Woody Harrelson) und Rust Cole (Matthew McConaughey) den Mord an Dora Lange und können die Tat schließlich aufklären. Immerhin 17 Jahre später hat ein aktueller Mordfall zahlreiche Parallelen zu ihrem damaligen Fall und die jetzt ehemaligen Ermittler machen sich auf die Suche, nach dem wahren Täter.

True Detective

Der amerikanische Fernsehsender HBO schafft es immer wieder mit eigenen Serien, wie beispielsweise „Game of Thrones“, „The Wire“, „The Sopranos“ oder „True Blood“, qualitativ hochwertige Unterhaltung zu liefern. Dabei setzt man den Qualitätsstandart immer wieder nach oben und stößt dabei in Regionen vor, die üblicherweise (Kino)Filmen vorbehalten ist.

Aktuell ist es der neuen Serie „True Detective“ gelungen, in jederlei Hinsicht positiv zu überraschen. Man ließ Regisseur Cary Fukanaga und Drehbuchautor Nic Pizzolatta (beide bisher eher unbekannt) bei der gesamten ersten Staffel weitgehend freie Hand und inszenierte die Geschichte mit zwei Schauspielern, die man sonst nur von der großen Leinwand kennt.

Das Ergebnis hat sich auf ganzer Linie bezahlt gemacht und so konnte die Serie 2014 immerhin fünf Primetime Emmy Awards mit nach Hause nehmen. Darunter sind unter anderem Regie und Casting für eine Drama Serie, Makeup und Cinematography. Ich für meinen Teil behaupte ja es wären noch mehr geworden, hätte „Breaking Bad“ nicht mit der letzten Staffel auch einige Preise abgeräumt.

Doch was macht „True Detective“ zu etwas Besonderem. Beginnen wir mit der Geschichte. Während Filme in der Regel zirka zwei Stunden bekommen um die Charaktere einzuführen und im Anschluss eine Geschichte zu erzählen und letztendlich abzuschließen, hat man hier Zeit – immerhin acht Episoden zu je sechzig Minuten.

Dabei erinnert „True Detective“ weniger an eine klassische Serie, bei der jede Episode eine kleine Geschichte erzählt, die später zu einer großen zusammen laufen. Ganz im Gegenteil hat man hier das Gefühl, einen immerhin achtstündigen Film zu sehen (nimm das Peter Jackson mit deinen „Herr der Ringe“ Extendend Cuts)!

Dadurch hat man Zeit die Charaktere einzuführen, sie kennenzulernen und sie auf dem Weg den sie im Laufe der Handlung gehen, zu begleiten. Hier nutzt man den Umstand der längeren Laufzeit, um den Zuschauern glaubhaft zu vermitteln, dass die Ermittlungen der Detectives Hart und Cole über Wochen, Monate und schließlich Jahre andauern.

Die Zeit und das Erlebte verändert die beiden. Dieser Umstand wird vor allem bei dem von Matthew McConaughey gespielten Detective Cohle deutlich. Der wirkt, nachdem in der Serie 17 Jahre vergangen sind, mindestens dreißig Jahre älter, was zu gleichen Teilen dem Make-Up und seiner schauspielerischen Leistung (bzw. dem Lebenswandel seines Charakters) geschuldet ist.

McConaughey (Wolf of Wallstreet) versucht derzeit ja konsequent sich von seinem Image des nur wenig talentierten Schönlings zu trennen. Als Rust Cole überzeugt er durch seine schnelle Auffassungsgabe, einer akribischen Genauigkeit. Auf der anderen Seite kämpft er mit seiner Vergangenheit und Gegenwart und hat auf Grund einiger merkwürdiger Ansichten (bis auf Hart) keine Freunde.

Dieses Jahr hat McConaughey den Oscar für den besten Schauspieler in einer Hauptrolle mit nach Hause genommen und es ist anzunehmen, dass die Performance in dieser Serie das begünstigt hat. Ebenfalls erstklassig ist Woody Harrelson (Zombieland) der aber, anders als sein Kollege, hier ein Stück weit weniger durch sein Können überzeugen muss, da die Rolle ohnehin erstklassig zu ihm passt.

Als Detective Marty Hart ist er der relativ normale Familienvater, mit einer Schwäche für junge, schöne Frauen. Hart hat es nicht einfach, hält aber zu seinem Partner, obwohl dieser sein Leben nicht gerade einfacher macht. Die beiden, doch sehr unterschiedlichen Charaktere, ergänzen einander perfekt und funktionieren dementsprechend erstklassig.

Was die Inszenierung betrifft setzt man hier auf Hochglanzoptik und zeigt schöne, realistische und zum Teil verstörende Bilder. Dabei werden McConaughey und Harrelson nicht überinszeniert, sondern teilen sich die Priorität in der Serie mit der eigentlichen Geschichte. Cary Fukunaga, der bei allen acht Folgen Regie geführt hat, hat hier eine außergewöhnliche Arbeit geleistet und alle Elemente der Serie erfolgreich zusammen geführt.

Ebenfalls außergewöhnlich gut (um nicht zu sagen man setzt in diesem Bereich neue Maßstäbe) ist die Cinematographie von Adam Arkapaw. Selten bekommt man, vor allem in einer Serie, so perfekt eingefangene und dennoch elegante Bilder zu sehen. Ein Paradebeispiel ist eine Sequenz in der vierten Folge, für die Arkapaw dann auch den Primetime Emmy Award bekommen hat (jeder der die Folge gesehen hat, weiß wovon ich spreche)!

Abgesehen davon unterstützt der Soundtrack subtil die Stimmung und rundet das gesamte Erlebnis perfekt ab. Erwähnenswert ist an dieser Stelle noch, dass die Art wie die Geschichte erzählt wird, und zwar abwechselnd in Vergangenheit und Gegenwart, gut durchdacht ist und entsprechend gut funktioniert. Abgesehen von den beiden Stars, sind die restlichen Schauspieler (bis auf Michelle Monaghan – „Source Code„) zwar eher unbekannt, aber durch die Bank erstklassig besetzt.

Alle in allem ist „True Detective“ eine Serie die man, sofern man mit dem Genre an sich etwas anfangen kann, unbedingt gesehen haben sollte. Hier gibt es kaum etwas auszusetzen und wenn überhaupt, dass der Geschichte scheinbar etwas fehlt, wenn sie sich gegen Ende auf die Gegenwart beschränkt.

Nach dem Erfolg der ersten Staffel war schnell klar, dass „True Detective“ eine zweite Staffel erhalten soll. Nic Pizzolatta ist wieder für das Drehbuch verantwortlich, allerdings wird er eine neue Geschichte mit neuen Charakteren erzählen. Zusätzlich sollen sich, anders als bei der ersten Staffel, dann mehrere Regisseure die Arbeit teilen.

Die Frage bezüglich der zweiten Staffel ist aber nicht ob man es dann noch besser machen kann, sondern ob es möglich ist, die Qualität der ersten Staffel zu halten (wir werden sehen)!

Die erste Staffel der „True Detective“ bekommt 9/10 den Fall auf jeden Fall lösende Empfehlungspunkte.

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One thought on “True Detective – Staffel 1 (Serienkritik)

  1. Grundsätzlich fand ich die Serie nicht schlecht und vor allem McConaughey ist eine Klasse für sich, wenngleich ihm Harrelson nicht um viel nachtsteht.

    Mir persönlich taugte halt die schon sehr düstere Stimmung der Serie nicht so, aber das ist bestimmt Geschmacksache.

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