Borderlands (Filmkritik)

Der Planet Pandora. Eigentlich wollte Lilith (Cate Blanchett) nie mehr auf ihren Heimatplaneten zurück kehren, doch eine große Geldsumme bringt die Kopfgeldjägerin dazu, ihre Einstellung zu ändern. Sie soll die Tochter ihres Auftraggebers zurück bringen, die vom Elite Soldaten Roland (Kevin Hart) entführt wurde.

Tina (Ariana Greenblatt) ist jedoch freiwillig mit Roland und einem Psycho namens Krieg (Florian Munteanu) unterwegs und sie ist kein gewöhnliches Mädchen. Viel mehr soll sie der Schlüssel sein um einen geheimnisvollen Vault zu öffnen, der sagenumwobene Schätze in sich tragen soll…

Manchmal passt einfach alles zusammen und man bekommt ein sich fast perfekt anfühlendes Filmerlebnis präsentiert. Dann wiederum gibt es Filme, bei denen so viel schief geht, dass man nicht einmal genau weiß, wo man anfangen soll. Genau so ein Film ist die Computerspiel-Verfilmung Borderlands von Eli Roth. Gedreht während einer gewissen Pandemie, war die erste Version des Filmes bereits Anfang 2022 fertig gestellt.

Die den Spielen entsprechende over the top Gewalt dieses „Director Cut´s“, hat das Studio jedoch abgeschreckt, weswegen ein Release vorerst auf Eis gelegt wurde. Das Studio wollte eine massentaugliche Blockbuster-Version, weswegen umfangreiche Nachdrehs angeordnet wurden. Die konnte Roth jedoch selbst nicht erledigen, weil er gerade mit den Dreharbeiten zu Thanksgiving beschäftigt war, weswegen Produzent Tim Miller (Deadpool) diese Aufgabe übernommen hat.

Nur um die Größe dieser Nachdrehs zu zeigen, noch eine kleine Information am Rande: die neue Version hat die alte dermaßen kompromittiert, so dass der gesamte Score neu gemacht werden musste von einem neuen Komponisten. Ich glaube kaum, dass Roth die Zack Snyder Behandlung spendiert bekommt und irgendwann seine Rated R Version erscheinen wird, dieses Projekt wird daher einfach als Flop abgestempelt werden (Einspiel bisher 32,9 Millionen bei Kosten von circa 120).

Soviel zur Schuld des Studios, was jedoch Roth selbst verbockt hat, ist „objektiv daneben“ und das betrifft das Casting. Cate Blanchett ist 20 Jahre zu alt um Lilith zu spielen, Jamie Lee Curtis noch ein paar Jahrzehnte zu alt für Tannis und Kevin Hart zu klein und schmächtig für Roland. Die bisherigen fünf Spiele in diesem Universum gehören seit Jahren zu meinen Lieblings Coop-Games und keiner dieser drei Schauspieler wäre mir auch nur im entferntesten für diese Rollen in den Sinn gekommen.

Was dann den Ton des Filmes betrifft, keine Ahnung ob man dafür Roth oder eher Miller (aka dem Studio) die Verantwortung geben sollte, aber hier sieht man deutlich den Unterschied zwischen etwas kennen und etwas verstehen. Da spürt man nichts, da ist kein Gefühl für die Welt der Borderlands, die Figuren oder deren Interaktionen vorhanden. Dafür gibt es infantilen Humor, von Urin im Mund, über Müll im Gesicht bis hin zu einem Kugel „scheißenden“ Claptrap.

Um gleich bei Claptrap – Jack Black (Jumanji) spricht ihn und der kann da genau null retten, auch eine eigene Kunst – zu bleiben, der ist in den Spielen lästig und tritt in jedes Fettnäpfchen, aber genau so mag man ihn und es ist immer witzig, wenn er bei einer Mission mit dabei ist. Im Film ist er aber nur nervig und man hätte gerne, dass er endlich die Klappe hält oder gleich ganz verschwindet. Von dem unpassenden „vorzeitiger Höhepunkt“ Witz als er die Sektflasche beim Feiern zum Platzen bringt, fang ich lieber erst gar nicht an.

Cate Blanchett (Thor: Ragnarok) hat laut Interview während der Corona-Quarantäne etwas zu viel Zeit im Garten mit der Kettensäge verbracht, weswegen ihr Mann meinte, sie sollte diese Rolle annehmen, vielleicht rettet sie ja ihr Leben. Genau so spielt sie dann auch Lilith, durchgehend übertrieben übercool und diese „ich hab dicke Eierstöcke in der Hose“ Gangart, ist klar intendiert und einfach herrlich lächerlich.

Kevin Hart (The Man form Toronto) als Roland versucht nicht witzig zu sein und das ist er auch nicht, was fast schon wieder als positiv zu bezeichnen ist, aber er ist auch eine völlige Fehlbesetzung und das cool auftreten, gelingt ihm ebensowenig. Sympathisch ist eigentlich nur Ariana Greenblatt (65) als Tiny Tina, obwohl sie außer der Optik, nichts mit der Figur aus den Spielen gemeinsam hat, nur ansatzweise spürt man den Irrsinn, den man an ihr so liebt. Könnte aber auch daran liegen, dass sie als einzige Freude ausstrahlt, hier dabei zu sein.

Gelungen sind wenigstens die Kostüme und die Sets, die doch das Gefühl der Borderlands gut einfangen und kleine Gastrollen und Hinweise auf die Spiele, die nur Fans erkennen werden, da kann man durchaus schmunzeln. Außerdem ist die Geschwindigkeit derart hoch, dass man fast ohne Leerlauf auskommt und glücklicherweise kaum zum Nachdenken kommt. Erinnert Madame Web an die Comic-Verfilmungen der 2000er Jahre und deren Trash-Faktor, so fühlt man sich bei diesem Film in die Zeit zurückversetzt, wo bis auf Ausnahmen alle Videospiel-Verfilmungen schlecht waren.

In Summe also als Borderlands-Verfilmung völlig unbrauchbar. Uncharted hatte den Geist der Spiele ebensowenig, aber zumindest konnte er auch so unterhalten. Schafft man es, dies hier dann auch als Interpretation des Ausgangsmaterials zu sehen und trennt sich geistig von der eigenen Spielerfahrung, dann kann man schon Sachen finden, die dich daran erinnern, warum dir die Spiel gefallen. Klingt paradox, aber man braucht eben zunächst Abstand, damit das Gesehene nicht ärgert. Am Besten funktioniert der Film aber wohl für Teenager, die die Games nicht kennen (weil ab 18), eine Tatsache, die wohl den besten Witz des gesamten Abenteuers darstellt.

P.S.: Warum der Film als Fantasy einzustufen ist, liegt nicht an der Story an sich. Nein, ich glaube ich habe noch nie einen Film gesehen, in dem so viele Menschen erschoßen, in die Luft gesprengt, mit Äxten getötet und mit Säure überschüttet wurden und es dabei keinen einzigen Tropfen Blut gibt. Wer dafür verantwortlich war, von denen möchte ich mal eine Obduktion ohne Blut sehen, das können die, die schaffen wirklich alles.

„Borderlands“ bekommt von mir 4/10, nur die Oberfläche aber den Geist der Spiele null verstanden und kein Gefühl dafür habende Empfehlungspunkte aka ignoriert in Zukunft das Studio einfach und zieht euer Ding durch (wenn es doch so einfach wäre).


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