The Flash (Filmkritik)

Barry Allen (Ezra Miller) aka The Flash hat genug. Da er es wieder nicht schafft, brauchbare Beweise zu finden, um seinen unschuldig im Gefängnis sitzenden Vater zu entlasten, läuft er einfach drauf los und zwar so schnell wie nie zuvor. Dabei bemerkt er, dass er sich in der Zeit zurück bewegen kann. Den Warnungen von Bruce Wayne (Ben Affleck) zu trotz macht Barry sich auf die Reise in die Vergangenheit.

Bei der Rückreise wird er jedoch von einem unbekannten Wesen aus dem Zeittunnel herausgeworfen und trifft auf eine ein paar Jahre jüngere Version von sich selbst. Von da an beginnen die Probleme für Barry erst so richtig, denn er muss Ereignisse so herstellen, damit er die Zukunft nicht nachhaltig verändert. Oder haben seine Taten bereits mehr verändert, als er zunächst angenommen hat?

Damit haben die Verantwortlichen rund um das Warner Bros. Filmstudio sicherlich nicht gerechnet. Na gut, zahlreiche (auch Covid 19 bedingte) Verschiebungen und verschiedene Schnittfassungen bzw. Umschneiderei sind selten ein gutes Zeichen, aber dass es sich bei The Flash nach Black Adam und Shazam 2 um den dritten Flop in Folge handeln wird, der mit angeblich über 200 Millionen Verlust dem Studio sogar am Meisten Geld überhaupt kosten wird, das war dann doch eine negative Überraschung.

Ein paar offensichtliche Gründe dafür könnten sein: Ermüdungserscheinungen des Publikums, nach dem jahrelangem Superhelden-Overkill auf der Leinwand. Oder die Probleme von Hautdarsteller Ezra Miller mit dem Gesetz, weswegen ihn einige Leute aus dem Film werfen lassen wollten bzw. den Film als Ganzes boykottieren. Dann wäre da noch die Umstrukturierung des DC-Universums und dass alles „davor“ für viele Zuschauer somit an Wichtigkeit verliert.

Zumindest Regisseur Andy Muschietti (Mama, Es, Es Kapitel 2) wird offensichtlich nicht als Sündenbock hingestellt, denn er darf bei „The Brave and the Bold“ Regie führen, einen der ersten Filme im neuen DCU-Universum. Ich werde nun nicht weiter auf mögliche Gründe eingehen und euch viel lieber mitteilen, was mir gefallen hat und was weniger gut funktioniert. Ab jetzt folgen Spoiler. Die ersten 15 Minuten zeigen sehr schön den Ton und die Optik, der/die den Rest des 144 Minuten langen Filmes prägen wird.

Ich sag nur „baby shower“. Treffer, nicht lustig oder einfach daneben. Humor wird hier grundsätzlich groß geschrieben, aber die Gags zünden nicht immer oder sind eindeutig unpassend. Ganz unabhängig von seinem Privatleben und auch getrennt von seinem Schauspiel betrachtet, ist Ezra Millers Barry vom Charisma her (ich sage nichts gegen sein Schauspiel) für mich kein Leading Man, sondern eher eine Sidekick Figur. Um das zu kompensieren, bekommen wir fast den ganzen Film zwei Ezra Millers präsentiert. Hm, wäre nicht mein erster Einfall gewesen, aber gut.

Dabei ist sein Barry Allen ja so angelegt, dass er für sein Umfeld teilweise nervig ist, genau wie zeitweise für uns Zuschauer. Die Lösung ist also ihm eine jüngere Version von Barry gegenüber zu stellen, die es dann sogar schafft, den älteren Barry zu ärgern. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige bei dem Geplänkel geistig ausgestiegen sind und die ernsten Momente, nicht richtig wahrgenommen haben.

Was schade ist, denn im Gegensatz zu den beiden letzten DC-Flops, hat die Sache hier durchaus Herz und man kann Barrys Grundgedanken sehr gut nachvollziehen. Ich finde die Botschaft geht dann auch nicht unter, sie wird nur zeitweise zerstreut. Die Emotionen am Ende kann man deutlich spüren und es bewegt auch, bis dann der finale Gag es wieder untergräbt (ein bißchen wie bei Thor: Ragnarok, nur vom Humor her etwas anders).

Dann wären da die Spezialeffekte, ja, was soll ich sagen. Irgendwann spätestens während der Corona-Zeit haben irgendwie zahlreiche Special Effect Spezialisten, ihr gesamtes Können eingebüßt. Wie stark vieles nach CGI aussieht und auch wie billig es wirkt, da ist es gut, dass man durch viele Produktionen der letzten Zeit, an schwächere Leistungen schon gewohnt ist. Es gibt auch viele gut passende/aussehende Momente, aber einige irritieren einfach und werfen aus dem Geschehen.

Kommen wir zum Thema Cameos, die man in zwei Teile trennen muss. Erst mal kommen die aus dem jetzigen DCEU. Einzig Ben Affleck als Batman und Jeremy Irons als Alfred Pennyworth fand ich schön geerdet und charmant, Gal Gadots Auftritt als Wonder Woman war peinlich, Jason Momoa als Aquaman nach dem Schlussspann ist völlig umsonst und Michael Shannon als General Zod richtig lustlos. Was den Rest der Miniauftritte der DC-Stars betrifft, das ist eindeutig weniger Fanservice als viel mehr Clickbaiting. Einzig CGI-Cage (ja, den Nicolas meine ich) als Superman fand ich witzig, aber eigentlich nur, weil es Cage ist, ich meine „sein soll“.

Von den Schauspielern in den „normalen“ Rollen, habe ich persönlich zwei Highlights. Erstens wäre da Sasha Calle (Schatten der Leidenschaft) als Supergirl. Weiblich, sexy, emotional und irgendwie ziemlich lässig, wenn man schon die Hautfarbe einer Figur ändern muss, dann bitte so und mit so einer Performance. Leider kommt sie erst in der zweiten Hälfte des Filmes vor, gutes CGI ist nicht immer auf ihrer Seite und die ganze Aktion mit dem zum Scheitern verurteilten Kampf gegen Zod, das nimmt ihr schon einiges an Momentum (und übrigens, weil ja keiner mehr Henry Cavill mögen darf bzw. über ihn reden soll: sein Superman hat das alleine geschafft, wobei dieses Team ständig scheitert).

Ein weiterer Grund zur Freude ist Michael Keatons (The Protégé) Rückkehr als Batman, inklusive Nachbau seiner Batcave aus dem Tim Burton Film. Seine Ausstrahlung in Kombination mit den Sprüchen und den Kampfszenen, das ist trotz der Tatsache, dass er alt und in „Pension“ ist ein Batman, dem man zujubeln möchte. Mehr Screentime als beide zusammen hat jedoch klar Ezra Miller (We Need To Talk About Kevin) und auch wenn man seinen Barry wie bereits erwähnt nervig finden kann, der bringt das schon rüber, sowohl witzige Momente (wenn die mal nicht zünden, liegt das nicht an ihm), als auch typische Flash-Momente und besondern die tragischen im Bezug auf seine Eltern.

Reduziert auf das Wesentliche, ist dies ja eine sehr intime Geschichte, über den plötzlichen Verlust eines Elternteiles. Das kann das eigene Leben nachhaltig beeinflussen und dich mit dem Willen ausstatten, die gesamte Welt zu gefährden, um diese Tatsache ändern zu können. Ein Junge, der seine Mutter vermisst. Unter all dem Bombast erdet das immer wieder zwischendurch die Story und genau darum geht es, die Narben machen uns eben zu den Menschen, die wir sind und Zeitreisen sind da auch keine Lösung.

Darum ist auch nur Barrys Entwicklung am Ende wichtig und all die Reisen, Kämpfe und Figuren waren nur das Mittel zu seinem Wachsen als Mensch. Fühlt sich das Gesehene deswegen sinnlos an, nun das muss wohl jeder selber entscheiden, Gefühle in diese Richtung, flackern mitunter schon auf. Rein von der Metaebene her muss ich noch immer Grinsen bei dem Gedanken an Keatons Batman und auf den Supergirl Film, der angeblich mit Calle in der Vor-Produktion ist, freue ich mich jetzt auch, was ich so nicht erwartet hätte. Positives bleibt also auch in Erinnerung.

All die „einer der besten Super-Heldenfilme aller Zeiten“ Stimmen diverser Stars sind also extrem übertrieben, ich habe aber auch schon zahlreiche, in Summe viel schlechtere Genre-Beiträge gesehen. Dennoch eben ein Riesenflop und es folgen noch zwei Filme, bevor es der Neustart wieder hinbiegen soll und die werden es nicht leicht haben. Blue Beetle kommt ja noch dieses Jahr und den kennt Niemand, der kein Comic-Leser ist und Aquaman 2 ist mit Nachdrehs, Umschnitten und Verschiebungen beschäftigt, weswegen wohl kaum der Erfolg des Erstlings wiederholt werden kann. WB sollte also durchaus weiter zittern, sonst muss es ihnen der Flash eben mittels Zeitreise richten.

„The Flash“ bekommt von mir 6,5/10 den „Normalzustand“ niemals wieder ganz herstellen könnende Empfehlungspunkte.


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