Scream: The TV Series – Staffel 1 (Serienkritik)

Das kleine Städtchen Lakewood, hat eine blutige Vergangenheit, doch die letzten Jahre ist es in der Gegend wieder sehr ruhig geworden. Bis an einem zunächst ruhigen Abend, plötzlich ein Mädchen in ihrem Swimming Pool ermordet wird. Zur selben Zeit beginnt ein seltsamer Anrufer mit verzerrter Stimme, die hier zur Schule gehende Emma (Willa Fitzgerald), zu terrorisieren. Es dauert nicht lange und es gibt einen Verdächtigen, doch dann folgt schon die nächste Leiche.

Emma und ihre Freunde Noah (John Karna) und Audrey (Bex Taylor-Klaus) trauen der Polizei die baldige Aufklärung der Mordserie nicht zu, weshalb sie selbst Nachforschungen anstellen und damit noch mehr in Gefahr geraten, als sie es sowieso schon sind. Werden sie den Killer finden, bevor er sie findet und warum hat er Emma als Kontaktperson ausgewählt, hat er vielleicht eine Bindung zu ihr, von der sie nichts weiß?

Noch einmal kurz die Geschichte. Alles begann im Jahr 1996, als Regisseur Wes Craven mit dem ersten Scream-Film, das Slasher Genre wieder belebt hatte. Ein Jahr später folgte die Fortsetzung und mit dem 2000 entstandenen dritten Teil, war die Trilogie abgeschlossen. Im Jahr 2011 schuf Craven einen vierten Nachzügler und aktuell im Jahr 2022, ist mit dem fünften Part das Zepter (nach seinem Tod 2015) an andere Regisseure übergeben worden. Nach dem Erfolg, ist ein sechster Teil bereits genehmigt worden.

Was an vielen vorübergegangen ist und von Kennern gerne als „Love it or Hate it“ Material eingestuft wird, ist die 2015 veröffentlichte Scream TV-Serie von MTV, die es auf zwei Staffeln gebracht hat (obwohl es Pläne für mindestens zwei weitere Staffeln gab) und 2019 eine nicht damit zusammen hängende, sehr schwache dritte Staffel spendiert bekommen hat. Warum ich persönlich nun endlich die Serie angeschaut habe, liegt übrigens nicht an dem neuen Film, sondern weil ich die Serie Reacher gesehen habe und dort genau wie in der Scream-Serie, die wirklich einnehmend spielende Willa Fitzgerald die Hauptrolle spielt und durch Reacher habe ich mich eben wieder daran erinnert, dass ich ihr Gesicht irgendwo her kenne.

Die erste Staffel erzählt dabei innerhalb von zehn Folgen, eine sehr klassische Story. Ein tragisches Event in der Vergangenheit inklusive den damit verbundenen Geheimnissen mit eindeutiger, ihr zunächst natürlich nicht bewussten, direkten Verbindung zur Hauptfigur. Ein absichtlich trashig inszenierter Mord während der Eröffnungssequenz der ersten Folge – in diesem Fall an Bella Thorne (The Babysitter) – folgt das Raten, wer denn der Killer sein könnte.

Dabei geraten klarer Weise so gut wie alle wichtigen Figuren unter Verdacht und als Zuschauer rät man ganz unbewusst sofort mit, wobei man als geübter Genre-Beobachter nach ein paar Folgen schon erahnen kann, wer die Fäden zieht im Hintergrund. Warum die Sache dann spannend ist, auch wenn alles nach einem bereits etablierten Muster abläuft, sind dann wieder mal die Figuren und die dazugehörigen Darsteller und was das Interesse an ihnen – bzw. die Sympathie, die man man für sie verspürt – betrifft, ist das hier eindeutig besser gelungen, als bei vielen Charakteren aus den Filmen.

Zunächst wäre da natürlich Willa Fitzgerald (Blood Money) als „Final Girl“ Emma. Zielstrebig, tough und dennoch sehr natürlich und auch verletzbar. Dann sind da die besten Freunde Noah und Audrey. John Karna (Lady Bird) spielt den jungfräulichen Nerd und Filmfreund einfach so direkt und spielfreudig, so dass man ihn sofort ins Herz schließt. Und Bex Taylor-Klaus (Hell Fest) ist durch ihre Aktionen sowieso eine der interessantesten Mitspielerinnen hier. Witzig, wie sie sich selbst als „The bi-curious and the virgin“ auf der Suche nach dem Mörder bezeichnen. Selbst Carlson Young (The Blazing World) als „Tussi“ Brooke, wünscht man nichts Schlechtes denn man spürt irgendwie, dass ihre extrovertierte Art nur ihr Weg ist, mit dem ganz normalen Alltagswahnsinn umzugehen.

Übrigens wissen die Macher offensichtlich, was sie an ihren Figuren/Darstellern haben, denn sie werden weit weniger dezimiert, als man es erwartet hätte. Wenn dann doch Jemand stirbt, dann ist das auch mehrmals auf eine gemeine Art und Weise, wobei die Protagonisten mitten ins Spiel mit hinein gezogen werden. Das entlädt sich dann alles in einem atmosphärischen Finale und es werden dabei sofort Hinweise gesät und Dinge gezeigt, die direkt auf die weitere Handlung in Staffel 2 hinweisen.

Voriges Jahr habe ich über die Slasher-Serie geschrieben und man kann Scream auf das selbe Genre bezogen, durchaus als die Teenager-Version dieser Story bezeichnen. In beiden Fällen hat es dabei die erste Staffel gebraucht, um den individuellen Weg zu finden, klassische Elemente für sich zu etablieren, um darauf aufbauen zu können. Was auch in diesem Fall bedeutet, dass eine sehr solide erste Staffel, mit einer in jedem Bereich stärkeren zweiten übertroffen wird.

Das Highlight sind für mich wie gesagt die Figuren, die besser sind und die ich mehr mochte, als in zahlreichen anderen „maskierten Killer-Thrillern“. Was Neues innerhalb des Genres bekommt man zwar nicht geliefert, dafür versucht man auch nicht mit inflationären Ausflügen auf der Metaebene, schlauer zu sein, als man ist. Vor allem der Aufbau bzw. Zusammenhang mit der wie bereits erwähnten noch besseren Staffel 2, macht in Retrospekt, die erste noch um einiges besser. Im Prinzip wird hier nämlich eine Geschichte auf zwei Staffeln gestreckt erzählt.

„Scream The TV-Series Staffel 1“ bekommt von mir 7/10 das Mysterium rund um Lakewood gekonnt etablierende Empfehlungspunkte.


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