Chaos Walking (Filmkritik)

Im Jahr 2257 auf dem Planeten New World, sind alle Männer von einem bestimmten Zustand befallen. Dadurch sind ihre Gedanken ständig laut zu hören und zu sehen. Bei einem Bürgerkrieg mit den heimischen Aliens und den menschlichen Kolonisten, wurden viel Männer und alle Frauen getötet. Todd Hewitt (Tom Holland) lebt mit seinen beiden Adoptiv-Vätern in Prentisstown, unter der Leitung von Bürgermeister David Prentiss (Mads Mikkelsen).

Eines Tages bei der Arbeit, sieht Todd plötzlich einen Dieb, verfolgt ihn in den Wald und findet schließlich ein abgestürztes Raumschiff und bald danach auch den einzigen Überlebenden des Unfalls. Es handelt sich um Viola (Daisy Ridley) und sie ist das erste weibliche Wesen, dass Todd jemals zu Gesicht bekommen hat. Er möchte ihr helfen, ihre Leute zu kontaktieren, doch Prentiss hat eigene Pläne mit der jungen Dame.

Patrick Ness schreibt richtig starke Young Adult Literatur, doch wenn diese verfilmt werden, dann sind die Ergebnisse finanzielle Flops, selbst wenn sie unheimlich gut sind (siehe A Monster Calls). „Chaos Walking“ ist die Verfilmung des ersten Teiles der gleichnamigen Buchserie (zu der drei Teile und drei Kurzgeschichten gehören) und wie so oft bei einer problematischen Produktionsgeschichte, hat sich diese Tatsache negativ auf den Erfolg ausgewirkt.

Bereits im Jahr 2011 begann das Projekt mit einem Drehbuch, das mehrere Male umgeschrieben wurde und 2017 begannen schließlich dann die Dreharbeiten unter der Regie von Doug Liman (Edge of Tomorrow). Erste Testvorführungen verliefen negativ und deshalb wurden Nachdrehs angeordnet, für die Fede Alvarez (Verschwörung) verantwortlich war. Diese konnten jedoch erst im April 2019 stattfinden, da Holland mit Spiderman und Ridley mit Star Wars Dreharbeiten beschäftigt war. Im März 2021 wurde er nun in Amerika ohne viel Werbung im Kino und on Demand öffentlich „versteckt“ und wurde erwartungsgemäß zum Flop, im Juni ist er nun auch bei uns gelandet.

Es wird also aus filmischer Sicht sicherlich nicht weiter gehen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf ist das Finale dann weniger Neuanfang als viel mehr ein offenes Ende. Zumal sich alles hier klar wie ein erster Teil anfühlt, ein Kennenlernen der neuen Welt, ihren Regeln und den wichtigsten Charakteren. Einiges bleibt offen und ein paar Sachen wurden nur schnell angeschnitten und man hätte gerne mehr davon gesehen (z.b. die Alien-Rasse).

Selbst die Sache mit den sichtbaren/hörbaren Gedanken, da gibt es schon nette Ansätze, wenn sich Ideen kurz sozusagen materialisieren und eindeutig sichtbar werden, doch insgesamt wirkt das leider eher wie ein Gimmick, als wie ein alles bestimmender Lebensumstand (was es ja klar ist). Laute Gedanken der Männer als Metapher, dass die Stimmen von Frauen nicht gehört werden, kann man dabei zwar hinein interpretieren, doch gespürt hab ich das nie.

Geht es also nicht darum nachzudenken, dann geht es wohl um die Story an sich. Da muss man dann schon sagen, dass sich die Handlung trotz des SciFi-Settings, unheimlich beliebig anfühlt. Junge hilft Mädchen von A nach B zu kommen, um ihre Leute zu kontaktieren, dazwischen müssen sie sich gegen böse Verfolger zur Wehr setzen. Wie bereits erwähnt, das mit den Gedanken ist dabei nur ein Gag und hebt das Gewöhnliche nie auf eine andere Ebene.

Auch wenn nicht mal die Hauptfiguren sonderlich ausgearbeitet sind, die Darsteller reißen einiges mit ihrer Natürlichkeit und vor allem dem Sympathie-Faktor heraus. Tom Holland (The Lost City of Z) als Todd kämpft ständig damit, seine Gedanken unter Kontrolle zu behalten und scheitert damit meistens ziemlich sofort. Er erlebt die Welt mit den Augen eines Kindes und man muss ihn einfach nur beobachten, um beinahe ständig zu schmunzeln.

Bei Daisy Ridley (Mord im Orient-Express) als Viola finde ich vor allem die kleinen Nuancen in ihrem Gesicht spannend, mit denen sie öfters ihre Emotionen ausdrückt und auch wenn man außer dass sie eine Kämpferin ist nur wenig über sie weiß, ist man doch auf ihrer Seite. Mads Mikkelsen (Polar) als Bösewicht muss sich in keiner Weise anstrengen für diese Rolle, aber seine eiskalte Überheblichkeit und die davon ausgehende Gefahr, das spielt er schon sehr gekonnt.

Schöne Landschaftsaufnahmen, gepaart mit guten Effekten, spielfreudigen Darstellern und netten, öffentlichen Gedankenspielen. Das sind die klaren Pluspunkte hier, doch das Gefühl, dass hier mehr drinnen gewesen wäre, wird man einfach nicht los. Schlecht finde ich die Sache nun auch wieder nicht, doch eine filmische Weiterführung ohne die hier vorherrschenden Produktionsprobleme, würde diesen ersten Teil rückblickend sicherlich besser machen.

„Chaos Walking“ bekommt von mir 6,5/10 alles was man denkt laut hinaus schreiende Empfehlungspunkte.


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