Vor der Küste von Mosambik, studieren Meeresbiologin Emma Collins (Tania Raymonde) und ihr Team die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben im Meer. Der paradiesische Alltag wird jedoch abrupt gestört, als ihre Ex-Studienliebe Richard (Nathaniel Buzolic) mit seinem Schiff und einer vierköpfigen Crew auftaucht und Emma um ihre Hilfe bittet.
Richard ist auf der Jagd nach drei jungen Bullenhai-Exemplaren, die sich seltsam verhalten und so das Gleichgewicht im Meer stören. Die ganze Sache kommt Emma und ihren Leuten zwar unglaubwürdig vor, doch sie willigen schließlich ein den Männern zu helfen. Dabei kommen sie den wahren Gründen auf die Spur, warum sich die Haie so speziell benehmen und erkennen die von ihnen ausgehende Gefahr. Doch wie kann man sie stoppen?
„Deep Blue Sea“ aus dem Jahre 1999, ist ja mittlerweile auch schon ein Klassiker des modernen Hai-Horrorfilms. Im Jahr 2018 folgte eine unwürdige Fortsetzung, in Form einer billigen Kopie des Originals. Ob es nun der Name war der Geld brachte oder warum auch immer, aus irgendeinem Grund gibt es nun eine direkte Weiterführung der Handlung des zweiten Teiles (und es wird sogar ein Handlungsbogen zum ersten Teil gespannt). Zu meiner Überraschung ist dieser, unter der Regie von John Pogue (Quarantäne 2) entstandene Film, ganzheitlich ein Sprung nach oben.
Vielleicht bin es ja auch nur ich, aber in einem Jahr wie diesem (hallo Covid 19) ist ein Haifilm der Marke „guilty pleasure“, bei dem man einfach mal abschalten kann und den Sommer auf und außerhalb der Leinwand genießt, genau das Richtige. Dabei unterstelle ich Drehbuchautor Dirk Blackman (Outlander) hier mal ganz frech, dass er sich mit den Mechaniken eines Creature Features sehr gut auskennt und eine Menge Spaß hatte beim Schreiben.
Nennt mich ruhig naiv, aber ich denke das war durchaus absichtlich. Was genau wollt ihr wissen? Ich meine z.B. die Tatsache, dass viele typische Szenen auf zwei Arten vorkommen: Da ist der eine Moment richtig cool und der Spruch dazu regt zum Schmunzeln an, dann wiederum gibt es überstilisierte Momente und beim darauf folgenden Oneliner, muss man den Kopf schütteln. Da ist ein Moment traurig, ein anderer wiederum wirkt überdramatisiert. Da ist eine Hai-Attacke schnell und wirkt realistisch, die nächste kommt dann übercool daher und man möchte dem Hai beinahe applaudieren.
Noch ein Beispiel: Da gibt es eine Szene, in der sich die Heldin im Bikini gerade duscht. Gerade als du die Sequenz als Zuschauer im Hirn als „ja, das ist nun essentiell für die Handlung“ eingestuft hast, kommt ein Schnitt und der Fokus ist abrupt weg von ihr. Man hat also sein Genre, man hat die Bausteine, es werden auch alle wichtigen Teile benutzt, doch hier ist für mich einfach einiges an Selbsterkenntnis bzw. Reflexion dahinter gewesen. Ist natürlich sicher so, dass das Andere ganz anders sehen könnten.
Die Effekte wiederum sind auch objektiv betrachtet richtig gut für eine Heimkino-Premiere, natürlich gibt es die „das ist nun ein CGI-Effekt, danke für die Erinnerung“ Momente, doch diese sind selten und werfen dich nicht aus der Handlung heraus. Auch die Darsteller machen ihre Sache gut und hatten sichtlich Freude ihre „ausgefeilten“ Charaktere zum Leben zu erwecken. Die gewitzte Heldin, der väterliche Mentor, der nette Tech-Nerd, der skrupellose Söldner, der arrogante Ex-Freund. Mit diesem Wissen über die Figuren hat man dabei wohl die richtigen Leute gecastet und es hat funktioniert.
Heraus stechen für mich vor allem zwei Leute. Tania Raymonde (Texas Chainsaw 3D) als Emma ist angenehm draufgängerisch, nicht auf den Mund gefallen und kann dich bei Bedarf sicherlich unter den Tisch saufen – alles andere als eine nette, schöne und langweilige Heldin. Bren Foster (Infini) als Söldner, der von Anfang an gefährlich wirkt und seine Skrupellosigkeit und plakativen Manipulationen richtig zelebriert, ist neben den Haien ein toller Gegenspieler.
Insgesamt daher ein unterhaltsamer Vertreter des Genres, mit Schauspielern, die man auch als solche bezeichnen kann, mit einer exotischen Kulisse, mit wunderschönen Unterwasseraufnahmen (vor allem zu Beginn), mit guten Effekten, schnellen Attacken, coolen Momenten, doofen Aktionen und der bekannten Botschaft, dass man als Mensch niemals Gott spielen sollte. Übrigens auch wenn dieser Film sich rein um die Auswirkungen des zweiten Teiles kümmert, man muss keinen der beiden Vorteile gesehen haben und „Deep Blue Sea“ ist ja sowieso nur mehr der Titel, weil der alleine schon mehr Zuseher anlockt.
P.S.: SPOILER: Was ich noch gelernt habe: Männer schmecken einfach besser, denn hier wird keine einzige Dame verspeist.
„Deep Blue Sea 3“ bekommt von mir 7/10 den Zusammenhalt von Geschwistern zelebrierende Empfehlungspunkte.