Freaks (Filmkritik)

Die siebenjährige Chloe (Lexy Kolker) lebt seit sie sich erinnern kann, in einem verlassenen Haus zusammen mit ihrem Vater (Emile Hirsch). Die Türe ist mehrfach verriegelt, alle Fenster sind mit Vorhängen und Tüchern verdeckt und Regel Nummer eins ist, dass Chloe das Haus niemals verlassen darf. Laut ihrem Vater ist es da draußen nämlich sehr gefährlich, speziell für Chloe.

Sie ist nämlich etwas Besonderes und die Welt da draußen, hat etwas gegen Menschen, die nicht der Norm entsprechen. Bis jetzt ging das isolierte Leben von Chloe und ihrem Dad ganz gut, doch langsam aber sicher beginnt sie an seinen Worten zu zweifeln und die Neugierde wird immer größer. Ist die Außenwelt wirklich gefährlich und was soll schon falsch daran sein, sich etwas Eiscreme zu kaufen?

Was die beiden Freunde Zach Lipovsky (Dead Rising: Watchtower) und Adam B. Stein hier als Drehbuchautoren und Regisseure geschaffen haben, ist eine emotionale, vielschichtige und teilweise sehr persönliche Reise geworden, bei der die Beziehung zwischen Tochter und Vater im Mittelpunkt steht. Dabei steht dieser kanadisch-amerikanischen Koproduktion offensichtlich nur ein kleineres Budget zur Verfügung, was jedoch nie negativ auffällt.

Im Gegenteil, falls die Tatsache, dass beinahe der gesamte Film nur in einem alten Hause spielt irgendetwas mit Geld zu tun hatte, dann hat es dem Film sogar gut getan. Die Stimmung im Gebäude ist klaustrophobisch, die Atmosphäre eine ganz eigene. Geht von dieser Eigenständigkeit eine Art von Sicherheit aus, oder scheint hier etwas nicht zu stimmen? Ist die Gefahr wirklich da draußen, oder sind die titelspendenden Freaks im Haus die eigentlichen Monster?

Emile Hirsch (The Autopsy of Jane Doe) ist dabei richtig stark als Vater, der zwischen Liebe und teilweise übertriebenem Beschützerinstinkt schwankt und sich über weite Strecken, nicht klar auf der positiven oder negativen Seite einordnen lässt. Genial dabei ist das improvisierte Spiel von Lexy Kolker (Shooter) als Chloe, die bei den Dreharbeiten nicht mal 10 Jahre alt war. Ich meine das muss man schon in sich haben, denn es gibt nur so viel, wie man einem Kind beibringen kann, der Rest muss schon da sein.

Wie authentisch sie ihre Reaktionen vermittelt auf Situationen, die streckenweise kein Mensch schon in dieser Form erlebt hat, ist unglaublich spannend und auch wenn man die kindliche Naivität mit einberechnet, doch einigermaßen irritierend. Man ist dabei immer auf ihrer Seite, einfach weil man sie versteht, nicht weil man alles richtig findet, was sie tut.

Neben all den persönlichen Elementen, ragt wie so oft auch hier ein gerade brandaktuelles Thema mit herein und das ist natürlich Rassismus. Ja, die hier als Freaks bezeichneten Menschen sind potentiell gefährlich (die X-Men lassen grüßen und außerdem, wer – auch ohne Kräfte – ist das eigentlich nicht, nämlich ein Freak), doch sie deswegen zu jagen, zu töten, an ihnen herum zu experimentieren oder sie als Waffen heran züchten zu wollen, das klingt typisch nach machtgeiler Regierung und kann nicht der richtige Weg sein.

Das ergibt insgesamt ein Abenteuer, das zwischen leisen Tönen und mächtigem Krach wechselt, dieselbe Mechanik auch auf innere Gefühle anwendet und es insgesamt schafft bekannte Inhalte zu nehmen, doch sich am Ende schön unverbraucht anfühlt. Die Performances sind richtig gut und vor allem wirken sie ehrlich und die wenigen Effekte sind trotz des geringen Budgets stimmig geworden. Ein kleiner Geheimtip also für Fans von Sci-Fi Stories.

„Freaks“ bekommt von mir 7/10 die Tatsche dass Monster gezüchtet werden und nicht geboren ignorierende Empfehlungspunkte.


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