Artemis Fowl (Filmkritik)

Artemis Fowl (Ferdia Shaw) ist ein zwölf Jahre altes Genie, dass jedem Menschen seine Überlegenheit spüren lässt. Seit dem Tod seiner Mutter respektiert er nur seinen Vater (Colin Farrell) als Autoritätsperson in seinem Leben. Eines Tages ist dieser jedoch verschwunden und wird in sämtlichen Medien als Meisterdieb beschuldigt. Artemis ist völlig verzweifelt. Doch der Butler/Bodyguard des Hauses führt den jungen Mann in die geheimen Räume seines Vaters und hier eröffnet sich eine ganz neue Welt.

All die Geschichten über Elfen, Zwerge und andere magische Wesen waren real und diese für normale Menschen versteckte Welt, hat offensichtlich etwas mit dem Verschwinden seines Vaters zu tun. Es wird Zeit eine Elfe zu fangen, um Antworten zu bekommen. Gut dass Holly Short (Lara McDonnell) gerade eine Mission in der Nähe erfüllt hat und Artemis wie immer bereits einen Plan hat…

Im Jahr 2001 begann die Erfolgsgeschichte der Young-Adult Romane rund um Artemis Fowl. In insgesamt acht Büchern (plus Begleitbände und Graphic-Novel) werden über seine Abenteuer berichtet. Bereits seit dem Jahr 2001 ist es auch, dass man eine Verfilmung der Story plant, doch erst im Jahr 2013, als Walt Disney Pictures die Rechte erworben hat, kam die Produktion langsam aber sicher wieder in die Gänge.

Im Juni 2020 ist es nun endlich so weit gewesen und Artemis Fowl wurde in filmischer Form veröffentlicht. Auf Grund der Covid 19 Pandemie jedoch nicht im Kino, sondern auf dem Streaming Dienst Disney Plus. Das ist auch gut so, denn keine Ahnung, was Regisseur Kenneth Branagh (Mord im Orient-Express, Cinderella) sich hier gedacht hat, aber wenn es sein Plan war, vor allem Fans als auch Neueinsteiger zu ärgern, dann hat er einen großartigen Job gemacht.

Ich kenne das Ausgangsmaterial in keiner Weise, deshalb werde ich auch nicht weiter darauf eingehen aber nur so viel: Wenn grundlegende Verhaltensweisen oder Hautfarben von Hauptcharakteren geändert werden, dann ist das für Fans selten ein Grund zur Freude. Das größte Problem für mich als Artemis Fowl Laie, ist der „Held“ selbst gewesen. Ein arroganter, kleiner Junge, der intelligenter ist als die meisten und das auch alle spüren lässt.

Da gibt es dann gleich zwei Probleme. Erstens ging mir der präpotente Junge von der ersten Sekunde an auf die Nerven und zweitens kann es Newcomer Ferdia Shaw in seiner ersten Rolle in keiner Weise glaubwürdig vermitteln, dass seine Figur vom IQ alle in den Schatten stellt. Also man weiß wenig von ihm und das was man weiß, das macht ihn sehr unsympathisch. Noch schlimmer was die blasse Performance und Figurenzeichnung betrifft, hat es nur die elfische Oberschurkin getroffen.

Ihr Gesicht sieht man nie, ihre Beweggründe werden nicht mal richtig angedeutet und eine Kapuze inklusive verzerrter Stimme, das kennt man aus anderen Franchises und zwar besser. Das ist so wohl für Niemanden mehr furchteinflössend. So düst die Handlung dann voran, ohne dass man emotional an den Helden gebunden ist, was wohl den Machern klar war, da man sich scheinbar voll auf die Schauwerte verlassen hat.

Die Welt der Elfen, ihre technischen Gadgets, all die Regeln und die Hierarchien, das wirkt dann auch (trotz klar erkennbaren Inspirationsquellen) frisch und lässt einiges von den oben genannten Mängeln, kurz in Vergessenheit geraten. Eine wahre Retterin im doppelten Sinne, ist jedoch Lara McDonnell (Love, Rosie). Man hätte den Film von mir aus ruhig „Holly Short“ nennen können und sich voll auf ihren Charakter konzentriert und ich wäre glücklich gewesen.

Nicht dass eine Figur neu wäre, die aus dem Schatten eines in Ungnade gefallenen Elternteiles treten möchte, aber wie sie Holly spielt, ist einfach durch und durch ehrlich, natürlich und auf eine entwaffnende Weise liebenswert. Ich hab immer nur darauf gewartet, dass endlich sie wieder im Mittelpunkt steht. Wenn sie sich diese Art behält, dann muss man sie sich auch als erwachsene Darstellerin merken.

Wenn wir schon bei erwachsen sind. Colin Farrell (Fantastic Beasts) als Vater von Artemis und Judi Dench (Philomena) als Elfen-Generalin sind nett in ihren Rollen, können jedoch keine eigenen Impulse setzen, was sicher am Drehbuch gelegen hat. Einzig Josh Gad (Little Monsters) als Zwerg ist so herrlich daneben, dass neben Fremdschämen auch der eine oder andere Lacher dabei ist.

Insgesamt also ein chaotisch zusammen geworfener, infantiler Fantasie-Klamauk der wohl am Besten für Kinder funktioniert, die die Bücher nicht kennen. Fans sollten einen großen Bogen darum machen. Es hatte zuletzt auch Dr Dolittle seine Probleme, den richtigen Ton zu finden, aber hier ist eindeutig noch mehr schief gegangen. Lara McDonnell werde ich mir dafür auf jeden Fall merken, schade nur, dass sie hier in keinem besseren Film mitspielen darf.

„Artemis Fowl“ bekommt von mir 4,5/10 die Elfenwelt lieber in Ruhe lassende Empfehlungspunkte.


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