The Hunt (2020 Filmkritik)

Zusammen mit 11 anderen Menschen, erwacht Crystal (Betty Gilpin) in einem Waldstück. Sie wissen nicht wo sie sind, was ihnen genau passiert ist und wer hinter der Sache steckt. Plötzlich werden sie jedoch beschossen und kurze Zeit später, sind die meisten von ihnen tot.

Die zunächst unsichtbaren Jäger, haben jedoch schon bald ein Problem. Crystal hat nämlich kein Interesse daran hier zu sterben und sie wird all ihre Fähigkeiten einsetzen, um sich zur Wehr zu setzen. Die Jagd hat begonnen und die Frage ist, wer nun genau die Jägerin und wer die Gejagte ist?

Regisseur Craig Zobel (Z for Zachariah) und sein Drehbuchautor Damon Lindelof (z.b. World War Z und die aktuelle Watchmen Serie), haben sich mit ihrem neuesten Werk ein bewusst provokantes Thema ausgesucht, dass vor allem amerikanische Seher gespalten hat. Immerhin werden die Opfer hier im Original als „deplorables“ bezeichnet, ein Ausdruck den Hillary Clinton im Wahlkampf für Unterstützer von Donald Trump gewählt hatte.

Ich finde es ja in manchen Bereichen sehr wichtig, wenn man eine klare Aussage macht. Hier verschwimmen dann gerade gegen Ende jedoch die Grenzen, Opfer- und Täterrollen wechseln und wer nun der/die Bösen am Ende sind? Nun, das ist wohl die Gesellschaft (oder auch nicht). Kein Wunder dass sich dann sowohl die Konservativen als auch die Liberalen über das Endergebnis beschwert haben.

Für mich als Europäer, ist dies ein herrlich kaltschnäuziges Erlebnis, bei dem man Niemanden außer sich selbst vertrauen sollte und als großes Plus bekommt man eine überragende und mir bisher unbekannte Betty Gilpin in der abgebrühten Hauptrolle präsentiert. Was ist mit dem Rest und gibt es dennoch Regeln? Nun schon zu Beginn, wenn man sich sicher ist, dass man sowohl das für das Horror-Genre typische Final Girl als auch den guten Kerl aka Helden erspäht hat, wird man schnell eines Besseren belehrt.

Nachdem nach circa 20 Minuten so gut wie alle Gejagten chancenlos und kaltblütig beseitigt wurden (ja, es ist auch teilweise subversiver Humor dabei), wird der Spieß umgedreht. Dabei ist Crystal so effektiv, und neben ihren trockenen Sprüchen auch ziemlich emotionslos, so dass man um sie nie wirklich Angst hat. Man versteht was sie tut, jubelt ihr auf Grund ihrer Coolness auch zu, doch das müsste im Prinzip gar nicht sein.

Sie weiß nämlich genau was sie tut und zweifelt nicht. Auch gibt es keinen Moment in dem sie Einblicke in einen möglichen weichen Kern unter der harten Schale geben würde. Das würde in einigen Fällen wohl Distanz zwischen ihr und den Zuschauern erzeugen, doch ich finde sie richtig faszinierend (und einschüchternd zugleich). Wie sie die Geschichte von ihrer Mutter erzählt und der Verweis dazu am Ende, das bringt sie unheimlich stark rüber, Grinsen und erstauntes Kopfschütteln war da bei mir angesagt.

Politisch korrekt ist das Ganze somit sicher nicht. Von der Aussage bedenklich? Hm, vielleicht, schwer zu beantworten, da man den Film auf mehr als eine Art „verstehen“ kann. Satire? Auch möglich. Kritik? Ist immerhin der „Watchmen“ Schreiber beim Drehbuch dabei gewesen. Ihr seht schon, da kann man sicher viel diskutieren darüber, was wohl die beste Werbung ist, da man als Film nicht in der Masse untergeht.

Betty Gilpin (Stuber, Glow) wie gesagt überragt alle mit ihrer Performance. Das kann man so nicht richtig beschreiben, wie sich ihre Crystal gibt, was sie tut und vor allem wie, da muss sie einen ganz eigenen Zugang gefunden haben. Sie beobachtet ständig und schlägt plötzlich zu. Ihre Art von Coolness, kann man nicht lernen. In Hilary Swank (Logan Lucky) hat sie eine eiskalte Soziopathin als Gegenspielerin, sie ist nicht so vielschichtig, dafür absolut verachtenswert.

Insgesamt daher ein kontroverser Film, der brutal ist, schrägen Humor hat, mit Erwartungshaltungen spielt und eine „Breakout-Performance“ der Hauptdarstellerin bietet. Und was lernen wir daraus? Wenn man Leuten Sachen unterstellt, dann sollte man sich nicht wundern, wenn diese Menschen dann genau das wahr werden lassen.

„The Hunt“ bekommt von mir 8,5/10 den Hasen wie immer gewinnen lassende Empfehlungspunkte?


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