The Possession of Hannah Grace (Filmkritik)

Megan (Shay Mitchell) ist Polizistin. Zumindest war sie das, bis sie bei einem Einsatz im „Starrzustand“ nicht schießen konnte und ihr Partner dabei das Leben verloren hat. Es folgte der Tablettenmissbrauch und eine ziemlich schwere Zeit für sie, doch dank ihrer Freundin Lisa (Stana Katic), hat sie nun einen neuen Job. Sie übernimmt die Nachtschicht in einer Leichenhalle.

Körper annehmen von der Rettung, Fotos machen, Fingerabdrücke nehmen und im Computer aufnehmen. Alles kein Problem, das schafft Megan. Kein Grund wieder zu Tabletten zu greifen. Dann kommt jedoch der schwer entstellte Körper einer jungen Dame namens Hannah Grace (Kirby Johnson) in die Pathologie und der ist weit weniger tot, als es ein ganz gewöhnlicher Leichnam sein sollte…

Grundsätzlich tut es meiner Meinung nach amerikanischen Filmen immer ganz gut, wenn der Regisseur aus einem anderen Land kommt. Das bringt einen frischen Touch, denn man spürt das irgendwie in der Grundatmosphäre. Hier hat sich jedoch der Niederländer Diederik Van Rooijen (Daglicht) um einen Stoff angenommen, den sein norwegischer Kollege André Øvredal im Jahr 2016 mit The Autopsy of Jane Doe, um einiges stimmiger behandelt hat.

Zuerst mal zu den Grundvoraussetzungen. Sehe ich den Film als reine spannende Unterhaltung, bei der ich abschalten kann und mein Gehirn Pause macht, dann hat man hier sicher eine gute Zeit. So etwas bin ich aber eher von den jährlichen „Teenager Jump Scare Gruselfilmen“ der Marke The Bye Bye Man oder Truth or Dare gewohnt. Eine Dämonen/Exorzismus Story mit erwachsenen Protagonisten, sollte da schon auf einer anderen Ebene funktionieren.

Was mich hier am Meisten stört, ist die vorhandene Inkonsistenz, auf den Dämon und seine Aktionen und Kräfte bezogen (dazu kommen nun auch ein paar Spoiler). Die Prämisse lautet ja: der Dämon ist so mächtig, dass er auch im Körper weiter lebt, nachdem der Wirt tot ist. Er tötet dann Menschen, um sich aka den Wirt wieder zu heilen. Warum lässt er dabei gleich bei mehreren Anlässen Megan am Leben? Weil sie die Hauptfigur ist?

Eher wohl weil sie als gepeinigte Dame, ein möglicher Wirt für den Dämon sein könnte. Warum dann aber den beschädigten Körper heilen, braucht der Dämon vorher mehr Kraft für den Wechsel? Das alles hab ich mir zusammen gereimt, denn der Dämon spricht nicht. Dann wiederum ist er einerseits so stark, dass er einen Menschen bewegungslos macht, ihn schweben lässt und dann tötet. Andererseits kann sich ein zweiter Mensch daneben frei bewegen. Oder war das nur, weil es sich um Megan handelte? Ich bin verwirrt.

Aber gut, die Inszenierung, Optik und Performance der dämonischen Leiche, ist gut gelungen. Unheimlich, ekelig, klassisch was Geräusche und Bewegungen betrifft, genau das will man sehen. Die kalte Atmosphäre des Gebäudes entwickelt gerade durch diesen extra sauberen Look, eine gewisse Bedrohung. Nur beim etwas abrupten Finale haben die dann beim Schnitt gepatzt und das CGI-Feuer, kann man nie wirklich ernst nehmen.

Shay Mitchell (Pretty Little Liars) ist gut in ihrer vom Zeitgeist geprägten, vom Schicksal gebeutelten und dennoch „starken Dame“ Rolle. Sie wirkt natürlich, hat einen gewissen Spürsinn und stellt sich schließlich der übernatürlichen Wahrheit. Ansonsten ist mir nur Nick Thune (Dave Made a Maze) als sympathischer Sanitäter in Erinnerung geblieben und es ist nett Stana Katic (Abesentia) nach ihrer Hauptrolle bei Castle, wieder mal auf der Leinwand zu sehen, auch wenn ihrer Rolle sehr beliebig ist.

Insgesamt daher ein Film, der für mich klar nicht zu Ende gedacht wirkt, was den Dämon, seine Kräfte und seine Absichten betrifft. Ignoriert man diese Tatsachen, dann wird man als Genre-Fan ganz nett unterhalten, wobei mehr als Standard bzw. genau das was man erwartet (oder auch sehen will), nie geboten wird. Es wäre leicht gewesen hier mehr raus zu holen, dennoch sind die oben genannten Teenie-Horror Beiträge, noch einmal klar eine Stufe drunter.

„The Possession of Hannah Grace“ bekommt von mir 5/10 an dämonischer Verwirrung leidende Empfehlungspunkte.


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