Dylan (Michiel Huisman) hat einen verantwortungsvollen Beruf: er kontrolliert den Flugverkehr und hat so täglich praktisch das Leben von tausenden Menschen in der Hand. Eines Tages irritiert ihn ein plötzlich auftretendes Phänomen, das er sich nicht erklären kann und er zögert deswegen kurz. Als ihn seine Kollegen ansprechen, löst er sich aus seiner Starre und kann eine Kollision zweier Flieger gerade noch verhindern, wird jedoch vorläufig suspendiert.
Bei einer Ballettvorstellung lernt er eine Dame namens Sarah (Teresa Palmer) kennen und kommt mit ihr ins Gespräch. Als er feststellt, dass sie in einem der Flugzeuge gesessen ist die wegen ihm beinahe einen Unfall hatten, entschuldigt er sich. Sie meint jedoch nur, er habe sie gerettet. Die beiden treffen sich daraufhin öfter und verlieben sich in einander. So einfach ist die Sache jedoch natürlich nicht, denn das von Dylan erlebte Phänomen, war gerade erst der Anfang.
Paul Currie, der aus Australien stammt und bei dieser australisch-amerikanischen Koproduktion Regie geführt hat, ist in seiner Heimat vor allem bekannt geworden durch Dokumentationen, kleinere Filme oder als Produzent (Hacksaw Ridge). In seiner ersten größeren Arbeit hat er sich ein Abenteuer ausgesucht, das sich nicht klar in ein Genre zwängen lässt, jedoch die einzelnen Teile nahtlos ineinander übergehen und die Inszenierung vor allem eines schafft: man wird in die Handlung hinein gezogen.
Ich persönlich finde ja, dass die Aussage eines Filmes nicht immer eindeutig oder für jeden Zuseher die gleiche sein muss. Genau so ist es auch hier, welche Mächte nun genau am Werke waren/sind, da gibt es einiges an Interpretations-Freiraum. Zu Beginn ist die Sache wie so oft noch eine ganz harmlose. Nur ein kurzer Zwischenfall stört den geregelten Ablauf von Dylan. Man kann sich zu diesem Zeitpunkt nicht sicher sein, was da nun passiert ist oder ob das nur in seinem Kopf so abgelaufen ist.
Dann beginnt die Liebesgeschichte und die ist angenehm natürlich und verspielt gestaltet, man spürt förmlich die Anziehung, die die beiden offensichtlich auf einander haben. Von dem Mystery-Anteil, der nun langsam aber sicher immer größer wird, will ich gar nicht zuviel erzählen. Nicht weil man dadurch einen Twist zerstören würde, sondern weil es in diesem Fall einfach besser wirkt, wenn man die Story genau so wie Dylan selbst erlebt, ohne zu viel Vorwissen zu besitzen. Und ja, es ist hier auch nicht leicht zu beschrieben, ohne dabei nur mehr wirres Zeug von sich zu geben.
Optisch sieht das Ganze sehr modern aus, die gezeigten Bilder sind einfach sehr schön zu betrachten. Passend dazu liefert Lisa Gerrard (Gladiator) die Musik, die einigen Szenen klar diesen Touch verleiht, dass es hier um etwas geht. Man spürt die Macht des Strudels und die bittere Ironie dahinter, dass gerade ein Mann der Ordnung, durch immer wieder kehrende Muster, die nur er zu erkennen scheint, beinahe in den Wahnsinn getrieben wird. Wirklich sympathisch und auch voll bei der Sache, sind die Darsteller.
Michiel Huisman (Für immer Adaline) ist als Dylan zunächst ein charmanter Einzelgänger. Bis er Sarah trifft, denn dann packt er seine romantische Ader aus. Schließlich darf er von wütend bis verzweifelt einige Gefühle durchleben, sogar unberechenbar ist dabei, was anfangs so gar nicht zu ihm zu passen scheint. Dabei bleibt sein Handeln immer bachvollziehbar und man wünscht ihm einfach, dass die Sache aufgeklärt wird, bevor er oder Sarah zu Schaden kommen. Die wird ebenfalls sehr überzeugend von Teresa Palmer (Light´s Out) gespielt.
Vor allem wie sie gewisse Sachen sagt und wann sie reagiert, in diese Dynamik spielt sicherlich einiges von dem auftretenden Phänomen hinein. Oder der Regisseur will nur, dass wir das glauben, was ebenso clever wäre. Sam Reid (Anonymus) ist ihr Ex-Freund Jonas und bei ihm hat man von Anfang an ein zwiespältiges Gefühl. Man wartet förmlich darauf, dass er sein wahres Gesicht offenbart. In einer kleinen Nebenrolle gibt es ein Wiedersehen mit Maeve Dermody (Black Water) als Kollegin von Dylan, sie sieht man in letzter Zeit leider ja viel zu selten vor der Kamera.
Insgesamt daher ein zwar kleiner, dafür aber spannender und auch emotionaler Film, bei dem die ruhigeren Momente überwiegen, der jedoch seine Sog-Momente gekonnt nutzt um den Zuschauer zu involvieren. Zusätzlich fühlt sich Alles dann auch noch angenehm unamerikanisch an und von der Story her nicht ausgelutscht, was beides durchaus erfrischend nachwirkt nach dem Finale. Ich mochte diesen Mix, der endlich wieder mal eine Geschichte erzählt, die ein Ende hat und nicht auf Fortsetzungen hin ausgelegt ist.
„2:22“ bekommt von mir 7,5/10 die Zeit ganz genau im Auge behaltende Empfehlungspunkte.