In a Valley of Violence (Filmkritik)

Ein schweigsamer Cowboy (Ethan Hawke) reitet in Richtung Mexico, gemeinsam mit seiner treuen Hundedame Abby. Auf seinem Weg besucht er die Stadt Denton, um Proviant zu kaufen und endlich ein überfälliges Bad zu nehmen. In der örtlichen Bar kommt es zu einer Auseinandersetzung mit einem Typen namens Gilly (James Ransone), die der Fremde mit einem schnellen Kinnhaken für sich entscheiden kann.

Gilly jedoch ist der Sohn des örtlichen Marshalls (John Travolta) und gleichzeitig sein Deputy. Nach einem kurzen Gespräch löst sich das Problem dann aber auf und der Cowboy verlässt die Stadt und kehrt nie wieder zurück. Denkt er zumindest, denn Gilly widersetzt sich der Entscheidung seines Vaters und überfällt den Fremden mit drei seiner Freunde, tötet dessen Hund und lässt ihn zum Sterben zurück.

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Regisseur Ti West wurde vor allem bekannt durch sein Mitwirken bei verschiedenen Bereichen diverser Horrorfilm-Produktionen wie etwa bei Cabin Fever 2, The Innkeepers oder The ABC´s of Death. Mit seinem ersten Drehbuch zu einem Western wollte West nun etwas Neues ausprobieren und schrieb die Rolle des einsamen Cowboys speziell für Ethan Hawke, der seinerseits nach einem Projekt in diesem Genre gesucht hat (hat ihm scheinbar gefallen, immerhin war er danach auch bei Den Glorreichen Sieben mit dabei).

Bei all der Motivation ist klar, dass es sich nicht um eine heruntergekurbelte Auftragsarbeit handelt. Dieses Tal der Gewalt fühlt sich an wie eine Mischung aus Hommage und einem ständig mitschwingenden Unterton der Satire. Nein, der Film macht sich nicht lustig über Western an sich, er nimmt nur typische Klischees, verwendet sie weil es eben so sein muss und schafft es dann irgendwie gleichzeitig, gewisse Erwartungen zu erfüllen und dennoch einen kleinen Twist hinzu zu mischen.

Er ist kein Dieb, dafür aber ein Killer. Er will nur seine Ruhe und ist auf der Durchreise. Ist es klug sich mit so jemanden anzulegen? Sollte man dessen Hund töten? Hat da jemand John Wick gesagt? Man bekommt schon eine Wut auf vier Täter, doch hat man teilweise auch Mitleid mit ihnen, denn die Dämonen die unseren Antihelden quälen, machen ihn zu einem eiskalten Kontrahenten. Dass sein Wille heil aus der Sache wieder heraus zu kommen auch nicht der ausgeprägteste ist, macht ihn zusätzlich gefährlich.

Die vom Grundprinzip her einfach gehaltene Handlung wird eingebettet in wunderschöne Bilder, durch klassische Einstellungen und Kamerafahrten entstehen dabei romantisch verklärte Western-Landschaften, alles jedoch im minimalistischen Stil, da ja in der kleinen Stadt mit den paar Menschen darin, ein Großteil der Handlung spielt. Herrlich altmodisch und im Hintergrund ständig als treibende Kraft eingesetzt, leistet der Score von Jeff Grace ebenfalls einen großen Beitrag, um den Film als Gesamtprodukt, sehr stimmig erscheinen zu lassen.

Genial und wirklich anders als ich sie bis jetzt gesehen habe, ist Taissa Farmiga (Mindscape, The Final Girls) als Mary-Anne, die mit ihrer von Karen Gillan (Oculus) als angepassten Gegenpol gespielten Schwester das Hotel in der Stadt leitet. Sie redet nur nicht wenn sie gerade Luft holt, hat überhaupt keine Berührungsängste auch auf Fremde bezogen und lehnt sich gegen das System auf, dem sie sich innerhalb ihrer Stadt fügen sollte. Sie funktioniert wie ein hyperaktiver Lichtschein in einer sonst ziemlich dunklen Welt.

Ethan Hawke (Boyhood) ist souverän als einsamer und verbitterter Mensch, der seine Menschlichkeit durch die Beziehung zu seiner Hündin am Leben erhält. Als er um ihr Leben bettelt, das ist schon richtig unangenehm anzusehen. John Travolta (Basic) als Marshall ist zwar nicht schlecht, seine durch Worte erzeugte Bedrohlichkeit, geht jedoch bald schon wieder verloren. James Ransone (Sinister) als Gilly schließlich, nun der ist genau der Typ arroganter und dummer Macho, dem man von seiner ersten Szene an, am Liebsten ins Gesicht schlagen würde.

Insgesamt daher ein sehr kleiner Western, der technisch ansprechend inszeniert ist und von ein paar richtig starken Performances getragen wird. Erstaunlich viel Zeit wird hier dafür verwendet, Stimmung zu erzeugen und Figuren und deren Verhältnisse zueinander vorzustellen, die obligatorische Schießerei gibt es dann erst beim Showdown. Coolness gemischt mit der Schwere die Verlust und Schuld auf die Psyche auslösen, genau das macht unseren Helden aus und deshalb begleitet man ihn auch gerne auf seiner Reise in den Abgrund.

„In a Valley of Violence“ bekommt von mir 7,5/10 wenigen Worten einige Taten folgen lassende Empfehlungspunkte.

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