Arrival (Filmkritik)

Zeitgleich landen auf der Erde 12 Raumschiffe. Natürlich liegt es nahe miteinander kommunizieren zu wollen, doch anfangs scheitert man. Erst mit der Hilfe von Dr. Louise Banks (Amy Adams) und Dr. Ian Donnelly (Jeremy Renner) gelingen Fortschritte…

arrival

Wow. Schon sehr, sehr lange hat mich kein Film so sehr beeindruckt wie dieser. Ich hatte im Vorfeld nur Gutes über „Arrival“ gehört und war daher sehr gespannt, ob er hält was die Kritiken versprechen. Der Film basiert auf der Kurzgeschichte „Story of Your Life“ von Ted Chiang, der für sein Werk auch einige Preise erhielt.

Die Handlung des Filmes hält sich an die literarische Vorlage und beschäftigt sich mit der Frage, was passieren würde, wenn Aliens auf der Erde auftauchen. Für viele hat der Wissensdrang, sprich die Neugierde Vorrang, doch es scheint auch Menschen zu geben, die nur darauf warten, diese 12 einzigartig geformten Raumschiffe in die Luft zu sprengen, auch ohne Provokation.

Was mich erstaunt, vor allem bei einem Hollywoood-Film, ist, dass man auf die Intelligenz des Publikums vertraut und nicht jedes Detail der Handlung vorkaut und so zum Nachdenken anregt, was für mich um einiges reizvoller ist und einen Film einzigartig macht und dafür sorgt, dass er noch länger im Gedächtnis bleibt. Mich beschäftigte die Thematik des Filmes sogar noch bei der Fahrt nach Hause, denn ein bestimmter Handlungsaspekt (den ich hier nicht spoilern will) ließ mich einfach nicht los. Meiner Begleitung ging es übrigens genauso.

Ein Freund bezeichnete den Film als „Anti-Independence-Day“ und ich muss ihm Recht geben. Überzogene Weltraum-Schlachten und riesige Explosionen sucht man vergebens, stattdessen sieht man einen realistischen (soweit man das sagen kann) Umgang mit einer solchen Ausnahme-Situation. Das vorsichtige Beschnuppern, das Misstrauen, die Verständigungsschwierigkeiten, die Missverständnisse und das gegenseitige Verständnis wirken so echt, dass man ins Grübeln kommt.

Optisch ist der Film einfach nur beeindruckend. Ich sehe noch immer vor mir, wie Regisseur Denis Villeneuve (Sicario) den ersten offiziellen Auftritt des Raumschiffs, dass Louise betreten wird, inszeniert hat. Der Nebel, der die Fläche davor förmlich verschluckt (die Armee hat dafür riesige Nebelmaschinen gekauft, denn man erfährt später, dass die UFOs den Raum um sie herum nicht beeinflussen) steigert die Erwartungshaltung und ließ mich wirklich staunen. Hervorragend gemacht ist der Perspektiven-Wechsel beim Einstieg ins Raumschiff. Unvermittelt wechselt die Schwerkraft und aus einem vertikalen Zugang wird auf einmal ein horizontaler.

Für ein Budget von „nur“ (nach Hollywood-Blockbuster Maßstäben) 47 Millionen Dollar sieht Arrival fantastisch aus. Nur an einer Stelle dachte ich mir, boah schaut das schlecht gemacht aus. In der Szene waren computeranimierte Haare zu sehen, die ja sowieso schwer zu animieren sind. Die Aliens sieht man eigentlich nie in ihrer ganzen Pracht, da die Atmosphäre, die sie im Schiff umgibt, wie ein Schleier wirkt. Ihre Schreibschrift wirkt für mich innovativ und ich kann mich nicht erinnern, jemals solche verschnörkelten Kreise in einem solchen Zusammenhang gesehen zu haben.

Um den Film von der sehr präsenten wissenschaftlichen Ebene in die menschliche zu holen, braucht es gute Schauspieler. Amy Adams (Batman v Superman) als Dr. Louise Banks liefert hier eine fantastische, glaubwürdige Performance ab, die mich sehr beeindruckt hat. Ich würde sogar sagen, dass dies eine ihrer bisher besten Rollen ist. Man kauft ihr jede einzelne Emotion ab, sei es Freude, Neugier, Verzweiflung, Trauer, Verwirrung und Frustration. Adams beweist eine enorme Bandbreite.

Dagegen schaut Jeremy Renner (Captain America Civil War) als Dr. Ian Donnelly beinahe blass aus. Freilich ist er sympathisch und macht seine Sache nicht schlecht, aber gegen Adams kann man hier nur abstinken. Weiters erwähnenswert ist die Performance von Forest Whitaker (Star Wars: Rogue One), der Colonel Weber spielt, einen Soldaten, der nicht (!) darauf erpicht ist, sofort die Bomben fliegen zu lassen. Er stellt viel mehr intelligente Fragen und hört auf den Rat von den Wissenschaftlern, die er engagiert hat.

Fazit: Ein großartiger Film. Was für die Augen und fürs Hirn – was will man mehr?

Dieser Film bekommt von mir 9/10 außerirdische Punkte.


One thought on “Arrival (Filmkritik)

  1. Hab ihn jetzt auch endlich gesehen und kann dir nur zustimmen. Ein langsamer, entspannter, unaufdringlicher, aber verdammt spannender Film – mit einem Ende und eine Auflösung, die ich als sehr großartig empfinde.

    Im Herzen kein Sci-Fi-Film sondern ein Film darüber zum Leben mit all seinen Auf und Abs „ja“ zu sagen. Wirklich, wirklich gut.

    (Und Adams genauso wie Renner sind verdammt sympathisch hier)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.