Es war nun wirklich nicht seine Idee. Seiner Frau Lynn (Vinessa Shaw) zuliebe hat Doug (Aaron Stanford) eingewilligt, sich und dem gemeinsamen Baby den Komfort einer Flugreise zu verweigern. Warum? Weil ihre Eltern silberne Hochzeit feiern und dafür von Cleveland nach San Diego fahren wollten und zwar mit dem Wohnmobil, Lynn´s beide jüngeren Geschwister und die zwei Schäferhunde Beauty und Beast inklusive.
Irgendwo in der mexikanischen Wüste kommt es plötzlich zu einem Reifen-Platzer und das Auto hat nach dem darauf folgenden Crash einen Totalschaden. Doug und sein Schwiegervater Bob (Ted Levine) teilen sich auf, um Hilfe zu holen bzw. eine Weg hinaus zu suchen. Doug kehrt bald ohne erfolgreich gewesen zu sein wieder zurück, doch Bob lässt noch auf sich warten. Als mitten in der Nacht plötzlich die Hölle losbricht wird klar, dass dieser Unfall kein Zufall war sondern dies eine Falle ist, aus der es kein Entrinnen gibt.
Das Original stammt aus dem Jahre 1977 und kein geringerer als Wes Craven war damals für Drehbuch und Regie zuständig. An die schwere Aufgabe eines Remakes wagte sich im Jahr 2006 das neue französische Wunderkind des modernen Horrorfilms, Alexandre Aja (Piranha 3D). Bei Kosten von 15 Millionen Dollar konnte der Film weltweit circa 70 Millionen einspielen, was auch dazu führte, dass ein Jahr später ein Sequel folgte. Mal abgesehen vom finanziellen Erfolg ist dieses Remake eines der besten innerhalb des Genres, die ich jemals gesehen habe.
Das fängt gleich mal an mit der Atmosphäre. Die ist nach dem Vorspann und der kurzen, brutalen ersten Sequenz aufgeladen. Irgendwie fiebrig und unangenehm, genau wie die Hitze der Wüste. Lange Zeit passiert dann nichts Schlimmes, wir lernen die Familie besser kennen und man findet sich mit dem Gefühl ab, dass das Warten je länger noch nichts passiert, immer quälender wird. Wenn es dann losgeht, dann aber richtig. Die Sequenz mit der Attacke im Wohnwagen ist von lähmender Intensität, da kann man nur gebannt den gerade ablaufenden Wahnsinn verfolgen ohne mit der Situation während des Sehens zurecht zu kommen.
Dass die böse Regierung und ihre Atomtests Schuld sind an den Missbildungen der in der Wüste lebenden Mutanten, das ist zwar im Film ein Fakt, jedoch in keiner Weise eine Ausrede für ihre Taten. Die jagen wie wilde Raubtiere „normale“ Menschen, vergewaltigen, töten und essen sie auf. Von der Größe her und ihren entstellten Gesichtern alleine schon sind sie furchteinflössend, doch die Geräusche die sie machen und ihr Gelächter, das hebt sie endgültig in den Status von irren, nur schwer zu stoppenden Killer-Maschinen.
Sehr erfreulich ist auch die Wahl der Hauptfiguren, denn es wurde auf typische dumme Teenager verzichtet, eine Großfamilie muss hier ums Überleben kämpfen. Der Ex-Polizist wird natürlich als erster beseitigt und schon bleiben nur völlig normale Menschen über, die noch nie Gewalt gegenüber Anderen angewendet haben und plötzlich töten müssen, um ihresgleichen zu schützen. Alleine schon diese Ausgangslage ist spannend und wer da wann stirbt, das folgt keiner vorhersehbaren Regel.
Aaron Stanford (X-Men 2) als Doug macht mit Abstand die größte Entwicklung durch, überhaupt gibt es in Horrorfilmen selten einen Charakter wie er einer ist, der dann auch noch seinen Weg geht. Er nörgelt viel herum, liebt es ohne viel Aufwand durchzukommen und hat sich damit abgefunden, dass seine Frau die Hosen anhat in der Beziehung. Wie er dann trotz der offensichtlichen Überforderung doch Kampfgeist entwickelt, das ist richtig mitreissend. Der Kampf mit dem Axt schwingenden Mutanten, ja, der bleibt richtig lange im Gedächtnis.
Emilie de Ravin (Public Enemies) und Dan Byrd (Easy A) als junge Teenager-Geschwister funktionieren gut als Duo, nachdem sie auf Grund der Ereignisse, ihr besserwisserisches Teenager-Gehabe abgelegt haben und anfangen, gezielt an Lösungsmöglichkeiten zu arbeiten und als gegenseitige emotionale Stütze zu fungieren. Bei den Mutanten ist es vor allem Robert Joy (Alien vs Predator 2), der wegen seiner ungestümen Ekelhaftigkeit für Horror sorgt und Michael Bailey Smith (Chain Letter), der auf Grund seiner stupiden Rammbock-Art, wie eine Naturgewalt daherkommt.
Insgesamt daher ein was die Atmosphäre betrifft unheimlich dichter, intensiver Film, der seine (von der Musik und der Perspektive her) glorifizierenden Momente, in denen Mutanten zur Strecke gebracht werden, dazu benutzt, um uns Zuschauern die Möglichkeit zu geben, etwas Distanz zum Gesehenen zu bekommen, damit man wieder etwas zur Ruhe kommen kann. Die Darsteller sind top, allen voran Stanford, die Spannungskurve wird nach dem ruhigeren Beginn extrem angezogenen und die Wucht einiger Szenen, das muss man erst mal genau so hinbekommen. Eines ist jedenfalls sicher: Aja gehört in dieses Genre, denn Horror-Filme machen, das kann er wirklich gut.
„The Hills Have Eyes“ bekommt von mir 8,5/10 den in der Wüste bitter nötigen Survival-Instinct entdeckende Empfehlungspunkte.
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Gut zu lesende Kritik, der ich in größten Teil zustimmen kann.
Meiner Meinung nach handelt es sich nicht nur um ein Remake welches auf Augenhöhe mit dem Original ist. Was an sich ja bereits Seltenheitswert hätte. Sondern sogar zu jenen wenigen Filmischen Perlen gehört, welche das Original übertreffen.
Spontan fällt mir als weiteres Exemplar dieser Gattung lediglich Scarface ein.
Was mindestens ebenso verwunderlich und erwähnenswert ist, ist die Tatsache das dieser Film keine Probleme mit FSK, MPJM und Co hatte. Nach der Veröffentlichung der ersten Trailer war ich mir sicher hier einen Kandidaten für die Liste B mit Anschließender Beschlagnahmung nach § 131 StGB zu haben.
Das er dann ungeschnitten in den Kinos lief, ist für mich immer noch ein Wunder. Wurden doch bereits deutlich Harmloseren Filme im Laufe der Zeit Beschlagnahmt.
Harmloser sowohl in Hinsicht auf die Gewaltdarstellung, als auch in der Atmosphäre welche der Film verbreitet.
Alles in allem ein Ausnahme Film. Gerade im Genre der Horror- und Splatterfilme, welches (meiner Ansicht nach) selten wirklich herausragendes zu bieten hat.