Big Eyes (Filmkritik)

Walter Keane (Christoph Waltz) ist einer der erfolgreichsten Maler der 1950er und frühen 1960er. Seine Motive: Kindern mit übergroßen, unergründlich wirkenden Augen, die förmlich in die Seele des Betrachters zu blicken scheinen. Doch nicht er hat diese Bilder gemalt, sondern seine Frau Margaret (Amy Adams), die er durch geschickte Manipulation dazu brachte, ihre Bilder als seine auszugeben. Als Margaret schließlich genug von den Betrügereien ihres Mannes hat und ihn deswegen verklagt, beginnt ein riesiger Skandal.

Big Eyes

Inspiriert von einer wahren Geschichte, erzählt Tim Burton hier von der Malerin Margaret Keane, die von ihrem schleimigen Ehemann um ihre Kunstwerke und den daraus resultierenden Profit betrogen wurde, indem er sie als seine ausgab. Gleich mal vorweg – die Handlung wirkt, als hätte man von der Wikipedia-Biografie von Margaret und Walter Keane die Highlights heraus kopiert und ein bisschen Story drum herum gebastelt.

Kaum zu glauben, dass es sich hier um einen Tim Burton Film handelt, denn es kommt weder Helena Bonham Carter vor, noch spielt Johnny Depp hier die Hauptrolle des komischen Sonderlings. Burton fängt den Charme der 1950er Jahre gekonnt ein und hält sich in Puncto kreativer Optik erstaunlich zurück, vor allem im Vergleich mit bisherigen Big-Budget-Werken wie „Alice im Wunderland“ oder „Charlie und die Schokoladenfabrik“. Seine so typische Handschrift merkt man nur in einer Szene, in der Margaret in einem Supermarkt bei realen Menschen riesige Augen zu erkennen glaubt. Ansonsten könnte der Film auch leicht von einem anderen Regisseur kommen.

Leider ist der Film über weite Teile mehr oder weniger langatmig, obwohl Amy Adams und Christoph Waltz einen guten Job machen, wenngleich beide Charaktere leicht eindimensional wirken. Da die Geschichte einiges an Potential hat, ist es schade, dass der Film eher mittelmäßig ist. Dennoch sind die beiden Hauptdarsteller jeweils für einen Golden Globe nominiert und Sängerin Lana Del Ray hat eine Chance auf die Statue, für den besten Filmsong.

Margaret, das ewige, schüchtern und introvertiert anmutende Opfer, wirkt stellenweise schon fast nervtötend, wenngleich das weniger mit Amy Adams (American Hustle) zu tun hat, als mit der Figur an sich. Adams versteht sich darauf, die Malerin auf ihren Weg zur Selbstbestimmung darzustellen, sprich weg von ihrem sie psychisch fertig machenden Ehemann und hin zu einer Frau, die sich dazu entscheidet, den sie ehemals kontrollierenden Walter zu verklagen.

Christoph Waltz (Django Unchained) wirkt, als ob er mächtig Spaß mit der Rolle von Walter Keane gehabt hätte, stellenweise schrammt er aber nur haarscharf am Overacting vorbei. Dennoch bleibt sein Charakter recht eindimensional. Er ist schleimig, unsympathisch, groß kotzerisch und generell hassenswert. Man fragt sich, wie keiner in seiner Umgebung ihn als das erkannt hat, was er wirklich ist, nämlich ein Hochstapler. Schon vom ersten Moment an erkennt man, dass Walter etwas im Schilde führt, da er schon förmlich nach Ärger riecht.

„Big Eyes“ hat einen feministischen Unterton, der z.B. durch die von der immer sympathischen Krysten Ritter (Veronica Mars) gespielte DeeAnn, die eine unabhängige Frau ist, die sich nicht über Männer definieren lassen will und voller Stolz ihre Unabhängigkeit zur Schau stellt, zu Tage tritt. Dass schließlich auch Margaret sich ein Herz fasst und sich in einer Zeit als Scheidung noch ein Tabu war, von Walter scheiden lässt und den Ungustl dann auch noch vor Gericht zerrt, machte sie in meinen Augen gleich um einiges sympathischer.

Fazit: Tim Burton schuf mit „Big Eyes“ einen mittelmäßigen Film, der es nicht schafft, aus einer spannenden Story etwas wirklich Sehenswertes zu machen.

Dieser Film bekommt von mir 6/10 glupschäugige Punkte.


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