Dragon Age II (Game-Review)

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Die „Dunkle Brut“ fällt über die Lande her und Familie Hawke muss flüchten. Ihr selbst, eure Schwester, euer Bruder und eure Mutter sind auf der Flucht vor den brandschatzenden Dämonen, die ganz Ferelden (und dann vermutlich auch Thedas) in Schutt und Asche legen werden. Aber die Flucht dauert nicht lange, denn ihr werdet von der „Dunklen Brut“ überrascht, verliert einen Teil eurer Familie und findet neue Begleiter. Schließlich landet ihr an Bord eines Flüchtlingsbootes in Kirkwall.

Aber dort warten bereits Hunderte andere wie ihr. Sie wollen in die Stadt, müssen aber an ihren Außenmauern campieren und nur durch einen Zufall dürft ihr Kirkwall betreten. Aber nichts ist so gekommen, wie es gedacht war: Das alte Anwesen, das eurem Onkel vermacht wurde: weg. Euer ganzer Besitz und euer Geld: weg. Ihr seid die untereste Schicht, was euch die Bewohner Kirkwalls auch spüren lassen. Noch ahnen sie nicht, dass die Geschichte von Hawke eng und dicht mit der Geschichte von Kirkwall verwoben sein wird, denn am Ende … am Ende wird es Krieg geben. Und Hawke wird ihn mit verursacht haben ….

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Was war es für ein Aufschrei, als „Dragon Age II“ veröffentlicht wurde. So viel Kritik zu einem so kleinen Spiel. Klein deshalb, weil die Weltenrettung aus Teil 1 Geschichte ist. Der Fokus der Geschichte im zweiten Teil liegt absolut nicht auf der Rettung vor der „Dunklen Brut“, diese dient nur als Auftakt, um die Familie nach Kirkwall zu bringen (und einen Bezug zum ersten Teil herzustellen), sondern der Fokus liegt auf dem Werdegang eures Charaktes und dessen (tragischer) Familiengeschichte. Klein deshalb, weil die große, weite Welt auf die Stadt Kirkwall und paar kleine, umliegende Gebiete beschränkt wurde. Klein auch deshalb, weil die „Origins“-Geschichten gestrichen wurden. Ihr spielt fix einen Menschen, der zwar „Krieger“, „Magier“ oder „Schurke“ sein kann (das Spiel ist klar darauf ausgelegt, dass ihr einen Schurken spielt), aben nur mehr ein Mensch.

Dazu kommt, dass der gesamte „Look“ des Universums einem neuen Design unterzogen wurde. So sehen die Quanri jetzt viel animalischer aus und haben wirklich große Hörner (Stan in „Origins“ war noch ein Mensch, der einfach sehr groß geraten war) und auch die „Dunkle Brut“ hat ein neues Design bekommen. Auch Charaktere aus dem ersten Teil, die wieder auftauchen, haben sich teilweise drastisch verändert, so zum Beispiel „Flemeth“, die Hexe und sogar die Elfen sind neu in ihrer Optik. Das stieß nicht überall auf Gegenliebe (ich finde es großartig – speziell die Qunari und Flemeth).

Noch weniger auf Gegenliebe, sondern regelrecht auf Wut, stießen allerdings zwei weitere Dinge: Da wäre zuerst das „Level-Recycling“ zu erwähnen, denn das Gebiet von Kirkwall ist tatsächlich sehr sehr klein und noch dazu muss man viele Gegenden mehrmals besuchen, allerdings oftmals einfach nur von einer anderen Seite her. Dass die Pfade und Dungeons aber alle sehr gleich aussehen, weiß man spätestens ab der Hälfte des Spiels und auch wenn es jetzt nicht großartig stört, so zeigt es doch, dass die Liebe zum Detail hier völlig gefehlt hat. Als nächstes kommt die neue Ausrichtung der Kämpfe – laut den Designern von Bioware hatten viele SpielerInnen bei „Origins“ beklagt, dass die Zeitdauer zwischen „Aktion befehlen“ und dem Moment, in dem der Charakter die Aktion umsetzt einfach zu lange dauert. Es sei langweilig, meinten sie scheinbar. Deshalb hat man in „Dragon Age II“ die Kämpfe beschleunigt. Die Taktikkamera (welche die Ansicht aus der Schulterperspektive heraushob und eine Draufsicht zuließ) wurde gestrichen, wodurch sich die Kämpfe (gerade in engen Gebieten) doch sehr actionreich und streckenweise unübersichtlich spielten. Von einem unrealistischen Grad an Comicgewalt wollen wir hier jetzt noch nicht einmal sprechen.

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Das sind alles Punkte, die ich sehe und auch nachvollziehen kann. Eine Sache allerdings, die kann ich nicht nachvollziehen, auch wenn es noch so oft von diversen Personen erwähnt wird: Die Begleiter – nach wie vor das A und O von Bioware-Spielen – seien unausgegoren und ihre jeweiligen Geschichten nicht schlüssig. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob diese Leute und ich das gleiche Spiel gespielt haben, denn alle Charaktere in „Dragon Age II“ haben toll ausgearbeitete Geschichten und sie sind alle in Summe schlüssig. Von einem namhaften Printmagazin wurde gar behauptet, dass zum Beispiel nie erwähnt wird, warum die Begleiterin „Merril“ von ihrem Clan verstoßen wurde … da muss ich anmerken, dass sich die komplette(!) Questreihe von Merril darum dreht. Wie man das versäumen kann ist mir nicht klar (das war übrigens das gleiche Printmagazin, das behauptet hat, dass in „Crysis 3“ nie erwähnt wird, wie „Psycho“ aus seinem Anzug befreit wurde, aber das nur am Rande).

Also – was ich damit sagen will: Die Geschichte von „Dragon Age II“ ist intim – sie erzählt die (tragische) Familiegenschichte der Hawkes und sie ist mit intimen und schönen zwischenmenschlichen Momenten und tragischen Wendungen angereichert – was es nicht ist, ist eine epische Story über die Rettung der Welt. Das stimmt wohl. Aber unter uns gesagt – Abwechslung tut gut. Ich fand es super, dass Bioware diesen Schritt gewagt hat. Auch die Inszenierung fand ich toll, denn das Spiel ist im Grunde eine Erzählung des Zwerges „Varric“, der einer Seekerin von der Chantry namens „Cassandra“ (siehe „Dragon Age: Dawn Of The Seeker„) seine Version der Vorkommnisse erzählt. Was sogar das eine oder andere Mal in witzige Übertreibungen des Zwerges mündet.

Ein mutiger Ansatz, der – wie ich finde – wirklich super gelungen ist. Das Ende läßt viel offen und auch deshalb wurde „Dragon Age II“ oftmals als „Vorgeschichte“ für den dritten Teil kritisiert, wobei ich das nicht verstehe, denn – genau das ist „Dragon Age II“ ja auch tatsächlich: Die Vorgeschichte zu „Dragon Age: Inquistion“. Und unter diesem Aspekt betrachtet und die neue Ausrichtung mal außen vor lassend (die actionreichen Kämpfe und die neue Optik, sowie die Vereinfachung der Rollenspielelemente, etwa der Skillbäume, etc) kann ich nur sagen: „Dragon Age II“ ist ein verdammt gutes Spiel geworden, dass zwar weniger komplex als sein Vorgänger ist und sicher auch den einen oder anderen Makel aufweist, aber es beweist für mich, dass Bioware zwei Sachen noch immer kann:

a) Tolle Geschichten erzählen und
b) glaubhafte Charaktere erschaffen

Das muss ihnen erst einmal jemand nachmachen.

„Dragon Age II“ bekommt von mir 8,5 von 10 möglichen, die Geschichte von Thedas in einem intimeren Rahmen fortführende, Punkte.

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